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Geschäftsleute auf Strasse in Zürich
Legende: Für Expats ist es schwierig mit Schweizern Kontakte zu knüpfen. Reuters

Wirtschaft Die Schweiz hat bei Expats ein Imageproblem

Die Schweiz ist aus finanzieller Sicht das attraktivste Land der Welt, aber in Bezug auf das Zwischenmeschliche fast am Schluss der Rangliste. Das ist das Resultat einer neuen Umfrage bei Expats. Das Ergebnis bestätigt frühere Umfragen.

Es ist die umfangreichste Umfrage bei Expats, die es gibt. Rund 27'000 Personen weltweit wurden von dem Marktforschungsinstitut YouGov befragt – im Auftrag der Grossbank HSBC. Gemäss dieser Umfrage kommt die Schweiz in der Gesamtbewertung der beliebtesten Länder auf den fünften Platz.

An erster Stelle der Beliebtheitsskala liegt Singapur, gefolgt von Neuseeland, Kanada und der Tschechischen Republik. Im Vergleich zu den Vorjahren hat die Schweiz bei den Expats an Attraktivität verloren. In den Jahren 2013 und 2014 bewerteten die Expats die Schweiz als attraktivstes Land. 2015 kam der Dämpfer mit Platz 10 und nun folgt Platz 5.

«Es ist eine Frage der öffentlichen Wahrnehmung», sagt John Wubbe, Präsident von «Zürich Expats». Die Schweiz sei nach den verschiedenen Abstimmungen häufig in den Schlagzeilen gewesen. Ein Beispiel sei die Masseneinwanderungsinitiative, welche dem Image der Schweiz geschadet habe. Derzeit seien viele Expats in der Schweiz verunsichert, sagt Wubbe weiter.

Geld und Menschlichkeit

Die neue Umfrage zeigt, dass die Schweiz je nach Fragestellung unterschiedlich bewertet wird. In Sachen Geld und Einkommen liegt die Schweiz ganz vorne auf Platz 1. In Bezug auf das Sozialleben kommt die Schweiz allerdings nur auf Rang 42, von insgesamt 45 bewerteten Ländern. Schlechte Noten erhält die Schweiz, wenn es um die zwischenmenschlichen Beziehungen und die Willkommenskultur geht. Es sei schwierig, hier Freundschaften zu schliessen. «Die Schweizer sind sehr strukturiert», sagt der Niederländer Wubbe. Dies erschwere die spontanen Kontakte.

Dass den Expats der Kontakt mit den Schweizern schwer fällt, das haben jüngst auch andere Umfragen gezeigt, zum Beispiel jene von «Internations», einem kommerziellen Netzwerk für Expats. In dieser Rangliste rutschte die Schweiz innerhalb von zwei Jahren von Rang 4 auf den 31 Platz ab – von insgesamt 67 bewerteten Ländern.

Und noch eine weitere Umfrage lässt aufhorchen. In Deutschland wurden gut 2000 Personen zu den Sympathien zu den Nachbarländern befragt. Auf die Frage: «Welchem Nachbarland von Deutschland fühlen sie sich auf persönlicher Ebene am nächsten?», antworteten nur gerade 152 Personen mit «Schweiz». Für die Menschen in Deutschland ist Österreich mit Abstand das beliebteste Nachbarland, gefolgt von den Niederlanden, Frankreich und Dänemark. Auch in dieser Statistik haben die Schweizer in den letzten Jahren an Beliebtheit verloren.

Fahnenschwinger und Matterhorn
Legende: Ausländer schätzen die Landschaft. Reuters

Dass die Schweiz im Ausland vermehrt als unfreundlich wahrgenommen wird, das dürfte vor allem auch den Tourismus beschäftigen. So ist zum Beispiel die Zahl der Gäste aus Deutschland seit Jahresbeginn um sechs Prozent gefallen, was zum einen mit dem teuren Franken zu tun haben könnte und zum anderen mit dem Image. Deutschland ist gemessen an der Touristenzahl das wichtigste Herkunftsland.

Das Geld lockt

Aus finanzieller Sicht bleibt die Schweiz als Arbeitgeber attraktiv, wie die Umfrage von HSBC zeigt. Hierzulande gibt es etliche attraktive Arbeitgeber, internationale Firmen und Organisationen. In der Umfrage werden die Arbeitsplätze als relativ sicher beurteilt und die Wirtschaft als robust.

Die Löhne in der Schweiz sind höher als anderswo. Dies zeigt auch der jährliche Städtevergleich der Grossbank UBS. Gemäss Studie sind die Löhne in Zürich im Durchschnitt doppelt so hoch wie in Wien, Berlin, Paris und Rom. Unter Berücksichtigung der Lebenshaltungskosten liegt die Kaufkraft in Zürich immer noch rund 15 bis 30 Prozent höher als in den Hauptstädten der umliegenden Ländern. Die hohen Löhne erklären denn auch die Anziehungskraft der Schweiz – trotz einiger reservierter Bürger.

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