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Annette König umarmt eine Friedhofsfigur und hält das Buch «Die letzten Meter bis zum Friedhof» in der Hand.
Legende: In der Konfrontation liegt die Kraft Annette König ist beeindruckt, wie unkonventionell sich Antii Tuomainen mit dem Sterben auseinandersetzt. Dafür gibt's vier Kronen. SRF

Die BuchKönig bloggt Dieser finnische Krimi schmeisst mich ins Leben

Antti Tuomainen ist in Finnland ein Krimi-Star. Sein neuer Krimi «Die letzten Meter bis zum Friedhof» ist ein absoluter Lesespass. Urkomisch, rabenschwarz. Eine Täter-Suche voller Poesie, die mich mit meiner Angst vor dem Tod und mit meiner Pilzphobie konfrontiert!

Grafik mit vier Kronen
Legende: Bewertung vier Kronen Und die gibt's für Antti Tuomainens bildstarke und lakonische Sprache. Colourbox

Vor mehr als zwanzig Jahren habe ich Todesängste ausgestanden. Ich musste ein Pilzragout verzehren. Mit selbst gesammelten Pilzen, die ich mit Freunden in den französischen Cevennen im Wald gefunden habe. Das hat mir gereicht für ein ganzes Leben. Pilze bestimmen gehört nicht zu meinen Kernkompetenzen. Allerdings: Antti Tuomainen, der kennt sich damit aus.

Gleich auf der ersten Seite von «Die letzten Meter bis zum Friedhof» erfahre ich, dass der Ich-Erzähler Jaako, 37, Besitzer eines Pilzunternehmens ist. Zusammen mit seiner Frau vertreibt er Matsutake-Pilze – Kieferduftritterlinge. Die er in den Wäldern von Finnland findet.

Doch Jaako wird die nächste Pilzernte nicht mehr erleben. Sein Arzt teilt ihm mit, dass er sterben wird. Jemand hat ihn vergiftet.

«Etwas in mir reisst. So fühlt es sich an. Ich falle, stürze, in einen kalten Abgrund. Einige Sekunden lang. Dann ist es vorbei. Ich sitze auf einem Stuhl, mir gegenüber sitzt der Arzt hinter seinem Schreibtisch, es ist Dienstag. Bald werde ich mich auf den Weg machen, zur Arbeit. Ich habe mal gelesen, dass Menschen, die in einem brennenden Haus stehen, plötzlich die Ruhe selbst sein können. Ähnlich scheint es bei mir zu sein. Ich sitze einfach nur da, als würde ich auf den nächsten Bus warten.»

Aber auf Warteposition bleibt Jaako nicht. Er will wissen, wer sein Mörder ist.

Zeichnung mit zwei Matsutake-Pilzen
Legende: Das Aroma von Matsutake ähnelt dem von Zimt. SRF

Daumen rauf

  • Ein rabenschwarzer Krimi voller Poesie, Humor und Tempo. Jaako kommt in Fahrt. Und in Fahrt komme ich auch. Rush.
  • Originell. Auf diese verrückte Pilz-Story wäre ich nie gekommen. Und: Ich weiss jetzt alles über Matsutake-Pilze. Man kann sie nicht züchten. Sie wachsen unter Kiefern. In Japan sind sie eine Delikatesse. Das Kilo kostet 1000 bis 2000 Euro. Hoppla.
  • Was Tuomainen über Leben und Sterben zu sagen hat, stürzt mich mitten ins Leben: «Es ist seltsam. Wie lange ich im Glauben gelebt habe, unsterblich zu sein, als würde Sommer auf Sommer folgen, als würde der nächste besser werden als der vergangene. Wahr ist, dass wir nur einen Augenblick haben: einen Moment lang Sonne, einen hellen Schein, den wir nicht verstehen, einen Raum aus Zeit, der verschwindet.» Viva la Vida.

Daumen runter

  • Etwas viel Pilz. Will aber nichts heissen. Denn: Matsutake-Pilze sind Edelpilze. In Japan sind sie ein Geschenk der Ehrerbietung. Daher, liebe Pilzhasser: Schenkt doch einfach dieses Buch weiter!

Sagt mir und diskutiert auch miteinander, was ihr von «Die letzten Meter bis zum Friedhof» denkt – auf Facebook.

Das Buch «Die letzten Meter bis zum Friedhof»  von Antti Tuomainen liegt auf einem weissen Teller. Messer und Gabel liegen hingeworfen daneben.
Legende: Jeder Pilz ist essbar. Leider einige nur einmal! SRF

Der Autor

Antti Tuomainen, Jahrgang 1971, ist einer der erfolgreichsten finnischen Schriftsteller. Er wurde unter anderem mit dem «Clue Award», dem finnischen Krimipreis, ausgezeichnet. Seine Romane erscheinen in über 25 Ländern. Antti Tuomainen lebt mit seiner Frau in Helsinki.

Das Buch: Antti Tuomainen: «Die letzten Meter bis zum Friedhof» (2018, rowohlt)

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Die BuchKönig

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Ich, Annette König, bin Redaktorin bei SRF Literatur. In meinem Bücher-Blog teile ich meine Lese-Leidenschaft mit allen, die Bücher lieben. Nebenwirkungen wie Herzklopfen, Melancholie, Heiterkeit, Verzauberung, Unbehagen und Anzeichen schwerer (Sprach)Verliebtheit sind nicht ausgeschlossen.

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