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Flicken statt wegwerfen
Aus 10 vor 10 vom 09.06.2023.
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Flicken statt wegwerfen Braucht es ein Recht auf Reparaturen?

Haltbarere Produkte, mehr Garantie, besser reparierbar: Die EU will Hersteller in die Pflicht nehmen. Und die Schweiz?

Die Schweiz ist europaweit eines der Länder, in dem am meisten weggeworfen wird. Nicht alles davon landet auf der Müllhalde. Die Schweiz ist vorbildlich im Recyclen.

Doch ein wichtiger Teil einer ressourcenschonenden Wirtschaft sind Reparaturen. Und da sieht es schlechter aus.

Wege aus der Wegwerfgesellschaft

«Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft», sagt Adrian Burri, Maschinenbauingenieur und Leiter des Instituts für Produktentwicklung und -technologie der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW).

Burri sagt selbstkritisch, Ingenieure entwickelten schnelllebige Produkte, bei denen sich die Technologie schnell weiterentwickle. Produkte seien oft nicht dafür gemacht, ewig zu leben.

Firmen sollen sich nicht mehr überlegen, möglichst schnell neue Sachen zu verkaufen.
Autor: Adrian Burri Leiter Institut für Produkteentwicklung und -technologie ZHAW

Hersteller sind also in der Pflicht. Auch wenn reparierfähige Produkte die Unternehmen teurer zu stehen kommen, sei ein Umdenken notwendig, so Burri. Die Zeiten des bedingungslosen Wachstums seien vorbei.

Mann mit 2 Velohelmen in Werkstatt
Legende: Adrian Burri forscht an der ZHAW an Produkten, welche die Abfallmenge verringern sollen – konsequente Kreislaufwirtschaft. Im Bild: ein kompostierbarer Velohelm. SRF / Harry Stitzel

«Die Firmen sollen sich nicht mehr überlegen, möglichst schnell neue Sachen zu verkaufen, sondern, wie sie ihre Kunden mit schon verkauften Produkten lange an sich binden können.»

Sind Gesetze nötig?

Freiwillig bringe man die Unternehmen jedoch nicht zum Handeln, meint Adrian Burri. Es brauche Gesetze.

Die EU prüft einen entsprechenden Gesetzesentwurf für ein «Recht auf Reparatur», welcher die Hersteller über die offizielle Garantiezeit hinaus zu Reparaturen verpflichtet. Dies, um Elektroschrott von Geräten wie Fernsehern, Geschirrspülern und Kühlschränken zu bekämpfen.

Recht auf Reparatur

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In Grossbritannien wurde 2021 ein Gesetz eingeführt, das ein «Recht auf Reparatur» beinhaltet. Das EU-Parlament hat zu diesem Thema im vergangenen Jahr einen Vorschlag der EU-Kommission angenommen. Ein neues «Recht auf Reparatur» müsse Waren haltbarer und reparierbar machen und eine bessere Kennzeichnung zur Verbraucherinformation sowie eine Erweiterung der Garantierechte umfassen. So lautet zusammengefasst der Vorschlag.

In der Schweiz berät der Ständerat wohl noch diesen Herbst über diesen Aspekt der Kreislaufwirtschaft – im Rahmen der Teilrevision des Umweltschutzgesetzes. Der Nationalrat hat in der Sondersession im Mai darüber debattiert.

Streitpunkt Ersatzteile

Oft komme es vor, dass Konsumentinnen und Konsumenten reparieren wollten, doch es fehlten die Ersatzteile, bemängelt Konsumentenschützerin Sara Stalder.

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Stalder: «Produkte werden immer weniger so designt, dass man sie reparieren kann»
Aus News-Clip vom 12.06.2023.
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Deshalb sollen Unternehmen dazu verpflichtet werden, mehr Ersatzteile zur Verfügung stellen – und zwar nicht nur für ein bis zwei, sondern für zehn Jahre. So sieht es die EU vor.

Ökologisch sinnvoll?

Ob dies zielführend ist und es ein «Recht auf Reparatur» braucht, bezweifelt Ivette Djonova von Swico, dem Wirtschaftsverband der Informations- und Kommunikationstechnologien- und Onlinebranche. Zum Verband gehört auch das nicht gewinnorientierte Rücknahmesystem Swico Recycling für ausrangierte Elektro- und Elektronikgeräte.

Konsumentinnen und Konsumenten müssten besser sensibilisiert werden, damit diese Angebote wirklich beansprucht werden.
Autor: Ivette Djonova Wirtschaftsverband ICT- und Onlinebranche Swico

«Es ergibt ökologisch nicht in jedem Fall Sinn», sagt sie. Dies, weil die Ersatzteile nicht immer gebraucht würden. Grosse Lager könnten zu Überkapazitäten führen. «Das ist nicht im Sinne der Kreislaufwirtschaft», so Djonova.

Reparaturprogramme seien zudem schon heute ein fixer Bestandteil der Businesspläne von Herstellern. Doch sie fügt selbstkritisch an, dass diese noch zu wenig bekannt seien. «Konsumentinnen und Konsumenten müssten besser sensibilisiert werden, damit diese Angebote wirklich beansprucht werden.»

Mit Reparaturen Schwachstellen erkennen

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Legende: Flicken statt wegwerfen: In der neuen Reparaturwerkstatt von Transa in Zürich wird das Leben von Produkten verlängert. SRF / Harry Stitzel

In der neuen Reparaturwerkstatt des Reise- und Outdoor-Bekleidungshändlers Transa in Zürich Altstetten bringen Reparateurinnen defekte Jacken wieder in Schuss und verlängern damit deren Leben.

Damit könne man auch Schwachstellen an Produkten erkennen und dem Hersteller melden, sagt Anna Vetsch, Nachhaltigkeitsleiterin von Transa. «Design und Konstruktion eines Produkts sind entscheidend, wie nachhaltig oder langlebig – also reparierfähig – es ist», sagt sie.

Hinzu kommt: Produkte hätten oft eine sehr lange Lebensdauer, sie werden aber weniger lange genutzt, sagt Djonova weiter. Ein Grund: Oft gebe es Technologiesprünge, weshalb Konsumentinnen und Konsumenten lieber neue Geräte kauften, obwohl die alten noch funktionieren. Zudem würden die Geräte auch immer energieeffizienter und zum Teil auch robuster.

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Ivette Djonova, Swico: «Reparieren ist nicht immer ökologischer.»
Aus News-Clip vom 12.06.2023.
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10vor10, 09.06.2023, 21:50 Uhr

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