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Craft-Brauereien in der Krise Die Craft-Brauereien kämpfen mit den Folgen der Ukraine-Krise

Über 1000 Brauereien waren letztes Jahr in der Schweiz registriert. Viele davon sind kleine Craft-Brauereien. Nach zwei schwierigen Corona-Jahren stehen die Brauereien vor einer weiteren Herausforderung: Die Folgen der Ukraine-Krise verteuern die Produktion massiv, wie folgende Beispiele zeigen.

Betroffen sind die Brauereien auf unterschiedliche Arten. So kostet etwa Malz, ein wichtiger Bestandteil von Bier, teilweise mehr als vor dem Krieg. Besonders ins Gewicht fallen aber die gestiegenen Energiepreise. Sie lassen die Transportkosten steigen und machen den Brauprozess teurer. Und: Da ein Grossteil der Glasproduktion vom Erdgas abhängt, sind Flaschen deutlich teurer geworden.

Die vielen kleinen Craft-Brauereien haben oft weniger langfristige Verträge oder planen kurzfristiger, sodass sie nun schon früh mit den höheren Kosten konfrontiert sind. Preiserhöhungen sind deshalb ein grosses Thema, wie eine Nachfrage bei verschiedenen Betrieben zeigt.

Preiserhöhung unumgänglich

Die Brauerei Locher in Appenzell ist die grösste unabhängige Brauerei in der Schweiz. Sie sieht sich angesichts der gestiegenen Kosten gezwungen, die Bierpreise zu erhöhen.

Wir haben lange zugewartet und Margenverluste in Kauf genommen, in der Hoffnung, dass es eine Korrektur nach unten gibt.
Autor: Aurèle Meyer Geschäftsführer Brauerei Locher

Diese Hoffnung habe sich aber nicht erfüllt, so Geschäftsführer Aurèle Meyer. Er spricht von einer Preiserhöhung zwischen vier und zehn Prozent. Und fügt an: «Rein rechnerisch müssten wir noch weiter aufschlagen.»

Auf allen Ebenen betroffen

Eric Meyer betreibt in Lyss den Familienbetrieb «Dear Beer». Jährlich werden dort zwischen 10'000 und 25'000 Liter Bier produziert. Er stellt in allen Bereichen steigende Preise fest:

Karton und Verpackungsmaterial sind teurer, Malz dürfte bald aufschlagen, Flaschen kosten mehr.
Autor: Eric Meyer Betreiber der Brauerei «Dear Beer»

Bei den Flaschen erlebt Meyer eine Preiserhöhung von etwa 20 Prozent. «Ich beobachte die Situation im Moment noch, warte ab. Geht es so weiter, müssen wir wohl um 10 bis 15 Prozent nach oben korrigieren», sagt Meyer.

Wenn die Flaschen ausbleiben

Auch die Brauerei «St. Laurentius» aus Bülach im Zürcher Unterland ist gefordert. Sie hat die Folgen des Ukraine-Kriegs schon nach wenigen Tagen zu spüren bekommen, sagt Mitgründerin Sarah Hiltebrand: «Wir arbeiten mit einer Flasche, die nur in einem Werk in der Ukraine produziert worden ist.» Das Werk ist schon nach wenigen Kriegstagen zerstört worden, sodass die Brauerei auf eine neue Flasche ausweichen musste. Eine Flasche, die deutlich teuer geworden ist, so Hiltebrand.

Wir haben seit Gründung noch keine Preiserhöhung gemacht. Im Herbst wird das Thema aber unumgänglich.
Autor: Sarah Hiltebrand Mitgründerin der Bülacher Brauerei «St. Laurentius»

Die Brauerei kann viele Ausfälle aktuell noch mit dem Pub kompensieren, welches Teil des Betriebs ist.

In der Brauerei «Biergarage» mit Verkaufsstandort St. Gallen und Produktionsstandort Chur sieht sich Betreiber Adi Schmid mit den gleichen Problemen konfrontiert wie seine Kolleginnen und Kollegen: Alles wird teuer. Als dringlichstes Problem nennt er die Flaschenknappheit:

Wir bekommen das Flaschenkontingent für dieses Jahr. Aber wenn es so weiter geht, dann fehlen uns nächstes Jahr etwa 50'000 Flaschen.
Autor: Adi Schmid der Brauerei «Biergarage»

Zukunftsideen und Visionen

Alle kleineren Betriebe sind gefordert und müssen sich Alternativen für die Zukunft überlegen. Kreative Ideen sind gefragt. Die Brauerei «St. Laurentius» möchte anstelle der Flaschen das Bier in Dosen abfüllen. Der Familienbetrieb «Dear Beer» wird vermehrt Braukurse anbieten und die Brauerei «Biergarage» überlegt, einen Growler, ein grosses Gefäss zur Verfügung zu stellen. Die Leute füllen ihren Growler und kommen wieder, wenn der leer ist.

SRF 1, Treffpunkt 27.6.2022 10:00 Uhr ; 

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