Grob gesagt gibt es drei Arten von Natur-Dokumentationen: solche über Regionen oder Biotope (z.B. den Amazonas), solche über Tierfamilien (z.B. Affen) und solche über eine bestimmte Tierart (z.B. Rückenstreifen-Kapuziner). «Amazonia» gehört zu letzteren, erzählt aber nicht ein Tierleben von der Geburt bis zur Zeugungsreife, sondern eine Art Aussenseitergeschichte.
Der Aussenseiter ist ein gefangenes Kapuzineräffchen, das sich nach einem Flugzeugabsturz mitten im Amazonasgebiet aus seiner Transportkiste befreien kann. Sein rotes Halsband identifiziert es deutlich als Hauptdarsteller. Klein und süss ist das Kerlchen, dessen Fellzeichnung ihm einen ständig besorgten Gesichtsausdruck verleiht. Man möchte das Fellbällchen am liebsten umarmen und beschützen.
Wild und wunderschön
Regisseur Thierry Ragobert hat also ein erstklassiges Casting vorgenommen. Krokodile, Riesenschlangen, Jaguare, Papageien, Insekten, Frösche und viele andere Amazonas-Bewohner spielen teils spektakuläre Nebenrollen. Doch im Zentrum steht stets das kleine Kapuzineräffchen, das sich einer Gruppe von Artgenossen anschliesst und sogar eine Freundin findet.
Als das Äffchen das rote Halsband verliert, ist es endgültig in der Widlnis angekommen. «Amazonia» hat eine Story wie ein Spielfilm, obwohl kaum ein Wort gesprochen wird. Denn Menschen kommen nur kurz als Statisten vor. Und einen belehrenden Sprecher gibt es auch nicht. So lässt der atemberaubend fotografierte 3D-Film dem Publikum viel Raum zum Staunen und Mitfiebern. 5 von 6 Filmbären.