Wenn Walter Isenschmid an sein erstes Auto denkt, leuchten seine Augen. 1959 – ein gebrauchter Fiat Topolino. Klein, laut – und für ihn das Tor zur Freiheit. Spulen wir noch ein paar Jahre zurück.
Isenschmid wuchs in den 1940er-Jahren in einem Dorf in der Nähe von Bern auf. Da machte er die allererste Begegnung mit einem Auto – ein damals noch ungewöhnlicher Anblick. Denn: Ein eigenes Auto konnten sich in dieser Zeit nur wenige leisten. Zudem war Benzin in den Kriegsmonaten rationiert.
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Bild 1 von 3. Die Holzvergasung war aufgrund der Treibstoffrationierung während des Krieges für die Mehrheit der zivilen Fahrzeuge die einzige Möglichkeit, weiterhin fahren zu können. (Lausanne, 1944). Bildquelle: KEYSTONE/PHOTOPRESS-ARCHIV/Str.
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Bild 2 von 3. Bis in die 1950er-Jahre waren Autos noch eher eine Rarität auf den Dorfstrassen. (Kloten, 1950). Bildquelle: KEYSTONE/PHOTOPRESS-ARCHIV/Str.
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Bild 3 von 3. Nach dem 2. Weltkrieg können sich infolge des wirtschaftlichen Aufschwungs immer mehr Schweizerinnen und Schweizer ein Auto leisten. Bildquelle: KEYSTONE/PHOTOPRESS-ARCHIV/Jules Vogt.
Autofahren war damals etwas sehr Spezielles, was nicht jeder erleben konnte.
Das einzige Auto im Dorf gehörte dem Notar, dem Vater eines Kinderfreundes des kleinen Walter. «Ein schokoladenbrauner Mercedes war das», erinnert sich der heute 85-Jährige. «Am Sonntag ist er manchmal mit uns Kindern ausgefahren. Autofahren war damals etwas sehr Spezielles, was nicht jeder erleben konnte.»
Von der Rarität zum Volksfahrzeug
Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung nach dem 2. Weltkrieg wurde der Traum vom eigenen Auto für immer mehr Menschen realisierbar. Die Anzahl an Personenwagen nahm seit den 1950er-Jahren exponentiell zu.
Das Auto versprach Unabhängigkeit und Freiheit. Dies faszinierte auch den jungen Walter Isenschmid: «Das wollte ich auch können; einfach einsteigen und losfahren. Bei jedem Wetter und zu jeder Zeit.»
Walter Isenschmid wird mobil
Gross war die Freude, als er sich 1959 sein erstes eigenes Auto kaufen konnte. Auch seine Freunde mochten den kleinen Occasion-Topolino.
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Bild 1 von 2. Walter Isenschmid mit seinem VW-Käfer im Jahr 1963. Bildquelle: zVg / Walter Isenschmid.
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Bild 2 von 2. Auf seinen kleinen Fiat passte sogar Walter Isenschmids Segelboot. Bildquelle: zVg / Walter Isenschmid.
Er und seine Freunde waren viel unterwegs, nicht selten sogar zu fünft im kleinen Dreiplätzer. «Weil der Fahrersitz bereits von einem meiner Freunde besetzt war, stand ich mehr als einmal zum Fahren», erinnert sich Isenschmid schmunzelnd. Damals gab es noch keine Verkehrsregeln. Gurtenpflicht und Tempolimiten kannte man noch nicht.
Wenn Freiheit Benzin braucht
Mit dem eigenen Auto wurde möglich, was früher zu umständlich oder zu teuer war. Auch mehr Freizeit führte dazu, dass Sonntagsausfahrten beliebt wurden. Walter Isenschmid erinnert sich an viele Passfahrten, die er mit Freunden und später mit seiner Familie unternommen hat.
«Es war ein Highlight, am Wochenende die Grimsel zu überqueren und heil nach Hause zu kommen», so Isenschmid. Früher war Autofahren – besonders über Pässe – deutlich abenteuerlicher. Die Autos waren weniger leistungsstark und auf kurvenreichen Strassen schwerer zu lenken.
Walter Isenschmid erinnert sich daran, wie regelmässig Pausen nötig waren, um die überhitzten Motoren abzukühlen. Dafür seien an den Passstrassen alle paar Kilometer Giesskannen bereitgestanden, um Kühlwasser nachzufüllen. Der Oldtimer-Liebhaber ist überzeugt: «Wenn Autofahren heute noch so umständlich wäre wie früher, würden viel weniger Leute Autofahren.»
Die Liebe bleibt – in Blech gegossen
Alte Autos faszinieren Walter Isenschmid - auch heute noch. Schon früh zeigte er handwerkliches Geschick. 1987 hatte er sich einen Traum erfüllt. Er kaufte einen MG TD, den er vollständig restaurierte. Zwei Jahre lang werkelte er daran – oft bis spät in die Nacht.
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Bild 1 von 3. Walter Isenschmid hat seinen MG TD vollständig auseinander- und wieder zusammengebaut. Es stecken ca. 3000 Stunden Arbeit darin. Bildquelle: SRF / Lars Epting.
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Bild 2 von 3. Der Oldtimer-Liebhaber kennt jede Schraube seines Autos. Bildquelle: SRF / Lars Epting.
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Bild 3 von 3. Der Oldtimer ist der grosse Stolz von Walter Isenschmid. Bildquelle: zVg /Walter Isenschmid.
Sorgfältig zugedeckt steht der Oldtimer in der Garage und wird noch immer gepflegt. «Es gibt mir Genugtuung, ihn da stehen zu sehen und zu wissen, dass er nun perfekt ist.» Lächelnd fügt er hinzu: «An mein Auto sind tausende Erinnerungen geknüpft.»