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James Donovan (Tom Hanks) auf Mission in Ostberlin.
20th Century Fox
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 26 Sekunden.
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«Bridge of Spies» - Tom Hanks als Unterhändler im Kalten Krieg

Steven Spielberg widmet sich in «Bridge of Spies» einem Gefangenenaustausch der Achsenmächte im Kalten Krieg. Das hat mehr mit unserer Zeit zu tun, als man meint. Denn Tom Hanks' Figur demonstriert, wie wichtig furchtlose Diplomatie ist.

Wenn ganze Strassenzüge mit Oldtimern vollgestellt werden und Hunderte von Statisten in der Mode von 1960 die Filmkulissen bevölkern, dann liebe ich Hollywood. Wie sonst könnte ich so effektiv in mein eigenes Geburtsjahr zurückversetzt werden?

Steven Spielberg tut das, was er am besten kann: eine Geschichte der Angst erzählen. Es ist die Angst vor der Atombombe. In amerikanischen Schulen werden den Kindern Filme vorgeführt, in denen ihnen eine Cartoon-Schildkröte vorführt, wie sie sich vor einem Atomschlag schützen können.

Angst vor der Atombombe
Damit wird die Angst vor der Bombe also schon Erstklässlern eingepflanzt. Gehirnwäsche werfen die Amerikaner jedoch nur den Sowjets vor. In diesem Klima der Angst gelingt es der CIA, einen russischen Spion zu verhaften, der sich Rudolf Abel (Mark Rylance) nennt.

Der Rechtsanwalt James Donovan (Tom Hanks) soll ihn verteidigen. Deshalb werden er und seine Familie offen angefeindet. Als Donovan Abel fragt, ob er denn keine Angst vor der Verurteilung habe, antwortet der mit einer Gegenfrage: «Would it help?»

Wem nützt die Angst?
Dieses «Würde es nützen?» zieht sich wie ein Mantra durch den ganzen Film. Ausgerechnet der Feind hält der Angst-Politik der USA also den Spiegel vor, und man beginnt sich zu fragen, wem die Angst nützt. Gerade jetzt wieder eine hochaktuelle Frage.

Wenig später wird in der Sowjetunion der amerikanische Spionagepilot Powers (Austin Stowell) abgeschossen und verhaftet. Nun soll Donovan nach Ostberlin, um einen Austausch von Powers gegen Abel zu verhandeln. Es folgt eine Zermürbungstaktik, der sich der gewiefte Anwalt nie unterwirft.

Angst führt zu falschem Handeln
Spielberg mag historische Themen, ganz besonders europäische, wie er mit «Schindler's List» und «Munich» bewiesen hat. Regelmässig werfen ihm Kritiker indes vor, historische Tatsachen zu verdrehen. Sie vergessen, dass Spielberg kein Dokumentarist, sondern ein Entertainer ist. Und vor allem auch ein Moralist.

Spielberg geht es darum, dem Publikum zu zeigen, wie rechtschaffenes Handeln aussieht. Wo in «Bridge of Spies» alle zu mauscheln versuchen, bleibt Donovan standhaft und geht furchtlos das Risiko ein zu scheitern. So macht Spielberg bewusst, dass nur Angstfreiheit zu richtigem Handeln führt. Darum geht es ihm, nicht um historische Genauigkeit. Deshalb ist ihm auch egal, wenn die Berliner Mauer in seinem Film schon im Januar statt wie in Realität erst im August 1961 gebaut wird.

Trailer E / Trailer D

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