75 Jahre Sportschule Magglingen bedeuten 75 Jahre Sportförderung des Bundes. Klingt harmonisch. Bedeutet aber nicht, dass die Jahrzehnte ohne Hürden und Hindernisse ins Land zogen.
Die Gründung
1944 – noch während des Zweiten Weltkrieges – gründete die Schweiz in Magglingen die zentrale Sportschule. Ziel war es, die jungen Burschen körperlich und geistig auf ihren Einsatz als Soldaten vorzubereiten.
Aus 9 Bewerbungen waren bald nur noch Magglingen bei Biel und Chaumont bei Neuchâtel im Rennen um den Standort der Sportschule. Bei der Wahl von Magglingen half wohl auch der Zufall etwas mit: Bei der Besichtigung der beiden Standorte empfing Chaumont die Delegation mit Nebel und leichtem Schneefall. Nachmittags, nach dem Mittagessen am Bielersee, klarte das Wetter auf und Magglingen zeigte sich von der schönsten Seite.
Die Wehrertüchtigung war für den Bund das einzige Argument, Turnen und Sport zentral zu organisieren.
Doch schon in den Anfängen wehrten sich die Kantone und die Universitäten gegen die Gründung einer Sportschule. Die Kantone fürchteten die Zentralisierung, die Universitäten die Militarisierung des Sports.
Der Ausbau
Mit dem weltweiten Aufschwung ab den 1950er Jahren baute auch Magglingen aus. Sporthallen, Schwimmbad und Rundbahn wurden gezielt in die Jurahügel gebettet. Und auch die Forschung sollte zu einem bedeutenden Standbein werden.
Das Monstrum «Dopinganalyse» frass alle Ressourcen für die geplante sportwissenschaftliche Forschung.
Magglingen wollte sich aus der Ambivalenz befreien: Einerseits setzte man sich für die Leistungssteigerung im sauberen Sport ein, andererseits war man Dopingkontrolleur. Die Lösung war eine externe Stiftung im Dopingbereich.
Seit den militärischen Anfängen der Sportschule waren die Frauen zwar nicht ausgeschlossen, aber auch nicht offiziell mitgemeint. Parallel zur Annahme des Frauenstimmrechts im Jahr 1971, wurde 1972 mit dem ersten Sportfördergesetz auch der Frauensport geregelt.
Die Suche nach der politischen Heimat
Der Frauensport hinterfragte in den 1980er Jahren endgültig die politische Heimat des Sports im Militärdepartement. Schon seit einigen Jahren verschoben sich die Schwerpunkte hin zu Gesundheit, Erziehung und Kultur. Der Wechsel ins Departement des Innern 1984 war die logische Folge.
Magglingen ist ein absolutes Bijou.
Der Rückwechsel ins Militärdepartement 14 Jahre später galt zuerst als «bittere Pille» für den Sport. Erst bei genauerem Hinsehen erwies er sich als Glücksfall: Im neugestalteten Departement erschien der Sport im Namen (VBS – Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport) und Magglingen wurde zum Bundesamt für Sport erweitert – eine Aufwertung des Schweizer Sports.
Von der Sportschule zum Bundesamt
Heute ist in Magglingen das Bundesamt für Sport, der Breitensport (J+S), der Leistungssport, die multidisziplinäre Forschung und die Sportlehrerausbildung auf Fachhochschulniveau zu Hause. Und trotz moderner Anlage ist überall der Sportsgeist – der «Esprit de Macolin» – zu finden.
Nach der Einführung des neuen Schliesssystems stand ich nach dem Duschen «füdliblutt» vor verschlossener Tür.
Zum 75. Geburtstag lädt Magglingen die Schweizerinnen und Schweizer am 14. September 2019 zu einem Publikumstag ein.
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