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Museum Langmatt Baden Verkäufe für 40 Millionen Franken sollen Kunstmuseum retten

Das Kunstmuseum Langmatt in Baden (AG) will möglichst bald für 40 Millionen Franken Werke aus seiner Sammlung versteigern lassen, um sein Überleben zu sichern. In der europäischen und schweizerischen Museumsbranche ein bislang einmaliger Vorgang. Entsprechend gewachsen ist auch die Kritik daran.

In Baden (AG) steht die Villa Langmatt. Einst Wohnsitz von Sidney und Jenny Brown-Sulzer – der Mitgründerfamilie des Industriekonzerns ABB –, beherbergt sie heute die Kunstsammlungen des Fabrikantenpaares. Dazu gehören teilweise hochkarätige Werke französischer Impressionisten, wie beispielsweise von Paul Cézanne. Aktuell geht es für das Museum – rechtlich gesehen eine privatrechtliche Stiftung – um Sein oder Nichtsein.

Bevorstehende Gesamtsanierung Museum Langmatt 2024 und 2025

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Im vergangenen Juni hat Badens Stimmbevölkerung mit grosser Mehrheit einen Betrag von 10 Millionen Franken an die bevorstehende Gesamtsanierung des Museums gutgeheissen. Insgesamt ist diese mit rund 19 Millionen Franken budgetiert. 2024 und 2025 bleibt das Museum geschlossen.

Denn die Zahlen sind seit längerem tiefrot: 2022 resultiert ein Minus von fast 700'000 Franken. Von einst 12.6 Millionen Franken Stiftungskapital sind noch 1.8 Millionen übrig. Den Vorwurf, die Finanzen vernachlässigt zu haben, weist Museumsdirektor Markus Stegmann zurück: «Wir haben jeden Franken umgedreht. Gerade weil es der Stiftung von Anfang an finanziell nicht gut gegangen ist. (...) Und wir mussten immer wieder notfallmässig Reparaturen durchführen lassen.» Daher sei das Stiftungskapital stark geschmolzen.

Finanzielle Rettung mittels Bilderverkauf

Nun ziehen Museumsleitung und Stiftungsrat die Reissleine: maximal drei Bilder der Sammlung sollen veräussert werden. Versteigert werden sie vom internationalen Auktionshaus Christie's, wie SRF News weiss. Erhoffter Erlös: 40 Millionen Franken.

Die 40 Millionen haben Finanzspezialisten berechnet und sind nicht aus der Luft gegriffen.
Autor: Markus Stegmann Direktor Museum Langmatt

Das Geld wird investiert und die erwartete Rendite darauf – etwa eine Million Franken pro Jahr – soll die Betriebskosten grossenteils decken. «Die 40 Millionen haben Finanzspezialisten berechnet und sind nicht aus der Luft gegriffen», sagt Stegmann. Man wolle das Museum langfristig finanziell sichern, um nicht wieder in diese Situation zu geraten.

Museum Langmatt Totale Ansicht Front
Legende: Kunstsammlungen, Villa und Park gelten als ein Ensemble. Während der Gesamtsanierung bleibt das Museum Langmatt in den kommenden zwei Jahren geschlossen. Ob für immer, hängt davon ab, wie finanziell erfolgreich der geplante Bilderverkauf verläuft. SRF

Das Vorhaben ist in der europäischen und schweizerischen Museumsbranche bislang einmalig und wird mittlerweile auch kritisiert. Ein Tabubruch, meint Tobia Bezzola, Präsident Schweiz des internationalen Museumsrates: «Das kulturelle Gut, der eigentliche Kern oder die Substanz einer Institution, ist kein verfügbares Kapital für den Betrieb dieser Institution, sondern bleibt unantastbar.»

Rechtliche Zulässigkeit

Schwere Bedenken über die rechtliche Zulässigkeit des geplanten Verkaufs hat Alfred R. Sulzer, ehemaliger Präsident der Stiftung Langmatt und Grossneffe von Jenny Brown-Sulzer: «Gemäss Testament und Stiftungsurkunde dürfen nur Sammlungsbestandteile veräussert werden, die nicht ausgestellt werden können oder nicht zur Einheit der Sammlung beitragen. Bei einem Verkauf von Kunstgut, das einen Nettoerlös von 40 Millionen erzielen soll, sind diese Voraussetzungen ganz offensichtlich nicht erfüllt (...).» Als Lösung sieht er entweder vermehrte Leistungen der öffentlichen Hand (i. e. Stadt Baden) oder die Auslagerung der Sammlungen an andere Museen.

Für Markus Stegmann ist letztgenannter Vorschlag nicht realisierbar. Denn das Ziel des Stifters sei, nicht nur die Bildersammlung in Baden zu bewahren, sondern das gesamte historische Ensemble, also auch die Villa, den Park und die übrigen Kunstsammlungen. Im September gibt das Museum (endlich) bekannt, welche Werke veräussert werden sollen.

10 vor 10, 16.08.2023, 21:50 Uhr

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