1921 startete die PTT die erste Telefonauskunft. Aus «11» wurde «111». Mittlerweile gibt es mit «1811», «1818» oder «1820» verschiedene Auskunftsnummern. Die Telefonistinnen galten früher als schier allwissend. Sie beantworteten auch Fragen, die weit über eine einfache Adressauskunft hinaus gingen. Der Anspruch und der Ehrgeiz der Telefonistinnen waren, auf alles eine erschöpfende Antwort zu haben.
Fragen über Fragen
In den ersten rund 80 Jahren ihres Bestehens war die Schweizer Telefonauskunft das, was heute das Internet ist: eine Auskunftsstelle mit enzyklopädischem Wissen. Wenn man etwas nicht wusste, rief man die Kurznummer 111 – in den Anfängen: 11 – an. Deshalb wurden bei weitem nicht nur Telefonnummern oder Adressen erfragt. Zugverbindungen waren ebenso gefragt, wie Kinoprogramme, kulturelle Veranstaltungen, Schulwissen in Geografie oder Mathematik, Fragen nach der deutschen Grammatik oder nach Waschanleitungen.
Astrid Döbeli war von 1987 an rund zehn Jahre lang Telefonistin bei der Auskunft 111. «Man hat uns manchmal in einer Stadt von einer Telefonzelle aus angerufen und nach dem Weg gefragt», sagt Döbeli. Dann habe man diesen Anrufern mit einem Stadtplan in der Hand den Weg beschrieben. Auch hätten sie Notfallärzte und -Apotheken vermittelt. Regelmässig seien sie auch nach Kochrezepten oder Waschanleitungen für Vorhänge gefragt worden. In der Weihnachtszeit riefen jeweils einsame Menschen an, die ein wenig plaudern wollten.
Die Auskunft vor dem Internetzeitalter
Um auf diese und noch viel mehr Fragen Antwort geben zu können, waren die Telefonistinnen vor dem Computerzeitalter bis ca. 1979 mit Bergen von Nachschlagewerken, Landkarten, Stadtplänen, Tageszeitungen und Telefonbüchern ausgerüstet gewesen. «Wussten wir trotz allem in Einzelfällen nicht weiter, dann riefen wir die Teamleiterin zu Hilfe und zusammen fanden wir die richtigen Antworten», sagt Astrid Döbeli im Rückblick.
Kurze Ausbildung, hoher Anspruch, tolles Image
Die Ausbildung zur Telefonistin – Männer arbeiteten in diesem Beruf selten – dauerte ein Jahr. Inbegriffen war ein obligatorischer Aufenthalt in der Westschweiz. Grundsätzlich sollten die Telefonistinnen in der Sprache reden, mit der sie von der Kundschaft angesprochen wurden. «Französisch ging gut. Aber wenn ich beispielsweise Italienisch sprechen musste, hatte ich mir einfach einige Brocken aufgeschrieben und behalf mich damit», sagt Astrid Döbeli und schmunzelt.
Trotz der eher kurzen Ausbildung stellte man an die Telefonistinnen hohe Ansprüche bezüglich Allgemeinbildung, Sprachen und Gedächtnis. «Wir hatten ein hohes Ansehen und einen guten Verdienst», sagt Astrid Döbeli im Rückblick. «Der Dienst war anstrengend und unregelmässig, mit Abend- und Nachtschichten. Viele blieben nur wenige Jahre. Und in der Privatwirtschaft waren wir sehr gefragt.»
Von 111 zu 1811, 1818 und 1820
Früher waren Anfragen bei 111 bis zu einer Dauer von einer Stunde gratis. Dann berechnete man für Anfragen zehn Rappen, und mit der Zeit mehr. Eine Zeit lang wurde nur dann ein Tarif ausgelöst, wenn die Anfrage beantwortet werden konnte. Mit dem Computerzeitalter kam auch die maschinelle Hilfe: Den Anruf entgegennahm immer noch eine Telefonistin, die Antwort kam dann aber über eine maschinelle Stimme. Ende 2006 verschwand der Brand «111». Die Swisscom gab fortan Auskunft unter der Nummer «1811». Hintergrund war die Liberalisierung des Fernmeldemarktes. Wer heute eine telefonische Auskunft möchte, der hat die Wahl zwischen diversen Anbietern, zum Beispiel auch den Nummern «1818» oder «1820».