«Vom Glück zu reisen» von Philipp Laage
Bin ich eine echte Abenteurerin? Wo gibt es noch Ursprüngliches zu sehen? Warum reise ich überhaupt und was zeichnet eine Reise wirklich aus? Kann mich eine Reise zu jemand Neuem werden lassen?
«Vom Glück zu reisen» ist ein philosophisches Reisehandbuch mit wertvollen Tipps, heiteren Anekdoten und erhellenden Einsichten, die mir den Weg in die Welt und zu mir selbst weisen.
Das Wichtigste in Kürze: Eine Reise ist kein erholsamer Urlaub. Das steckt bereits im Wort. Denn das englische Wort «travel» kommt vom französischen «travail» und bedeutet Arbeit. Reisen erfordert daher gemäss Philipp Laage «Neugier, Anstrengung und Mut » . In dieser Reihenfolge, mit abnehmender Bedeutsamkeit, führt das Unterwegssein zum Glück.
«Geiger» von Gustaf Skördeman
Stockholm heute. Eben werden Agnetas Enkelkinder abgeholt. Die kleine Raufbande hat bei den Grosseltern die Ferien verbracht. Noch während der Verabschiedung läutet das Telefon: «Geiger» sagt jemand und legt auf. Agneta erkennt den Geheimcode aus DDR-Zeiten sofort. Als alle weg sind, holt sie ihre Pistole und schiesst ihrem Mann, 85, kaltblütig in den Kopf.
Was für ein gelungenes Thriller-Debüt aus Schweden. Schon lange habe ich mich nicht mehr so mitreissen lassen. Ich fiebere mit der ermittelnden Polizistin Sara Novak mit. Sie kennt die Familie des Mordopfers seit ihrer Kindheit. Mit ihren Nachforschungen, die bis in die Zeit des Kalten Krieges zurückreichen, weckt sie gefährliche Schläfer auf.
«Geiger» ist ein sorgfältig geschriebener, sehr unterhaltsamer Spionageroman, der ohne Blutspritzereien auskommt.
«Das Meer der Libellen» von Yvonne Adhiambo Owuor
Pate Island, Kenia 1992. Ayaana, 7 Jahre alt, schaut täglich aufs Meer hinaus. Der Wind zupft an ihrem limettengrünen Kopftuch und befreit ihre dichten, schwarzen Locken vom Stoff. Von ihrem Mangrovenversteck aus beobachtet sie die Schiffspassagiere, die an Land kommen. Darunter ist ein alter Matrose. Ihn sucht sie sich als Vaterersatz aus. Doch je mehr sich dieser gegen das Vatersein sträubt, desto mehr findet er sich in dieser nicht selbst gewählten Rolle wieder.
«Das Meer der Libellen» ist für alle, die Abenteuer, Poesie und Zeitgeschehen lieben. Die Coming-of-Age-Geschichte fängt zwar auf einer kleinen Insel an, entwickelt sich dann aber schnell zu einem grossen Globalisierungsroman. Er zeigt auf, welchen bedeutenden Einfluss China auf Afrika hat. Und auch Ayaana wird auf ihrem Selbstbehauptungstrip ins ferne China aufbrechen, um eine andere zu werden.
Ein überbordender Roman in einer leuchtend-kraftstrotzenden Sprache, der mich unverzüglich nach Ostafrika versetzt und meine lang gehegten Afrika-Reisepläne wahr werden lässt.
«Das Land der Anderen» von Leïla Slimani
Marokko 1947. So hat sich Mathilde das Leben in Marokko nicht vorgestellt: «Das hier war nicht mehr die Toskana, das war der Wilde Westen.»
Drei Jahre zuvor hat sich die junge Elsässerin Hals über Kopf in Amine, einen marokkanischen Offizier im Dienst der französischen Armee, verliebt. Unterdessen sind die beiden verheiratet und Mathilde erwartet ihr erstes Kind. Voller Tatendrang hat sie ihren Mann in seine Heimat begleitet.
Ein Hektar staubiges Ackerland wollen die beiden in einen blühenden Orangenhain verwandeln. Doch nicht nur die harte Arbeit setzt Mathilde zu, sondern auch ihr Status als Frau und Europäerin. «So ist das hier» hört sie ständig und begreift, dass sie eine Fremde ist, «eine Frau, eine Ehefrau, ein Mensch, der der Gnade der anderen ausgeliefert war» .
Aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet die französische Bestsellerautorin die kolonialen Verhältnisse in Marokko kurz vor der Unabhängigkeit. Ein beeindruckender Gesellschafsroman!
«Kristin Lavranstochter» von Sigrid Undset
Jørundhof, 1306. Kristin wächst behütet auf dem norwegischen Gutshof ihrer Eltern auf. Ihre Familie steht in enger Beziehung zum Königshaus. Als Jugendlicher hat ihr Vater am Königshof gedient, ist dann aber nach seiner Heirat auf dem Hof geblieben, weil seine Frau schwermütig war und sich unter Menschen nicht wohl gefühlt hat.
Kristin ist ein Wildfang mit langen blonden Haaren. Eine eigenwillige Schönheit, die nicht bemerkt, wie sie allen Jungs den Kopf verdreht. Als dann aber ihre Jugendliebe auf tragische Weise stirbt und sie einen benachbarten Bauernsohn heiraten soll, flieht sie in ein Kloster. An einem Markttag begegnet sie einem Ritter. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Nur blöd, dass dieser Ritter ein Filou und Frauenverführer ist.
«Kristin Lavranstochter» ist eine kraftvolle Lovestory, die mich ins norwegische Mittelalter versetzt. Es ist der 1. Band einer Trilogie, für die Sigrid Undset 1928 den Literaturnobelpreis erhalten hat. Im September erscheint Band 2 in neuer Übersetzung. Juhe!
Die Bücherliste
- Philipp Laage: «Vom Glück zu reisen» (Reisedepeschen, 2020)
- Gustaf Skördeman: «Geiger» (Lübbe, 2021)
- Yvonne Adhiambo Owuor: «Das Meer der Libellen» (Dumont, 2021)
- Leïla Slimani: «Das Land der Anderen» (Luchterhand, 2021)
- Sigrid Undset: «Kristin Lavranstochter, Band 1: Der Kranz» (Kröner, 2021)