Seit der Appenzeller 2022 die Schweiz am ESC in Turin vertreten hat, haben rund 150 Millionen Menschen den Namen Marius Bear und den Song «Boys Do Cry» schon einmal gehört. So viele verfolgen den ESC jedes Jahr weltweit am TV.
Bis er den ESC-Zenit erreicht hat, gab es im Leben des Schweiz-Australischen Doppelbürgers Einschnitte, die prägend waren:
1. Kulturschock: von Australien nach Appenzell
Die ersten Jahre seines Lebens verbrachte der gebürtige Marius Hügli in Australien. Seine Eltern sind ausgewandert und führten ein Leben, das Marius als positiv in Erinnerung hat.
Was bist denn du für einer?
Mit dem Camper und viel Lebensfreude sei die Familie herumgezogen, bis sie in die Schweiz zurückkehrten. Von Australien nach Appenzell – ein Kulturschock sei das gewesen. «Was bist denn du für einer?», hätten sie ihn im Kindergarten gefragt.
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Bild 1 von 16Legende: Der gebürtige Marius Hügli ist Doppelbürger und besitzt den Pass von Australien und der Schweiz. zVg/Marius Bear
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Bild 2 von 16Legende: Die Hügli-Brüder Marius (r.) und Yoshua (l.). zVg/Marius Bear
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Bild 3 von 16Legende: Acht Monate war Marius Bear zu Beginn seiner Karriere als Strassenmusiker unterwegs. Mit seiner einzigartigen Stimme machte er auf sich aufmerksam. zVg/Marius Bear
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Bild 4 von 16Legende: Mit 13 hat Marius Hügli seine Gitarre in eine Ecke gestellt und erst während der Offiziersschule wieder hervorgeholt. zVg/Marius Bear
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Bild 5 von 16Legende: «Fühle dich frei, alles zu tun, was du tun musst». zVg/Marius Bear
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Bild 6 von 16Legende: Marius Bear begann erst 2014 seiner Stimme zu vertrauen. Drei Jahre später zog es in nach London ans British and Irish Modern Music Institute. SRF Screen
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Bild 7 von 16Legende: 2017 studierte Marius Baer für ein Jahr das Fach Music Production in London am British and Irish Modern Music Institute (BIMM). SRF Screen
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Bild 8 von 16Legende: Marius Baer liebt das kribbeln in den Zehen auf der Bühne. Um den Bass unter den Füssen zu spüren, zieht er schon mal die Schuhe aus. SRF Screen
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Bild 9 von 16Legende: 2019 wurde das Ausnahmetalent Marius Baer SRF 3 «Best Talent» – dafür wurde er an den Music Awards ausgezeichnet. SRF
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Bild 10 von 16Legende: Wenige wochen vor der ESC-Teilnahme wurde Marius Baer 2022 mit der Diagnose seines Vaters konfrontiert. Er hatte einen Hirntumor und ist im vergangenen Jahr gestorben. SRF/Nina Loosli
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Bild 11 von 16Legende: Vier Jahre später, 2023 konnte er eine weitere Music Award- Auszeichnung abholen. Diesmal wurde in der Kategorie «Best Breaking Act» ausgezeichnet. Keystone/Urs Flüeler
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Bild 12 von 16Legende: In seiner Freizeit wandert Marius Bear gerne. SRF Screen
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Bild 13 von 16Legende: Der Seealpsee in seinem Heimatkanton Appenzell Innerrhoden ist für ihn das Kontrastprogramm zu seinem Leben auf der Bühne. SRF Screeb
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Bild 14 von 16Legende: Für Marius Bear bietet das Appenzellerland eine perfekte Mischung aus Tradition und Offenheit. SRF Screen
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Bild 15 von 16Legende: Mit seiner einzigartigen Stimme machte Marius Baer auf sich aufmerksam. Ein Filmproduzent holte seine Filmmusik nach New York. zVg/Marius Bear
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Bild 16 von 16Legende: Marius Baer mit seiner Verlobten Jasmin auf Südafrika-Reise. Auf dieser Reise ist sein neuster Song «Forever» entstanden. zVg/Marius Baer
2. Mobbing in der Schule
Von der australischen Lebensfreude konnte Marius in Appenzell erstmal nur träumen. «Ich wog 60 Kilo, als ich in die erste Klasse kam», sagt der Hüne, der heute noch 130 Kilo auf die Waage bringt. Er wurde gemobbt und erlebte hautnah, wie brutal Kinder sein können. In der dritten Klasse habe er sich zum ersten Mal so richtig verliebt. In ein Mädchen, das vor ihm sass. Er habe sie angehimmelt und als sie sich eines Tages zu ihm umdrehte und fragte: «Marius, willst du mit mir zusammen sein?» und er mit «ja» antwortete, meinte sie: «Ich aber nicht mit dir». Brutal sei das gewesen und nicht ohne Folgen. Nach diesem Erlebnis habe er zwei, drei Jahre lang gestottert.
3. Vom Offizier zum Strassenmusiker
Marius Weg war vorgezeichnet. Der gelernte Baumaschinenmechaniker sollte einst den Familienbetrieb übernehmen. Doch es kam anderes. Wider der pazifistischen Haltung seines Vaters entschied sich Marius für den Militärdienst.
Wow, da kommt eine Emotion aus mir heraus, die ich noch nie hatte.
Ihm sei es nicht ums «Chriegerle» gegangen, sondern um die Menschen. Vom Gemüsebauern, Musiker bis zum Banker waren alle Schichten vertreten. Das habe ihm so gefallen, dass er weitergemacht hat. Die Offizierschule wurde zum Türöffner seiner späteren Karriere.
Nach einem Antrittsverlesen seien zwei Jungs, Metal-Typen aus Solothurn, auf ihn zugekommen und meinten: «Du hast eine so geile Stimme, du musst in unsere Metalband kommen.» Im Zimmer hätten sie angefangen zu spielen und da habe er gemerkt: «Wow, da kommt eine Emotion aus mir heraus, die ich noch nie hatte.»
Das war Motivation genug, die alte Gitarre aus der Schulzeit wieder hervorzuholen und noch im Militär Covers zu üben. Mit dem Militär-GA und zivilen Kleidern in der Tasche sei er dann jeweils am Wochenende nach Freiburg gereist, um Strassenmusik zu machen. «Möglichst weit weg von Appenzell, damit meine Kollegen das ja nicht hören».
Der erste Versuch war ernüchternd. Nach zwei doppelten Whiskys lief es aber, sagt Marius Bear. «Ich habe innert einer Stunde 65 Franken eingespielt.» Genug, um die nächsten acht Monate die Strassen zu bespielen. Nicht als Marius Hügli, sondern als Marius Bear.
Kollegen hätten ihn auf den Namen gebracht. Er sehe aus wie ein Bär – gross, schwer und ruhig, aber wenn er ausraste, raste er aus. Seither bezeichnet er den Bären als sein «spirit animal» – das Tier, das ihm für die weitere Karriere Kraft gibt.
Vom ehemaligen Management hat er sich im letzten Jahr verabschiedet. Diesen Job macht jetzt seine Verlobte Jasmin. Sie seien jetzt wie ein «Gastronomenpäärli», das mit gepaarter Energie die private und musikalische Zukunft meistert.