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Steigende Prämien Hohe Löhne für Krankenkassen-Chefs auf dem Prüfstand

Bereits heute können viele Menschen in der Schweiz die Prämien gar nicht oder kaum mehr bezahlen – viele brauchen Unterstützung durch Prämienverbilligungen. Gleichzeitig verdienen die CEOs der Krankenkassen fürstlich. Wie rechtfertigen sie diese hohen Saläre?

Karin K. ist alleinerziehende Mutter von zwei Teenagern. Obwohl sie 80 Prozent arbeitet, ist ihre finanzielle Lage angespannt. «Ich habe Existenzängste, die ich im Moment nicht loswerde, und das ist nicht unbedingt ein schönes Gefühl», erzählt die Mutter bei einem Besuch. Sie müsse nicht in Saus und Braus leben, aber wieder einmal ans Meer in die Ferien fahren fände sie schön. «Ich kann mir das nicht leisten.»

Besondere Sorgen bereiten ihr die steigenden Krankenkassenprämien: «Irgendwann ist einfach das Limit erreicht.» Damit ist Karin K. nicht allein. Im letzten SRG-Wahlbarometer landete die Sorge um die Krankenkassenprämien erstmals auf Rang eins. Fast jede und jeder Zwanzigste hat sogar Schulden bei den Krankenkassen und mehr als jede vierte Person bezieht Prämienverbilligung.

Hohe Chef-Löhne

Gleichzeitig kassieren die Chefs der grössten Krankenkassen hohe Saläre. Spitzenreiter letztes Jahr: Andreas Schönenberger von Sanitas mit 956'486 Franken inklusive Vorsorgeleistungen. An zweiter Stelle rangiert Thomas Boyer, Chef der Groupe Mutuel, mit 783’348 Franken und an dritter Stelle Helsana-Chef Roman Sonderegger mit 750'880 Franken.

Das seien marktgerechte Löhne, erklären sich die Krankenkassen. Und: Auf die Prämien hätten die Verwaltungskosten inklusive CEO-Löhne einen minimalen Effekt.

Chef der KPT nimmt Stellung

Das sieht auch KPT-Chef Thomas Harnischberg mit einem Jahressalär von 524'000 Franken so. Er ist als einziger der CEOs der grössten Krankenversicherer bereit, gegenüber der «Rundschau» vor der Kamera Stellung zu nehmen: «Ich bin in einem Markt drin, der solche Löhne zahlt. Ob das richtig ist oder nicht, das entscheide nicht ich, sondern der Verwaltungsrat. Aber es hat einfach überhaupt nichts zu tun mit der Prämienhöhe.» Auf die einzelne Prämie mache sein Lohn nur wenige Rappen aus, «das macht den Braten nicht fett».

Zudem werde sein Lohn nicht nur aus der obligatorischen Grundversicherung bezahlt, sondern auch aus der Zusatzversicherung. Trotzdem hat Thomas Harnischberg Verständnis für die Sorgen der Prämienzahlenden. «Aber ich will auch die positiven Seiten zeigen. Wenn ich morgen eine Krebsdiagnose habe, dann bin ich froh um das Gesundheitssystem, das wir haben.»

Rechnungskontrolle als Prämiensenker

Zudem machten die Krankenkassen auch viel gegen die Prämienlast, zum Beispiel bei der Rechnungskontrolle: «Wir schauen: Sind die Zahlungen berechtigt oder nicht? Da sparen wir etwa 150 Millionen Franken pro Jahr, die wir zurückweisen können.»

Auch Karin K. ist froh um ihre Krankenkasse, sie leistet sich sogar eine Zusatzversicherung: «Ich esse lieber ein Stück Fleisch weniger oder gehe einmal weniger in den Ausgang. Aber dass ich die Krankenkasse behalten und diese Leistungen beziehen kann, das ist mir wichtig.» Trotzdem fände sie es schön, wenn die Krankenkassen-Chefs ihre Einkommen aus moralischen Gründen herunterfahren würden.

Politischer Druck

Das war und ist auch im Parlament Thema. Eine Deckelung der Krankenkassen-CEO-Löhne auf 250'000 Franken hatte im Ständerat zwar keine Chance, aber ein Vorstoss für gewisse Beschränkungen, je nachdem, ob die Prämien steigen oder nicht, ist noch nicht vom Tisch.

Rundschau, 20.09.2023, 20:05 Uhr

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