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Nora Zukker
SRF 3
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 22 Sekunden.
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«Verdammter Paul» der neue Roman von Linda Solanki

Als Sexbloggerin hat sich die Zürcherin Linda Solanki mit zarten 21 Jahren einen Namen gemacht. «Generation L» heisst ihre Kolumne beim «Blick am Abend». In ihrem zweiten Buch «Verdammter Paul» schreibt sie über Obdachlosigkeit, akustische Halluzinationen und Schizophrenie bei Jugendlichen.

Der 20-Jährige Sebastian leidet unter akustischen Halluzinationen. Er hört ständig eine Zeile aus dem Beatles-Song «Hey Jude». Es verschlägt ihn auf die Strasse, weil er lieber obdachlos ist, als in der Psychiatrie zu landen. In Rückblenden wird von Sebastians Kindheit und Jugend erzählt, wo sich bereits die ersten Anzeichen von Schizophrenie zeigten, und vom endgültigen Ausbruch der Krankheit nach dem Tod seines Grossvaters. Das Leben unter Randständigen lässt Sebastian eine andere Form von Normalität erfahren, in der er zunächst seinen Platz findet und sich die Symptome abschwächen. Doch das Leben auf der Strasse ist härter als erwartet.

Drogen, Geld und Orientierungslosigkeit - Linda Solankis Erstling über die Goldküstenkids

Sie sind Rich Kids vom rechten Zürichseeufer, der sogenannten Goldküste. Fünf junge Menschen Anfang zwanzig. Sie verbringen ihre Tage trinkend, die Nächte koksend und zwischendurch verschleudern sie das Geld ihrer Eltern mit Kurztrips und überteuertem Fummel, den sie dann im Schrank hängen lassen. Das alles tun sie meistens gemeinsam - obwohl sie sich eigentlich nicht leiden können. «Dem See entlang Richtung verlorene Jugend» war der Erstling von Linda Solanki. Die damals 23-Jährige Autorin landete mit ihrem Erstling einen Bestseller. Eine authentische Millieustudie, erzählt in einer Sprache, mit der Linda Solanki ein Wurf gelang.

Die blutjunge Autorin hat sich in ihrem zweiten Buch «Verdammter Paul» ernsteren Themen angenommen und man kann gespannt sein, wie sich ihr Schreiben weiter entwickeln wird. Jetzt beginnt sie aber erst eine Vollzeitstelle als Werbetexterin, um ihr Bedürfnis nach Teamarbeit und geregtelten Strukturen zu stillen.

Leseprobe

Ich sass gerade mit Hans-Jürgen und Melinda unter der grossen Eiche und schaute den ersten braunen Blättern zu, wie sie durch die Luft tanzten, ein paar Pirouetten drehten und sich elegant zu unseren Füssen niederlegten. Ich nahm einen weiteren Schluck von meinem Energydrink. Das klebrige Zeug kippe ich literweise in mich rein, obwohl sich der aufputschende Effekt bereits vor Jahren verflüchtigt hat, wohl wegen des übermässigen Konsums.
Während ich trank, kehrte sie zurück. Nicht erst leise, um sich anzukündigen, wie es sich nach zwölf Tagen Abwesenheit höflichkeitshalber angebracht gewesen wäre, sondern so laut und unerträglich wie immer. Es ist die Stimme von Paul McCartney, die mir immerzu dieselben Worte einhämmert: Hey Jude, don't make it bad. Manchmal träume ich sogar von diesem Lied. Am Morgen beim Aufwachen schreit Paul mit entgegen: Hey Jude. Wenn ich durch die Strassen laufe, hallt es von den Hauswänden wieder: Don't make it bad. Während ich esse, Zug fahre, mich unterhalte, sogar während ich andere Musik höre, immer dieses Hey fucking Jude. Das muss man sich mal vorstellen Da sitzt man auf dem Klo und kämpft gegen die Überreste eines Gammelfleisch-Döners, was an und für sich schon keine schöne Angelegenheit ist, und wenn man endlich all seine Kräfte mobilisiert hat und den kleinen Scheisser rausdrücken will, wird man von Sir Paul höchstpersönlich ermahnt: Don't make it bad. Ich gehöre generell nicht zu den Menschen mit der besten Verdauung, aber bei so was bekomme ich glatt drei Tage Verstopfung. Wenn wenigstens John Lennon zu mir sprechen würde anstatt Paul McCartney, wäre das schon eine Spur erträglicher. John ist schliesslich der Held einer Generation, wenn auch nicht meiner.


Linda Solanki tauft ihr zweites Buch am Mittwoch 21. September im Kaufleuten in Zürich und unterhält sich mit Yonni Meyer aka Pony M.

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