Netflix hat mit einem unerwarteten Sprung bei den Kundenzahlen die Experten überrasch. Die Online-Videothek gewann im dritten Quartal weltweit 3,2 Millionen Abonnenten hinzu, wie das US-Unternehmen bekanntgab. Das sind etwa 1,2 Millionen mehr als von Analysten vorhergesagt.
Den Ausschlag hätten populäre Eigenproduktionen wie die Mystery-Serie «Stranger Things» gegeben, sagte Netflix-Chef Reed Hasting. Der Streamingdienst selbst hatte zuvor einen Zuwachs von 2,6 Millionen Abo-Nutzern in Aussicht gestellt.
Aktie steigt nachbörslich um 19 Prozent
Auch der Umsatz übertraf mit einem Plus von 32 Prozent auf 2,29 Milliarden Dollar die Erwartungen der Börsianer. Der Gewinn schoss im Jahresvergleich um 75 Prozent auf 51,5 Millionen Dollar hoch, wie Netflix nach US-Börsenschluss am Montag mitteilte. Das war ebenfalls deutlich besser als erwartet.
Netflix war trotz der nahezu weltweiten Verfügbarkeit zu Jahresbeginn in den vergangenen Quartalen zunächst schwächer als erwartet gewachsen. Das brachte die Aktie zwischenzeitlich unter Druck, obwohl Netflix die Entwicklung unter anderem mit dem Auslaufen günstigerer älterer Verträge erklärte, wonach einige Nutzer gekündigt hätten. Jetzt setzt die Gegenbewegung ein und die Aktie stieg nachbörslich zeitweise um rund 19 Prozent auf 118,66 Dollar. Ende vergangenen Jahres war sie zeitweise noch über 130 Dollar wert.
Über 86 Millionen Nutzer weltweit
Befeuert wurde das Wachstum der Nutzerzahlen nun vor allem vom internationalen Geschäft. Netflix gewann ausserhalb der USA 3,2 Millionen neue Abo-Nutzer. Im Heimatmarkt waren es noch 370'000 – auch 70'000 mehr als erwartet. In der Schweiz ist Netflix schon seit gut zwei Jahren auf dem Markt. Hier wächst die Online-Videothek nach Angaben von Branchenbeobachtern lange nicht so stark wie im Rest der Welt.
Netflix hat nun 47,5 Millionen Kunden in den USA und 39,25 Millionen im Rest der Welt. Die Pläne für einen Start in China wurden unterdessen vorerst aufgegeben, wie Hastings sagte. Die regulatorischen Hürden seien zu hoch.
Er verwies auch darauf, dass die Film-Dienste von Disney und Apple in dem Land gestoppt worden seien. Bisher hatte Netflix erklärt, man sei in Gesprächen mit den Behörden, könne aber keinen Zeitpunkt nennen.
Sechs Milliarden für Eigenproduktionen
Für das laufende vierte Quartal stellte Netflix nun einen Zuwachs von 5,2 Millionen Kunden in Aussicht – 1,45 Millionen im Heimatmarkt und 3,75 Millionen im Rest der Welt. Netflix hatte den Dienst im Januar auf einen Schlag in 130 neue Länder gebracht und deckt damit fast die ganze Welt bis auf China ab.
Genauso wie der Rivale Amazon setzt Netflix dabei massiv auf exklusive Produktionen und nimmt dafür viel Geld in die Hand. Insgesamt sollen dabei im kommenden Jahr sechs Milliarden Dollar für Inhalte ausgegeben werden.