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Jérôme (Shia LaBeouf) ist einer von vielen Partnern Joes (Charlotte Gainsbourg) und der Vater ihres Kindes.
Ascot Elite
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 41 Sekunden.
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«Nymphomaniac 1» - Verkopftes Deprokino

Nach «Antichrist» und «Melancholia» sieht der dänische Regisseur Lars von Trier sein neustes Werk «Nymphomaniac» als Abschluss einer Trilogie über Depression. Und der Film ist tatsächlich sehr deprimierend. Dessen sollte man sich bewusst sein, wenn man ein Kinobillett kauft.

Zuerst bleibt die Leinwand lange leer, dann kommt eine versiffte nächtliche Gasse ins Bild. Grossaufnahmen und Geräusche erinnern an die Bahnhofszene aus «Spiel mir das Lied vom Tod». Lars von Trier zitiert gerne, auch wenn es gar nicht passt.

Am Boden liegt Joe (Charlotte Gainsbourg), die von ihrem Partner (Shia LaBeouf) verprügelt wurde. Seligman (Stellan Skarsgård) findet sie und nimmt sie in seine Wohnung, die ähnlich heruntergekommen ist wie die Gasse. Da soll die Aussenwelt wohl die Innenwelt der beiden Hauptfiguren spiegeln. Na ja.

Schliesslich erklärt Joe nicht nur, wie und warum sie zusammengeschlagen wurde, sondern beginnt, gleich ihr ganzes Leben zu erzählen. Das ist erstens nicht stimmig und zweitens der denkbar simpelste dramaturgische Kunstgriff, um eine Geschichte ins Rollen zu bringen.

Glauben oder nicht glauben
Joes Erzählung und Seligmans Kommentare bleiben beide Filmteile hindurch die bestimmende Rahmenhandlung. Das Auffälligste an den beiden Personen ist ihre Dumpfheit, beide wirken abgelöscht und ebenso trist wie das Zimmer, in dem sie reden und reden.

Rückblenden (in denen Joe von Stacy Martin gespielt wird) schildern die Anfänge von Joes Sexsucht. Das wirkt alles sehr konstruiert und in keinem Moment glaubhaft. Das fällt sogar Seligman auf, der Joe damit konfrontiert. Doch diese antwortet mit einer Gegenfrage: «Womit holen Sie am meisten aus meiner Geschichte: Indem Sie sie glauben oder nicht glauben?»

Sexsucht als Flucht
Mit dieser Szene stellt Regisseur Lars von Trier klar, dass es ihm nicht um Realismus geht. Und da Seligmans vermeintlich philosophischen Kommentare in erster Linie skurril sind, geht es von Trier wohl auch nicht um Philosophie. Vielmehr versucht er, Bilder für die weit verbreitete Krankheit Depression zu finden, unter der er selber leidet.

Das würde die beiden trüben Hauptfiguren erklären. Und dann könnte man Joes Sexsucht als Flucht vor den schwarzen Gedanken deuten. Die Frage ist nur: Wer will das im Kino sehen? Teil 1 dauert 116, Teil 2 (Kinostart: 3. April) 124 Minuten. Vier Stunden verkopftes Deprokino. Also ich sage: einmal und nie wieder. 3 von 6 Filmbären.

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