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Wahlen 15 Wo sich der Graben wirklich auftut

In den grossen Schweizer Städten legt die SP zu, in den Agglomerationen die SVP. Es ist also nicht der Stadt-Land-Graben, der sich vertieft – sondern jener zwischen den Städten und ihrem Speckgürtel.

Die SVP ist die Gewinnerin der jüngsten Wahlen – zumindest gesamtschweizerisch. In den grossen Deutschschweizer Städten präsentiert sich das Bild ein wenig anders: Nicht die SVP, sondern die SP hat hier triumphiert. In der Stadt Zürich legt die SP um 2,7 Prozentpunkte zu, in Basel um 2,6 Prozent, in Bern um 3,8.

Eine Karte des Kantons Zürich, die zeigt, wo die SVP gewonnen und verloren hat
Legende: In der Stadt Zürich hat die SVP leicht verloren (gelb), fast überall sonst aber zugelegt (grün). Statistik Kanton Zürich

Ganz anders sieht das Bild in den Agglomerationen aus, die sich um diese Städte legen. Dort ist die SVP vielerorts mit Abstand stärkste Partei. Besonders gut sichtbar ist dieser Unterschied auf der Karte des Kantons Zürichs, wo die SVP in der Stadt verliert, fast überall sonst aber zulegt (siehe Grafik).

Arme und reiche Agglo-Gemeinden

Die Karte deutet auch darauf hin, dass sich die grössten Unterschiede heute nicht mehr zwischen der Stadt und der ländlichen Schweiz zeigen – sondern zwischen der Stadt und der Agglomeration. Letztere stimmt dagegen in vielen Fällen gleich wie ländliche Gemeinden. Entsprechend spricht Politikwissenschaftler Daniel Kübler lieber von einem Stadt-Agglo-Graben statt von einem Stadt-Land-Graben. Doch auch innerhalb der Agglomerationen gibt es grosse Gegensätze, weshalb Kübler eine weitere Unterscheidung anbringt: Jene zwischen reicher und armer Agglomeration.

Zu ersterer gehören Gemeinden wie Herrliberg oder Muri, zu letzterer Opfikon oder Kriens. «In der Kernstadt wohnen die linken Globalisierungsgewinner, in den reichen Agglo-Gemeinden die rechten Globalisierungsgewinner und in der armen Agglo die Globalisierungsverlierer», bringt Kübler seinen Befund auf den Punkt.

Kein Problem auf Bundesebene

Das Auseinanderdriften von Kernstädten und Agglomerationen lasse sich seit 1999 beobachten, sagt Kübler. Mit dem aktuellen Wahlergebnis setze sich ein Trend fort, der schon lange eingesetzt habe. Grund zur Sorge besteht für Kübler aber nicht: «Das politische System der Schweiz wird mit solchen Gräben fertig.» Zudem spiele der Stadt-Agglo-Graben auf Bundesebene gar keine solche grosse Rolle. Das sei vielmehr in den Kantonen der Fall. «Dort müssen ärmere und reiche Gemeinden Lösungen für gemeinsame Probleme finden.»

Dass das gegenseitige Verständnis mit der grösser werdenden Kluft nicht unbedingt gewachsen sei, zeige sich auf kantonaler Ebene aber durchaus, sagt Kübler. Er weist auf die empörten Reaktionen hin, wenn Städte fordern, dass auch die umliegenden Gemeinden einen Beitrag leisten an Angebote und Infrastruktur in der Stadt. Oder auf den Streit um den innerkantonalen Finanzausgleich.

«Die Schweiz wird durch diesen Stadt-Agglo-Graben nicht auseinandergerissen.»
Autor: Andreas Ladner Politologe

Trotz dieser Schwierigkeiten ist auch der Lausanner Politologe Andreas Ladner der Meinung: «Die Schweiz wird durch diesen Stadt-Agglo-Graben nicht auseinandergerissen.» Dass es Gräben gebe, sei völlig normal. Und sie seien auch weit entfernt von den konfessionellen Gräben, die sich einst durch die Schweiz zogen: «Damals wurde gewisse Vorlagen in katholischen Kantonen mit 90 Prozent abgelehnt, in reformierten dagegen mit 10 Prozent.» Ein Unterschied von 80 Prozent also – da nehmen sich die heutigen Verhältnisse geradezu zahm aus.

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