Seit den frühen 1960er-Jahren hat das Schweizer Fernsehen über 20 TV-Serien produziert. Aktuell sorgt die dritte Staffel der Krimiserie «Wilder» für Schlagzeilen. Eine Reise durch knapp sechs Jahrzehnte zeigt: Alle TV-Serien beleuchten auf ihre Weise ein Stück Schweiz – und verraten etwas über die Zeit, in der sie entstanden.
1960er-Jahre: Kleinbürgerliche und ländliche Schweiz
Gestartet war man 1963 mit der Krimiserie «Polizischt Wäckerli». Die Geschichte spielt in der kleinbürgerlichen, engen Schweiz der 1960er-Jahre. Hauptdarsteller ist Schaggi Streuli, wie bereits ein paar Jahre zuvor im gleichnamigen Film und in der Hörspielserie.
1968 folgte das Heimatdrama «Die sechs Kummerbuben» , eine Serie um den Familienzusammenhalt in ländlichem Idyll von Franz Schnyder. Die 13-teilige Serie war erfolgreich – in der Schweiz und in den USA. Kritisiert wurde sie allerdings auch: Sie passe nicht in den Zeitgeist der 68er-Jahre mit den Studentenunruhen.
1970er-Jahre: Mehr Zeitgeist, mehr Abwechslung
Mit etwas Verspätung atmet 1971 die dramatische TV-Serie «Pop Schwiiz» doch noch den Zeitgeist der 1960er-Jahre: Drei Hippies («The Minstrels») bringen eine gutbürgerliche Familie aus dem Takt. In den 1970er-Jahren wagt sich das Schweizer Fernsehen auch an eine Doku-Fictionserie: «Die Lawinenpatrouille», gespielt von Lawinenrettern und Schauspielern.
Ein Experiment ist 1973 ausserdem «Ein Fall für Männdli» mit Ruedi Walter in der Rolle des Kommissars. Es war der Versuch, einen Kriminalfall in nur 25 Minuten zu erzählen. Diese Krimiserie blieb damals die vorläufig letzte. Erst 2013 wurde das Genre mit «Der Bestatter» wieder in die Schweizer TV-Serienproduktion aufgenommen.
1980er-Jahre: «Motel» zeigt den Schweizer Alltag
«Motel» ist in den 1980er-Jahren die einzige Schweizer TV-Serie. Sie zeigt 40 Episoden lang den Schweizer Alltag und die Schweizer Durchschnittlichkeit. Schauplatz ist ein fiktives Motel an der Autobahn irgendwo im Mittelland.
Die Serie lässt einen in 80er-Alltagsromantik schwelgen. Den einen war sie damals zu langweilig, den anderen zu gesellschaftskritisch. In der Motelküche trafen die Kulturen aufeinander, der Rassismus kam zum Vorschein. Skandalträchtig war ausserdem ein Kuss zwischen zwei Männern – allerdings hochaktuell, war in dieser Zeit doch Aids aufgekommen.
1990er-Jahre: Sitcom «Fascht e Familie»
1994 wagte sich das Schweizer Fernsehen an die erste Sitcom. Die Familien-Comedie-Serie «Tobias» zeigte die Probleme einer ganz normalen Schweizer Familie.
Dann folgte die Sitcom «Fascht e Familie» , die bisher erfolgreichste aller Schweizer TV-Serien. Der Immobilienhändler Rolf Aebersold versucht immer wieder, das Haus seiner Tante Martha ohne ihr Wissen zu verkaufen. Die hat ihr Haus aber unterdessen in eine Wohngemeinschaft verwandelt. Andauernd passerien Verwechslungen und es werden originelle Ideen kreiert. Hauptschauplatz von «Fascht e Familie» ist die Gemeinschaftsküche.
«Lüthi und Blanc», eine Seifenoper (fast) ohne Ende
1999 startete mit «Lüthi und Blanc» die erste und bis heute einzige Soap des Schweizer Fernsehens SRF. Acht Jahre oder 288 Folgen lang drehten sich Geschichten um das Schicksal der Familien rund um den eigensinnigen Schokoladenfabrik-Patron Jean-Jacques Blanc. Gedreht wurde zu 80 Prozent in einem Studio. Die Aussenaufnahmen wurden aber in der ganzen Schweiz gedreht.
Ab 2013: Mehr Krimis und komplexere Erzählstrukturen
Seit 2013 machten und machen die beiden Krimiserien «Der Bestatter» und aktuell «Wilder» Schlagzeilen. Was beide Serien auszeichnet, ist eine im Vergleich zu vielen früheren Serien komplexere Erzählstruktur. Gestiegen ist auch der finanzielle Aufwand für eine Serie, schliesslich muss man in Sachen Storytelling mit der Konkurrenz aus dem Ausland mithalten können.