Der Traum vom eigenen VW-Bus - «Der Bulli ist ein Familienmitglied»
Die Schweiz ist verrückt nach dem VW-Bus. Alt-Hippies, junge Instagramer und Familien – sie alle träumen vom «Büssli»-Leben. Doch warum ist der Bulli auch nach 70 Jahren immer noch Kult?
«Es war Liebe auf den ersten Blick» meint Markus aus Waldstatt (AR) über seinen VW-Bus, Baujahr 1965, den er seit 32 Jahren hegt und pflegt. Und für Linus aus Wolfwil (SO) ist klar: «Der VW Bus ist ein Familienmitglied, das zufällig in der Garage wohnt.» Seine Busfamilie ist gross. Er besitzt gleich mehrere Bullis aus verschiedensten Generationen. Auch Regula aus Thun schwärmt von ihrem Bulli.
Überall wo man hinkommt ist er ein Blickfang, die Menschen winken.
Sie hat ihren blau-weissen Bulli der ersten Generation von ihrem Vater geerbt. Regelmässig fährt sie damit auf Campingplätze und zu Bulli-Treffen.
Ungeplante Erfolgsgeschichte
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Dem niederländische VW-Importeur Ben Bond kommt die Idee zum Transporter 1947. Inspiriert hat ihn ein improvisierter Plattenwagen bei einer VW-Fabrikbesichtigung.
1950 geht der T1 in Produktion. Bei Volkswagen ist man skeptisch, wird jedoch vom Erfolg überrannt.
Der T1 wird bis 1967 insgesamt 1,8 Millionen Mal verkauft, es folgen T2, T3, T4, T5 und aktuell der T6.
Von Beginn an gab es diverse Ausführungen des Bullis, vom Kastenwagen über das Luxus-Reisegefährt bis zum Polizeiauto.
Zum Kultstatus verhalfen dem Bus nicht zuletzt die Hippies, die mit ihm bis nach San Francisco, Indien oder Afrika reisten. Bei VW war man davon anfangs wenig begeistert.
Wichtig für den Erfolg des Bullis war auch die Karriere als Camping-Mobil. Es begann mit einer Camping-Box der Firma Westfalia. Später folgten komplett ausgebaute Camper-Ausführungen.
Ungeklärt ist, ob der Übername «Bulli» von der bulligen Form des T1 kommt, von der bulligen Figur der Monteure oder doch eine Wort-Kombination aus Bus und Lieferwagen ist.
Beim VW-Bus-Treffen anfangs Juli in Güttingen (TG) sind neben alten Hasen wie Markus, Regula und Linus auch junge VW-Bus-Besitzer mit von der Partie. Patrick und Ramona zum Beispiel haben ihren T2 Jahre lang mit viel Herzblut restauriert. Von Freunden hören sie nun regelmässig: «Davon träumen wir schon lange, und ihr habt es gemacht».
VW Bus Besitzer und ihre Schätze
Teure Leidenschaft
Günstig ist es nicht, so einen alten Bus in Schwung zu halten. In ihren T2 haben sie rund 70'000 Franken investiert, schätzt Patrick. Regula hat allein im vergangenen Jahr 18'000 Franken bezahlt, um dem Rost an der Front Herr zu werden. Die Besitzer trösten sich damit, dass sie die Busse theoretisch für teures Geld verkaufen können. Und tatsächlich ist die Nachfrage riesig.
Seit einigen Jahren heiss begehrt
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Was genau den «Boom» ausgelöst hat, lässt sich nicht genau sagen, doch seit einigen Jahren ist der VW-Bus wieder in Mode gekommen. Das bestätigen die Besitzer, aber auch Campingplätze, Garagisten und Autohändler auf Anfrage.
Die alten Modelle T1, T2, T3, welche den Motor noch im Heck haben, sind trotz teils hohem Wartungsaufwand, sehr beliebt. Bei Autoscout 24 heisst es, dass heute mehr als doppelt so oft nach diesen Modellen gesucht werde, wie noch 2015. Dementsprechend hat sich der durchschnittliche Verkaufspreis eines T2 Busses in der selben Zeit verdoppelt.
Doch auch die neuen VW-Busse sind beliebt. Bei Volkswagen Schweiz heisst es, dass die Nachfrage seit 2014 kontinuierlich steige. Für den als Camper ausgebauten «California Ocean» zeichne sich dieses Jahr gar ein Verkaufsrekord ab.
Und wer keinen Bus kauft, der mietet einen. Auf der Camper-Scharing Plattform «MyCamper» machten VW-Busse dieses Jahr bis jetzt 30 Prozent der Nachfrage aus.
Die Hippies und der Bulli
VW-Busse sind beliebt, bei Familien, bei jungen Instagramern aber auch bei Senioren. Margrit, zum Beispiel könnte ihren Bus nie verkaufen. Auch wenn die Pensionärin in Zürich regelmässig Zettelchen von Interessenten an ihrem gelben T2 findet. Für Margrit ist der Bulli ein Familienmitglied. Er steckt voller Erinnerungen. Die Familie ist damit in die Türkei, nach Syrien oder Ägypten greist.
Mit dem Vorgänger, einem T1 ist Margrit in der Hippiezeit mehrere Male bis Indien und Nepal gereist. Erinnerungen werden wach, wenn sie heute am Steuer ihres Bullis sitzt und den Motor anlässt. Ein ganz besonderes Gefühl, wie sie sagt.
Er ist zwar ein wenig wie ein Traktor aber gleichzeitig sehr sensibel.
Die Hippen und ihr #vanlife
Vom besonderen Fahrgefühl schwärmt auch Sandro Alvarez. Zusammen mit seiner Freundin Gabriella Hummel kaufte er vor einigen Jahren einen T3. Ohne, je zuvor in einem Bus geschlafen zu haben. Die beiden reisten mit ihrem Bus 3 Jahre durch Nord- und Südamerika und schwärmen von der grossen Bulli-Community, die sie unterwegs angetroffen haben.
Soviele Menschen haben eine Bulli-Geschichte zu erzählen. Das ist sehr schön und verbindend.
Nach einer kurzen Verschnaufpause soll es im Winter weitergehen mit dem «Vanlife», wie die Generation Instagram das Leben im Bus bezeichnet. Vanlife, Influencer, digitale Nomaden, alles Stichwörter, die auf das Päärchen zutreffen. Mit einem solchen Schubladendenken haben die beiden jedoch Mühe.
Die Familien mit den modernen Bullis
Alte VW Busse sind also Kult. Doch auch die neuen Busse erfreuen sich einer grossen Beliebtheit. Familie Botto aus Wallisellen hat seit einiger Zeit einen modernen T6 California. Und das, obwohl sie früher nie Campingfans waren, wie Mutter Teresa betont. Erst eine Australienreise brachte sie auf den Geschmack.
Dass es überhaupt ein VW Bus ist, sei eher Zufall, sagt Vater Ian. Dennoch spüre er nun das besondere Feeling, den Lifestyle. Beispielsweise grüsse man andere Bulli-Fahrer. Und während die 4-jährige Tochter Noemie besonders ihren Schlafplatz im Hochdach liebt, schwärmen die Eltern von der Flexibilität, vom Freiheitsgefühl.
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