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Annabel Pitcher: Ketchuprote Wolken (Goldmann)
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Ketchuprote Wolken

Zoe Collins heisst nicht wirklich Zoe Collins. Aber unter diesem Namen schreibt die junge Engländerin Briefe an einen verurteilten Mörder, der in Amerika im Gefängnis sitzt.

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Zoe Collins will anonym bleiben. Auch wenn der Empfänger der Briefe das Gefängnis nie mehr verlassen wird. Sie ist in Sorge und hat Angst, denn sie glaubt, an einem Todesfall mitschuldig zu sein und obschon sie einen grossen Familien- und Freundeskreis hat, findet sich in diesem niemand, dem sie sich anvertrauen möchte. Ein Mörder, der für ihre Begriffe im selben Boot sitzt wie sie, ist für Zoe eine vertrauenswürdige Ansprechperson.

Dieser Roman, der sich in ganz verschiedener Hinsicht immer wieder um Schuldfragen dreht, besteht aus lauter Briefen, mit denen Zoe Collins dem Mörder die Chronologie des Todesfalles, an dem sie mitschuldig zu sein glaubt, schildert. Aber - sie erzählt auch von ihrem Alltag in der Schule, der ersten Liebe, von ihren Freunden und vor allem von der Familie, in der sich alles um die kleine Schwester von Zoe, die gehörlose Dot dreht.

Wie schon in ihrem Erstling und Bestseller "Meine Schwester lebt auf dem Kaminsims" schafft es die 1982 geborene Engländerin Annabel Pitcher erneut, unterschiedliche Facetten einer an sich tieftraurigen Geschichte zu zeigen. Sie erzählt mit Esprit und Witz und trifft ganz genau das Lebensgefühl von jungen Menschen. "Ketchuprote Wolken" ist ein Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen kann, für Erwachsene und bestimmt auch für junge Erwachsene.

Leseprobe, Seite 9, der erste Brief von Zoe Collins:

1 Fiction Road
Bath

1. August

Lieber Mr S. Harris

bitte beachten Sie den roten Fleck oben links gar nicht. Es ist nur Marmelade, kein Blut, aber Ihnen muss ich den Unterschied ja bestimmt nicht erklären. Es war keine Marmelade von Ihrer Frau, was die Polizei auf Ihrem Schuh fand.
Die Marmelade ist von meinem Sandwich. Himbeermarmelade, selbstgekocht, von meiner Oma. Sie ist vor sieben Jahren gestorben und diese Marmelade war das Letzte, was sie gemacht hat. Na ja, wenn man davon absieht, dass sie wochenlang im Krankenhaus lag und an einer dieser Herzmaschinen angeschlossen war, die piep piep machen, wenn man Glück hat, und piiiiiiiiiiiiiiieeeeeep, wenn man Pech hat. So hörte sich das vor sieben Jahren an. Piiiiiiiiiiieeeeeeep. Sechs Monate später kam meine kleine Schwester zur Welt, und mein Dad hat sie nach Oma benannt. Dorothy Constance. Als mein Dad nicht mehr traurig war, hat er den Namen abgekürzt. Meine Schwester ist klein und rund, und deshalb nannten wir sie dann Dot, wie "Punkt".

Annabel Pitcher: Ketchuprote Wolken 
Goldmann Verlag, 266 Seiten
ISBN: 978-3-442-31254-2

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