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Wirtschaft Mega-Kraftwerk vor der Vollendung

Das grösste Pumpspeicher-Kraftwerk der Schweiz geht in Betrieb: Die Bauarbeiten am Kraftwerk Linth-Limmern im Kanton Glarus dauerten zehn Jahre, der Stromkonzern Axpo investierte zwei Milliarden Franken in das Projekt. Ob es je rentieren wird, steht allerdings in den Sternen.

Einweihung der Staumauer Linth-Limmern

Rolf Wüstenhagen

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Professor Wüstenhagen ist Direktor des Instituts für Wirtschaft und Ökologie an der Universität St. Gallen. Seine Hauptforschungsgebiete sind das Management erneuerbarer Energien und das Entscheidungsverhalten von Energieinvestoren unter Unsicherheit.

Die neue, ein Kilometer lange und bis zu 35 Meter hohe Staumauer des Muttsees hat alle Tests bestanden, bald geht das nigelnagelneue Pumpspeicher-Kraftwerk in Linth-Limmern in Betrieb. Doch ob sich die Zwei-Milliarden-Investition für den Stromkonzern Axpo lohnen wird, ist angesichts der Turbulenzen auf dem Strommarkt unklar. Immerhin: Das Projekt ist langfristig angelegt.

Damit das Kraftwerk für die Axpo jemals rentieren kann, brauche es vor allem eine Verteuerung der fossilen Energieproduktion – und einen geregelten Zugang zum europäischen Strommarkt, sagt der Energieexperte Rolf Wüstenhagen.

SRF News: Da wird wohl ein Kraftwerk eingeweiht, mit dem sich vorerst einmal kein Geld verdienen lässt. Wo liegt das Problem?

Rolf Wüstenhagen: Das Pumpspeicher-Kraftwerk hat eine Lebensdauer von 80 Jahren. Bei solch langfristig angelegten Investitionen ist es sehr schwierig vorauszusagen, wann sie rentieren werden. Tatsache ist aber, dass der Strommarkt heute ganz anders aussieht als vor zehn Jahren, als über die Investition entschieden wurde.

Linth-Limmern

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Das Pumpspeicherwerk Linth-Limmern im Kanton Glarus ist ein Riesenprojekt. Der Energiekonzern Axpo beschloss den Ausbau des bestehenden Wasserkraftwerks im Jahr 2006. Künftig kann das neue Werk zu Spitzenzeiten bis zu 1500 MW Strom produzieren, mehr als das Atomkraftwerk Leibstadt. Schauen Sie hier den Axpo-Film über den Bau des Megaprojekts.

Würde der Axpo-Verwaltungsrat die Investition heute nicht mehr tätigen?

Vor zehn Jahren ging man von einem starken Wachstum des Strommarkts aus, der Klimaschutz stand hoch im Kurs, die EU hatte gerade das CO2-Emissionshandelssystem eingeführt. Man glaubte also, dass dringend neue Kraftwerkkapazitäten gebraucht werden und man damit am europäischen Strommarkt auch Geld verdienen könnte. Seither sind die Strompreise stark gesunken und auch das Emissionshandelssystem hat nicht so stark gegriffen, wie man sich das vorgestellt hatte. Statt der erwarteten 20 bis 30 Euro, die für eine ausgestossene Tonne CO2 bezahlt werden muss, liegt der Preis nun unter 5 Euro. Dies hat dazu geführt, dass in Europa nach wie vor sehr viel Kohlestrom produziert wird, was den Preis drückt.

Die Axpo hat mehr als zwei Milliarden Franken in das Linth-Limmern-Projekt investiert. Macht es heute noch Sinn, solche Mega-Projekte zu bauen, wenn man nicht weiss, wie sich der Markt entwickelt?

Während der kommenden 80 Jahre kann sehr viel passieren. So können wir im zukünftigen Strommarkt einen höheren Anteil an erneuerbaren Energien wie Sonne und Wind erwarten, was Speicherkapazität für den Strom notwendig macht. Die Schwankungen bei der Stromproduktion aus Sonne und Wind müssen ausgeglichen werden können. Langfristig gibt es für das Kraftwerk also durchaus Marktchancen.

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Wo liegt die Stärke des neuen Pumpspeicher-Werks?

Wenn es auf dem Strommarkt ein Überangebot an Energie gibt, wird mit riesigen Pumpen Wasser aus dem unteren Limmernstausee nach oben in den 600 Meter höher gelegenen Muttsee gepumpt. Umgekehrt wird in Phasen der Stromknappheit Wasser aus dem Muttsee abgelassen, mittels Turbinen Strom produziert und das Wasser im Limmernstausee «zwischengelagert». Das Kraftwerk ist also so etwas wie eine grosse Batterie in den Bergen, in welcher der Strom zwischengespeichert wird.

Was müsste sich ändern, damit die Axpo mit diesem Pumpspeicherwerk irgendwann Geld verdienen kann?

In Europa muss der Klimaschutz weiterhin ernst genommen werden, dann steigen die Preise für CO2, was Kohlekraftwerke unrentabel macht. So würde die Überproduktion verkleinert, der Preis für Strom würde steigen. Das wäre gut für Stromproduzenten wie die Axpo. Wichtig ist aber auch, dass man sich einen guten Zugang zum europäischen Markt sichern kann. Das grosse Linth-Limmern-Kraftwerk funktioniert am besten im europäischen Strommarkt: Es muss die Schwankungen bei der Stromproduktion aus Wind- und Sonne in Deutschland und Italien nutzen können. Dafür braucht es geregelte Beziehungen zwischen der Schweiz und ihren Nachbarländern.

Das Gespräch führte Claudia Weber.

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