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Chocolatier unter Druck Wie wirken sich die Vorwürfe auf das Image von Läderach aus?

Schon wieder negative Schlagzeilen rund um den Schokoladenhersteller. Kundinnen und Kunden reagieren mit gemischten Gefühlen. Gesponserte wie das Zürich Filmfestival und das Eidgenössische Schwingfest geraten unter Zugzwang.

Der Name Läderach steht nicht zum ersten Mal im Fokus negativer Berichterstattung. Dem ehemaligen Patron Jürg Läderach wird seit Jahren Homophobie vorgeworfen. 2020 wurde sein Engagement beim «Marsch fürs Läbe» gegen Abtreibungen bekannt, was für Kritik sorgte. Es kam zu Vandalenakten an mehreren Läderach-Filialen sowie Boykottaufrufen.

Die Vorwürfe gegen Jürg Läderach

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Am Donnerstagabend strahlte SRF 1 den Dokumentarfilm «Die evangelikale Welt der Läderachs – Züchtigung im Namen Gottes» aus. Darin erheben ehemalige Schülerinnen und Schüler von «Domino Servite» den Vorwurf, dass sie regelmässigen Schlägen und Prügelstrafen unterzogen wurden, dies in den späten 1990er- und frühen 2000er-Jahren. Jürg Läderach hat die Schule bei Kaltbrunn SG mitaufgebaut. In einem Bericht, den die Schule zur Aufarbeitung selbst in Auftrag gegeben hat, ist von Schlägen aller Art die Rede und von Schlagritualen. Im «SRF DOK» sagen Betroffene und Beteiligte erstmals öffentlich, dass auch die obersten Verantwortlichen – darunter Jürg Läderach – Teil dieses Systems waren. Dies dementiert er und sagt, er habe erst im Vorfeld der Untersuchung, die von der Schule gemacht wurde, davon erfahren. Er entschuldigt sich bei Betroffenen für das Unrecht, das ihnen in der Vergangenheit angetan wurde. Zeichen seien nicht wahrgenommen worden; man hätte vor Jahren handeln müssen.

Die Geschichte scheint sich nun zu wiederholen: Einen Tag nach Ausstrahlung einer SRF-Dokumentation sind die Reaktionen vor der Läderach-Filiale an der Zürcher Bahnhofstrasse heftig: «So jemand gehört zur Verantwortung gezogen!» Er habe sogar schon Läderach-Schokolade in den USA gekauft, sagt ein Mann: «Das mache ich nie mehr!»

«Ich werde sicher weiter dort kaufen», sagt hingegen eine Passantin. Sie findet, dass das Produkt und die Übergriffe nichts miteinander zu tun haben.

Experte: Problem mit Läderach färbt auf Partner ab

So einfach ist das nicht, denn: «Wo Läderach draufsteht, ist Läderach drin», sagt Markenexperte Stefan Vogler. Es sei halt so, dass der Name und die persönliche Reputation von Jürg Läderach auf das Unternehmen stark abfärbe, vor allem wenn dieses so heisse. Und: «Das Problem mit Läderach färbt wohl auch ab aufs ZFF.» Denn das Zürcher Filmfestival wird erstmals von Läderach gesponsert.

Das ZFF schreibt SRF auf Anfrage: «Wir haben die Zusammenarbeit mit Läderach sehr gut geprüft. Das Unternehmen wird von der neuen Generation geführt, welche sich von der alten Generation distanziert. Darum halten wir am Sponsoring mit Läderach fest.» Es sei dem ZFF wichtig, «dieser neuen Generation eine Chance zu geben, wenn sie versucht, sich von der alten zu lösen.»

Schoggi: Von Glarus in die Welt

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Gegründet von Rudolf Läderach 1962 in Glarus, übernimmt Sohn Jürg Läderach im Jahr 1994 die Geschäfte. 10 Jahre später übernimmt der Chocolatier die Merkur Confiserien und leitet 2010 mit der Eröffnung von Filialen in Deutschland und Südkorea die Expansion ins Ausland ein.

2018 übernehmen die drei Söhne die operative Verantwortung: Johannes Läderach wird CEO, Elias Läderach Leiter Produktion & Innovation, David Läderach ist für die digitale Transformation verantwortlich. Laut dem Pressesprecher von Läderach, Matthias Goldbeck, wurden anschliessend auch alle Anteile auf die dritte Generation übertragen. Die zweite Generation ist seitdem nicht mehr Eigentümer und nicht am wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens beteiligt.

Produziert wird ausschliesslich in der Schweiz. Verantwortlich für das Schokoladengeschäft sind über 1800 Mitarbeitende.

Zeit, die Reissleine zu ziehen, hat das Eidgenössisches Schwing- und Älplerfest ESAF, das 2025 im Glarnerland stattfindet und unter anderem von Läderach gesponsert wird. In einer schriftlichen Stellungnahme heisst es denn auch: «Die Geschäftsleitung des ESAF 2025 Glarnerland+ ist im Begriff, sich über die weitere Entwicklung der Thematik einen Überblick zu verschaffen.»

Sohn äussert sich

Und die Auswirkungen auf Läderach selbst? «Das hängt stark davon ab, wie vor allem Läderach Senior reagiert», sagt der Markenexperte. Ob er Hand biete für eine rigorose Aufklärung und sich entschuldige. Aber dass dies kurzfristig zu einer Imageeinbusse führe, könne man bei Läderach kaum mehr verhindern.

Im Rahmen des DOK-Films bestreitet Jürg Läderach die Vorwürfe und entschuldigt sich bei den Betroffenen für das Leid, das ihnen angetan wurde. Nach der Ausstrahlung des DOK-Films äusserte er sich nicht mehr – zu Wort meldet sich am Tag danach zuerst aber der Läderach-Pressesprecher in einem Videostatement.

Später stellt sich auch Sohn Johannes Läderach den Fragen von SRF. Heute der CEO und Schüler von «Domino Servitute» zur Zeit der Vorfälle. Die Dokumentation – die er sich zusammen mit seinem Bruder angeschaut hat – habe ihn aufgewühlt. Wenn stimme, was der Film zeige und im Untersuchungsbericht stehe, verurteile er dies aufs Schärfste. Johannes Läderach sagt, es gebe keinerlei Beziehungen zwischen dem Unternehmen und der Freikirche in Kaltbrunn. Auch persönlich habe er sich distanziert, dennoch gehen seine Kinder in Kaltbrunn zur Schule: «Die Frage, wo die Kinder in die Schule gehen, werde ich nochmal mit meiner Frau besprechen müssen», räumt Johannes Läderach ein. Der Dokumentarfilm habe schon nochmal Fragen aufgeworfen.

Gleichzeitig setze er sich nun dafür ein, dass das Unternehmen Läderach an der Arbeit der jetzigen, dritten Generation beurteilt werde. «Gegen uns gibt es keine Vorwürfe und wir haben beigetragen zur Aufarbeitung.»

Tagesschau, 22.09.2023, 19:30 Uhr ; 

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