Mit Philipp Müller, Parteipräsident der FDP Schweiz, haben die Delegierten des Aargauer Freisinns ein prominentes Zugpferd in die Ständeratswahlen geschickt. Er soll den Sitz der zurücktretenden FDP-Frau Christine Egerszegi verteidigen. Die Delegierten wählten ihn einstimmig als Kandidaten.
Der 62-jährige Müller hatte seine Kandidatur für den Ständerat bereits im April 2014 angekündigt. Er wird sich am kommenden 18. Oktober auch erneut als Nationalrat zur Wiederwahl stellen. Diesem gehört er seit Dezember 2003 an.
Seit drei Jahren ist der gelernte Gipser und heutige Generalunternehmer aus dem ländlichen Wynental Präsident der FDP Schweiz. Bei seiner Wiederwahl als Nationalrat 2011 hatte Müller über 60 Prozent seiner Stimmen auf fremden Parteilisten erhalten.
Die offene Diskussionskultur im Ständerat würde mir gut gefallen.
Müller ist im Nationalrat für seine pointierten Aussagen bekannt. Im Ständerat müsste er sich diesbezüglich wohl etwas zurücknehmen, da es in der kleinen Kammer weniger um parteipolitische Grabenkämpfe geht. Müller selber sagt dazu im Gespräch mit Radio SRF: «Die Dossierpolitik des Ständerates kommt mir auch sehr entgegen, ich kenne das auch schon aus meiner Tätigkeit als Kommissionssprecher.»
Dennoch möchte Müller auch authentisch bleiben und weiterhin das sagen, was er denkt, auch wenn im Ständerat eine andere Redekultur herrscht. Diese andere Kultur würde Müller aber schon behagen: «Im Ständerat kann man eher spontan in der Diskussion aufeinander eingehen als im Nationalrat.»
Acht Parteien kämpfen um zwei Sitze
Es dürfte auch für Müller ein harter Wahlkampf werden. Der Ansturm auf die zwei Sitze in der kleinen Kammer ist im Aargau gross: Insgesamt acht Parteien haben ihren Anspruch angemeldet.
Die amtierende SP-Ständerätin Pascale Bruderer stellt sich der ersten Wiederwahl. Ins Rennen steigen auch Nationalrätin Ruth Humbel (CVP) sowie die Nationalräte Hansjörg Knecht (SVP), Beat Flach (GLP) und Bernhard Guhl (BDP). Nominiert sind auch die Grossrätinnen Lilian Studer (EVP) und Irène Kälin (Grüne).
Die Aargauer Kandidaturen für den Ständerat
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Bild 1 von 10. Pascale Bruderer (SP). Die studierte Politologin aus Nussbaumen bei Baden ist seit 2011 im Ständerat – sie kandidiert für eine zweite Amtszeit. Die Familienfrau und selbstständige Unternehmensberaterin ist vor allem bekannt für ihr Engagement im Interesse behinderter Menschen. Bruderer hat Jahrgang 1977. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 10. Philipp Müller (FDP). Der gelernte Gipser und heutige Generalunternehmer aus Reinach will den Sitz seiner Partei im Stöckli verteidigen. Als Parteipräsident der FDP. Die Liberalen Schweiz mit hoher Medienpräsenz hat er gute Chancen. Müller hat Jahrgang 1952, er sitzt seit 2003 im Nationalrat, Parteipräsident ist er seit 2012. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 10. Hansjörg Knecht (SVP). Der 54-jährige Unternehmer aus Leibstadt betreibt eine Mühle und ist seit 2011 im Nationalrat. Er will für die wählerstärkste Partei im Aargau den 2011 an die SP verlorenen Ständeratssitz zurückerobern. Knecht bezeichnet sich selber als «Sachpolitiker». Er ist unter anderem Präsident des Aargauer Hauseigentümerverbandes. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 10. Ruth Humbel-Naef (CVP). Die Gesundheitspolitikerin aus Birmenstorf sieht sich selber in der «Aussenseiter-Rolle». Bereits 2003 kandidierte die 57-jährige Primarlehrerin und Juristin für den Ständerat, scheiterte aber. Sie wurde damals in den Nationalrat gewählt, wo sie heute noch politisiert. Humbel war früher erfolgreiche Orientierungsläuferin. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 10. Bernhard Guhl (BDP). Nationalrat Bernhard Guhl will ins Stöckli. Der im Thurgau aufgewachsene Politiker bezeichnet sich unterdessen als typischen Aargauer. Guhl ist Elektroingenieur HTL, er hat Jahrgang 1972. Sein Hobby ist die Imkerei. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 10. Beat Flach (GLP). Der Jurist mit Jahrgang 1965 hat es 2011 auf Anhieb für die Grünliberalen in den Nationalrat geschafft. Zuvor sass er vom März 2009 bis November 2011 im Aargauer Grossen Rat. Beat Flach glaubt, dass er im zweiten Wahlgang durchaus eine Chance auf einen Ständeratssitz hat. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 10. Lilian Studer (EVP). Die Tochter von Ex-Nationalrat Heiner Studer aus Wettingen soll der EVP zum ersten Mal einen Sitz im Stöckli bescheren. Studer (Jahrgang 1977) ist seit zwölf Jahren im Aargauer Grossrat. Sie hat sich vor allem mit Gesundheits- und Familienthemen profiliert. Sie ist Lehrerin für Textiles Werken und Geschäftsführerin des Blauen Kreuzes AG/LU. Bildquelle: zvg.
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Bild 8 von 10. Irène Kälin (Grüne). Die Kandidatur von Irène Kälin, Co-Fraktionspräsidentin im Grossen Rat, soll den Grünen in erster Linie bei den Nationalratswahlen helfen. Nach dem Verzicht von Geri Müller auf eine erneute Kandidatur steht für die Grünen der Sitzerhalt im Vordergrund. Irène Kälin (Jg. 1987) ist Islamwissenschafterin und Gewerkschaftssekretärin. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 10. Der parteilose Pius Lischer (links) tritt zum dritten Mal – ohne jede Chance – zur Ständeratswahl an. Er vertritt seine eigene «Interessengemeinschaft Grundeinkommen». Samuel Schmid (rechts) vertritt die Sozial-liberale Bewegung und stellt sich zum zweiten Mal zur Wahl. Das letzte Mal holte er 0,5 Prozent der Stimmen. Bildquelle: Keystone; zvg.
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Bild 10 von 10. Christine Egerszegi (FDP). Die Politikerin aus Mellingen war die erste Ständerätin des Kantons Aargau überhaupt, als sie 2007 ins Stöckli gewählt wurde. Sie verzichtet nun per Oktober 2015 auf ihr Mandat und hat damit erst den «Run» auf diesen Sitz ausgelöst. Bildquelle: Keystone.