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Die BuchKönig bloggt Frauen und Männer, lest dieses Buch!

Zum ersten Sonnenstrahl habe ich «Kim Jiyoung geboren 1982» von Cho Nam-Joo ausgelesen. Gedankenblitze an Kim, eine junge, gewöhnliche Frau aus Südkorea haben mich nicht schlafen lassen. Ist Frau sein in Südkorea wirklich so viel schmerzhafter als hier in der Schweiz? Hm.

Annette König hält das Buch «Kim Jiyoung geboren 1982» von Cho Nam-Joo an die Sonne
Legende: Für Gleichberechtigung In Südkorea sind die Menschen aus Solidarität mit der jungen Frau «Kim Jiyoung geboren 1982» auf die Strasse gegangen. SRF

«Kim Jiyoung geboren 1982» von Cho Nam-Joo erzählt in berichtartigem Stil und leisen Tönen, die in meinem Kopf immer lauter werden, von Ungleichheit und Frauenfeindlichkeit. In einer Gesellschaft, in der auf dem Papier die Geschlechter gleichgestellt sind, aber eben nur auf dem Papier…

Kim wächst in «gewöhnlichen» Verhältnissen auf. Ihr jüngerer Bruder wird bevorzugt. Sie wird gemassregelt, wenn sie im Bus begrapscht wird. Ansonsten ereignet sich nicht viel in der Teenagerzeit. Kim schafft das Gymi, studiert. Nachdem sie «als Frau» endlich mal einen Job ergattern konnte, geht sie darin voll auf. Doch von wegen Beförderungen? Keine Chance. Mit Frauen ist nicht langfristig zu planen, so das Argument.

Quiz über Frauenrechte in der Schweiz
Legende: Quizfrage - Südkorea oder Schweiz? «In Südkorea erliess man 1999 ein Gesetz, das Geschlechterdiskriminierung untersagte. Dennoch gab es im Leben einer Frau in entscheidenden Situationen immer wieder Momente, in denen ihr das Stigma, eine Frau zu sein, anhaftete wie Pech und ihr den Erfolg versagte. Für die Betroffenen war diese Diskrepanz verwirrend und frustrierend.» SRF

Kim verliebt sich. Heirat und Kinderwunsch stehen an. Das macht Kim Sorgen. Wie die Kinderbetreuung organisieren? Wie genüg Zeit für den Nachwuchs aufbringen? Wie finanziell überhaupt erst über die Runden kommen? Dämmert euch da was?

Für Kims Mann scheint die Lösung auf der Hand. Sie soll ihren Job aufgeben und daran denken, was sie dadurch gewinnen kann.

Kim reagiert heftig: «Du meinst, ich solle nicht nur an das denken, was ich verlieren würde. Ich werde vielleicht alles verlieren, meine Jugend, meine Gesundheit, mein soziales Umfeld genauso wie meine Arbeitsstelle, meine Kollegen, meine Freunde und meine Zukunft, ja alles. Aber was verlierst du?»

Die Antwort, liebe Frauen und Männer, die liegt in euren Köpfen. Ihr habt es in der Hand, ein Buch zu lesen, das die Welt verändern kann. Und auch wenn bei diesem Buch nicht literarische Ästhetik im Vordergrund steht, sondern das Sympthomatische, das Emotive, tut das kein Abbruch. Im Gegenteil.

Stundenlang habe ich mit meinem Mann über «Kim Jiyoung geboren 1982» diskutiert. Warum mache ich mir immer einen so grossen Kopf, Job, Kinder, Haushalt, Beziehung unter einen Hut zubringen ? Woher nimmt sich Kims Mann das Recht von Unterstützung zu sprechen, als wäre es eine Gunst, dass er seiner Frau hilft? Ist Unterstützung im Haushalt, bei der Kindererziehung, Karriere etc. nicht selbstverständlich? Ist man nicht ein Team? Kim und ich fragen uns: wann ist die Gesellschaft reif dafür?

Hat euch «Kim Jiyoung geboren 1982» auch schmerzhaft aufgerüttelt? Diskutiert mit auf Facebook Die BuchKönig bloggt.

«Kim Jiyoung geboren 1982» von Cho Nam-Joo liegt auf einem Tisch mit Schüssel und Essstäbchen daneben
Legende: Annette König wird wie Kim sauer, wenn die ihr zugeteilte Portion Nudeln mit Ei auf dem Teller ihres Bruders landet. SRF

Die Autorin

Cho Nam-Joo war neun Jahre lang als Drehbuchautorin fürs Fernsehen tätig. Ihr Roman «Kim Jiyoung geboren 1982» hat sich weltweit über zwei Millionen Mal verkauft und wurde bereits erfolgreich verfilmt. Sie lebt in Korea.

Das Buch: Cho Nam-Joo: «Kim Jiyoung geboren 1982» (Kiepenheuer & Witsch, 2021)

Sämtliche Blogs von der «BuchKönig» könnt ihr hier nachlesen und den Radiobeitrag unten nachhören:

Audio
BuchKönig zu Kim Jiyoung
aus Audio SRF 1 vom 09.03.2021.
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 9 Sekunden.
Annette König

Annette König

SRF Literatur Redaktorin & Bloggerin

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Die Germanistin teilt in ihrem Blog «Die BuchKönig» ihre Lese-Leidenschaft mit allen, die Bücher lieben. Nebenwirkungen wie Herzklopfen, Melancholie, Heiterkeit, Verzauberung, Unbehagen und Anzeichen schwerer (Sprach)Verliebtheit sind nicht ausgeschlossen.

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