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30 Jahre Arosa Humorfestival Als die Show so lange dauerte, bis das Publikum fror

Schnee hatte es in den 1980er-Jahren zu wenig gegeben in der Region Arosa. Deshalb musste 1991 eine alternative Touristenattraktion her – das Humorfestival. Unterdessen ist der Schnee zurück – und das nicht zu knapp, wie prominente Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter des Festivals erzählen.

In der «sehr schönen Sackgasse»

Den Erfolg des Humorfestivals sieht Mitbegründer Florenz Schaffner darin begründet, dass die Bergbahnen und Hotels der Region das Festival von Anfang an unterstützten. Die Künstlerinnen und Künstler wurden während der Festivalwoche in Hotels in der Umgebung untergebracht, wo dann auch neben der Bühne viel kreativer Austausch stattfand.

Daran erinnert sich auch Nadja Sieger vom Comedy-Duo Ursus &Nadeschkin. Wer einmal im abgelegenen Arosa ankam – der in Siegers Worten «sehr schönen Sackgasse» – blieb eine Weile. Man traf in Hotels und Bars auf Kolleginnen und Kollegen und kam ins Gespräch. «Es war grossartig, was da kreativ, künstlerisch und in der Vernetzung möglich war», erzählt die Kabarettistin.

Video-Galerie: Highlights vom Arosa Humorfestival

Arosas Eigenheiten: Kälte und Höhenlage

Bereits die Anreise zum blau-roten Zirkuszelt, in dem das Arosa Humorfestival alljährlich im Dezember stattfindet, ist ungewöhnlich. Das Zelt steht nämlich mitten im Skigebiet Arosa-Lenzerheide auf 2000 Meter Höhe bei der Tschuggenhütte. Um das Zelt zu erreichen, nimmt man die Bergbahn und legt den Rest der Strecke durch den Schnee zu Fuss oder mit den Skiern zurück.

Vom familiären Event zum Grossanlass

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In hochalpiner Landschaft bringt das Festival alljährlich namhafte Kabarettistinnen und Comedykünstler aus der Schweiz, Deutschland und Österreich zusammen. Auftritte hatten in den 30 Jahren zum Beispiel Ursus und Nadeschkin, Oropax, Lorenz Keiser und Birgit Steinegger. Oft wurde das Festival von einem Comedy-Duo moderiert, anfänglich von Ursus und Nadeschkin, später von Lapsus. Von einem kleinen und eher familiären Event mit 2500 Zuschauerinnen und Zuschauern wuchs das Festival über die Jahre zu einem Grossanlass mit einem Publikum von über 16'000 Menschen und rund 40 Künstlerinnen und Künstlern.

In den ersten Jahren sei es wegen der winterlichen Kälte gar nicht möglich gewesen, lange Shows zu machen, erzählt Nadja Sieger schmunzelnd, «weil einem sonst die Leute davonfroren». Aufgrund der Lärmemissionen hätten die Heizanlagen während der Show nicht laufen können und so sei es im Zelt je länger, je kälter geworden. «Je länger die Show dauerte, desto weniger wurde gelacht, weil alle froren!», lacht die Künstlerin.

Eingeschneiter Zuschauerraum

Auch Mitbegründer Florenz Schaffner erinnert sich, wie die Kapriolen des Wetters die Organisatoren des Festivals auf Trab hielten. «Kurz vor Beginn des Festivals riss einmal während eines Schneesturms die Zeltplane und Bühne und Zuschauerraum wurden eingeschneit», erzählt Schaffner. Glücklicherweise hätte sich kurzfristig jemand gefunden, der die Zeltplane flicken konnte.

Die Skilehrer der Region hätten dann mitgeholfen, den Schnee wieder aus dem Zeltinnenraum heraus zu schaufeln, sodass die Vorstellung trotz allem habe stattfinden können. «Diese Bilder sehe ich immer noch vor mir», so Florenz Schaffner.  

Ursus & Nadeschkin
Legende: Ursus & Nadeschkin Das Comedy-Duo mit Nadja Sieger und Ursus Wehrli prägte das Arosa Humorfestival. Keystone

Auch auf die Höhenlage des Zeltes habe er die Künstlerinnen und Künstler oft aufmerksam gemacht, fährt Schaffner fort. «Wer Akrobatikeinlagen plante, musste sich bewusst sein, dass man auf 2000 Metern einfach viel schneller ausser Atem kommt.»

Jubiläumsausgabe 2021

Nachdem das Humorfestival im vergangenen Jahr wegen der Pandemie kurzfristig abgesagt werden musste, startet am 9. Dezember nun die dreissigste Ausgabe. Bis zum 19. Dezember erwartet das Publikum eine bunte Auswahl an Künstlerinnen und Künstlern, unter ihnen Beat Schlatter, Helga Schneider und Charles Nguela.

Mit dabei sind auch Ursus & Nadeschkin. Nadja Sieger sagt, sie freue sich sehr auf die Zeltatmosphäre und auf etwas, was die Essenz dieses Festivals besonders gut beschreibt: «Den Berg hinauflaufen, spielen und ins Tal hinunter schlitteln.»

Radio SRF 1, Sendung «Treffpunkt», 9.12., 10.00 Uhr

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