Für die Ferien packen, das hasse ich. Erstens weiss ich nie, was mitnehmen. Abgesehen von meinen hunderttausend Büchern. Und zweitens vergesse ich immer das Wichtigste. Wie z.B. die Bade-Flügeli meiner Kinder.
Aber kommen wir zu den Büchern zurück. Da moste ich so viel wie möglich rein. Zentnerschwer. Bis mein Reisekoffer auseinander kracht.
Mehr BuchKönig
Natürlich stellen sich jetzt wohl einige die Frage: Hallo, aufwachen. Schon mal etwas von E-Books gehört? Klar. Auch ich habe eins. Doch weil mein Hobby mein Beruf ist, lese ich mit Stift. Mache Kommentare, lasse meiner Lese-Freude und meinem Lese-Frust mit wilden Rand-Notizen freien Lauf.
Und wenn es mich packt, wie kürzlich am Literaturfestival Leukerbad, dann schaff ich mir, in einem manisch-haptischen Anfall, die neusten Bücher von Chris Kraus, Bachtyar Ali, Liao Yiwu, Anna Kim, Monika Maron, Michael Fehr und viele mehr an. Um sie dann aufs Postauto und den Zug zu schleppen. Um sie dann vom Zug ins Auto zu hieven. Um sie dann vom Auto nach Hause, von Zuhause in den Wohnwagen, vom Wohnwagen an den Strand, vom Strand in den Wohnwagen und immer weiter zu schleppen …
Daumen rauf für diese fünf Bücher:
- Chris Kraus: «Das kalte Blut» (2017, Diogenes) : Zwei Brüder aus Riga machen Karriere als Obersturmtruppenführer in Nazideutschland. Eine eindrückliche Familiengeschichte, die aus der Täterperspektive die Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert erzählt.
- Bachtyar Ali: «Der letzte Granat-Apfel» (2017, Unionsverlag) : An Bord eines Flüchtlingsboots auf der Reise übers Mittelmeer, erzählt ein Peschmerga seine Lebensgeschichte. Bildgewaltig, poetisch.
- Monika Maron: «Krähengekrächz» (2016, S. Fischer) : Kulturhistorische Betrachtungen der Autorin über Krähen, die sie eigens dafür zu zähmen versuchte.
- Liao Yiwu: «Die Wiedergeburt der Ameisen» (2016, S. Fischer) : Der chinesische Autor hat jahrelang in einem chinesischen Gefängnis gesessen. Grund: Er hat ein politisches Gedicht über das Massaker auf dem Tian’anmen geschrieben. In seinem Roman erzählt er vom Überleben im Gefängnis und verknüpft seine Familiengeschichte mit der Geschichte Chinas. Eindrücklich!
- Michael Fehr: «Glanz und Schatten» (2017, Der gesunde Menschenversand) : Märchenhaft, rhythmisch, absurd-witzige Erzählungen über das Verhältnis von Mensch und Tier. Lachtränen sind nicht ausgeschlossen.
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Aber Achtung:
Dieses 5-Gang-Menü ist nahrhaft. Um dem Völlegefühl vorzubeugen, bitte auf den Nachtisch verzichten. Sonst bleibt das Leseerlebnis auf der Hüfte liegen.