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Bohrtürme in einer Wüste.
Legende: Trotz des sinkenden Ölpreises und der sinkenden Nachfrage wird nicht weniger des «Schwarzen Goldes» produziert. Keystone

Wirtschaft Ringen und Taktieren um die Vorherrschaft im Erdölmarkt

Überproduktion, Sinkende Nachfrage und Rezession: Gründe für die fallenden Erdölpreise gibt es viele. Um in dieser Situation die Vorherrschaft im Ölmarkt zu erhalten, lassen sich die verschiedenen Ölförderländer gewiefte Taktiken einfallen. Dabei steigt der Druck auf die Ölpreise immer mehr.

Der Preis für Öl ist so tief wie seit vier Jahren nicht mehr. Die Auswirkungen sind vielfältig, wie auch die Gründe. Einerseits gibt es ein Überangebot an Öl – auf beiden Seiten des Atlantiks – bei gleichzeitig schrumpfender Nachfrage. Das liegt vor allem an der schwächelnden Weltwirtschaft.

USA wird unabhängiger

Andererseits hat sich der Ölmarkt verändert: Wegen der umstrittenen Fördermethode, dem Fracking, bei dem Öl und Gas aus Schiefergestein gewonnen wird, produzieren die USA mittlerweile einen grossen Teil des benötigten Öls im eigenen Land. Die USA sind aktuell der grösste Ölproduzent der Welt. Noch vor vier Jahren hat die grösste Volkswirtschaft der Welt die Hälfte des Öls importieren müssen.

Kanada

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Kanada setzt vor allem auf aufwendige und kostspielige Ölsandförderung. Dabei muss das Öl zuerst flüssig gemacht werden. Der tiefe Ölpreis drückt den kanadischen Dollar nach unten. Eine Hoffnung bleibt Kanada: die umstrittene Ölpipeline an den Golf von Mexiko könnte mit der Mehrheit der Republikaner im US-Senat wieder an Fahrt gewinnen.

Weil die USA nun selber viel Öl produzieren, sinkt deren Nachfrage nach Öl auf dem Weltmarkt und auch das strategische Interesse an Ländern wie Saudi Arabien. Folge: Der Handel verschiebt sich. Dieser veränderte Ölmarkt passt der Opec, der Organisation Erdöl exportierender Länder, nicht. Die Staatsfinanzen gewichtiger Ölförderländer der Opec sind zu einem Grossteil von Öleinnahmen abhängig. Die Opec liefert aktuell mehr als ein Drittel der weltweiten Ölproduktion.

Saudi Arabien: gezielte Attacke auf die US-Ölproduktion

Eine neue Strategie, die Macht über die USA zurückzugewinnen und die USA selber zurückzudrängen, fährt zurzeit Saudi Arabien als Mitgliedland der Opec. Da es wegen der zunehmenden Unabhängigkeit der USA den Ölpreis nicht mehr in die Höhe treiben kann, indem es den Ölhahn zudreht, hatte das Land am Montag angekündigt, US-Abnehmern Preisnachlässe für sein Erdöl einzuräumen.

Warum das Benzin nicht billiger wird

Beobachter werten diesen Schritt als gezielte Attacke auf die US-Schieferölproduktion. Dort muss das «Schwarze Gold» mit hohem technischem Aufwand aus Schiefergestein herausgelöst werden. Und das ist teuer. Teurer als die Erdölförderung in Saudi Arabien. Das arabische Land wolle mit dieser Taktik jenen Produzenten das Wasser abgraben, die Rohöl nur unter hohen Kosten fördern können, sind sich Analysten einig.

Russland

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Putin und russische Medien sprechen von einer politisch motivierte Einflussnahme und einem saudisch-amerikanischen Komplott gegen die Führung in Moskau. Der billige Ölpreis bedeutet eine zusätzliche Schwächung für den Staatshaushalt und die russische Wirtschaft, die bereits die westlichen Sanktionen im Zuge der Ukraine-Krise zu verkraften hat.

Preisreduktion für Erhalt der Marktführung

Nach Einschätzung von Experten macht das Königreich selbst bei einem Ölpreis von 60 Dollar pro Fass – das entspricht 159 Litern – noch Gewinn. Die bislang boomende Schieferöl-Produktion in den USA werde dagegen unterhalb von 80 Dollar unrentabel. Es deutet vieles darauf hin, dass Saudi Arabien im Moment eine Preisreduktion in Kauf nimmt, um so die Marktführung behalten zu können und den unliebsamen neuen Konkurrenten aus dem Markt zu drängen.

Die niedrigeren Preise Saudi Arabiens für die US-Abnehmer dürfte laut den Experten vor allem vom Opec-Mitglied Venezuela als Affront aufgefasst werden, da das Land die USA beliefert und sich zu einem grossen Teil aus Öleinnahmen finanziert. SRF-Lateinamerika-Korrespondent Ulrich Achermann sagt, Venezuela habe die Ölversorgung von karibischen und zentralamerikanischen Ländern zu Vorzugskonditionen reduzieren müssen. Weitere Massnahmen, wie die Erhöhung des Benzinpreises im eigenen Land, seien vorstellbar.

Verlierer in den eigenen Reihen

Auch ein kompletter Zahlungsausfall sei ein mögliches Szenario. Denn: «Das Vertrauen der Investoren in die Bonität Venezuelas schwindet» und sie verlangen enorm hohe Zuschläge, sagt Achermann. Weil das Land seine Importe mit den Öleinnahmen zahlt, haben die tiefen Preise auch Folgen für die Bevölkerung. «Es ist kein Zufall, dass fast jeder zweite Artikel des alltäglichen Gebrauchs nicht aufzutreiben ist.» Und Venezuela leide schon seit Jahren an Güterknappheit.

Das Öl-Kartell Opec

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Die internationale Organisation erdölexportierender Länder wurde 1960 in Bagdad gegründet. Die OPEC hat 13 Mitgliedsländer. Sie fördern rund ein Drittel des weltweiten Erdöls und besitzen drei Viertel der weltweiten Erdölreserven.

So lange die Opec nicht an einem Strang ziehe, sei kein Ende der Talfahrt in Sicht, sagt ein Analyst der Commerzbank. «Jeder schiebt die Schuld auf die anderen, aber niemand ist bereit, die Fördermengen zu kürzen.» Anders als bei früheren Preisstürzen hat die Opec bisher nicht mit einer Produktionskürzung reagiert. Ob sich bei der anberaumten Sitzung der Opec von Ende November etwas ändern wird, ist fraglich. Experten der Commerzbank sind skeptisch: «Saudi Arabien scheint drei Wochen vor der Opec-Sitzung nicht bereit, sein Angebot zu reduzieren. Das macht eine Einigung auf eine gemeinsame Produktionskürzung wenig wahrscheinlich und spricht für einen anhaltenden Druck auf die Ölpreise.»

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