Wir befinden uns im Jahre 1558 im englischen Städtchen Kingsbridge. Die Kathedrale aus Folletts erstem Buch «Die Säulen der Erde» steht noch immer. Doch die Priorei ist zerfallen und die Stadt tief gespalten. Die Glaubensfrage teilt sie. Ein Krieg zwischen Katholiken und Protestanten. Und als die junge Elisabeth Tudor den Thron besteigt, verschärft sich die Lage.
Das bekommt der 18-jährige Ned Willard zu spüren. Der Kaufmannssohn und Protestant liebt Margery. Eine wunderschöne Kindsfrau aus katholischem Haus. Doch dem Liebesglück der beiden steht nicht nur der Glaube im Weg. Die Eltern von Margery wollen, dass ihre Tochter den «bösen» Sohn eines Grafen heiratet. Und als dann noch das Familiengeschäft den Bach runter geht, beschliesst Ned, Kingsbridge zu verlassen. Er tritt in den Dienst von Sir William Cecil, dem Ratgeber von Queen Elisabeth.
Daumen rauf
Leichte Unterhaltung mit vielen Fakten. Mein Tipp: Die Hörbuchfassung reinziehen. Dann hat man Win-Win. Denn beim Hören muss man nicht stillsitzen. Nach 37 Stunden Hörzeit hat man dann nebst Tudor-Feeling auch gleich das Haus geputzt. Und das gründlich! Bling.
Daumen runter
- Dieses Buch kommt mir vor wie eine rosa Torte. Im Kern besteht sie aus einem soliden Mix aus Fakten und Fiktion. Aber offenbar verkauft sich das schlecht. Darum peppt Follett die Torte auf. Die seichten Liebessequenzen, im Stil billiger Massenfilme, sind der farbige Zuckerguss. Die vielen Klischees sind der Schlagrahm oben drauf. Eine kleine Kostprobe:
Bart zog sie an sich und presste ihr die Lippen auf den Mund. An einem anderen Tag hätte Margery vielleicht nur den Kopf weggedreht, denn Lippen taten nicht weh. Aber sie war noch immer voller Wut, Ned verpasst zu haben, und dachte sehnsüchtig daran, was hätte sein können – wie sie ihn geküsst, sein Haar berührt, sich an ihn geschmiegt hätte. Obwohl Ned nicht bei ihr war, glaubte Margery, seine Anwesenheit zu spüren – so stark, dass Barts Umarmung sie abstiess, ja, an den Rand eines Ohnmachtsanfalls brachte. Ohne nachzudenken, rammte sie ihm das Knie so fest zwischen die Beine, wie sie nur konnte.
- Autsch! Reale, historische Figuren wie Elisabeth I. oder ihr Lordschatzmeister William Cecil kommen in «Das Fundament der Ewigkeit» nur am Rande vor. Nach diesem Muster strickt Follett seine Bücher. So ist er inhaltlich frei und muss nicht allzuviel recherchieren, um glaubwürdig zu sein. Denn Fiktion ist ja bekanntlich Fiktion. Und wen kümmerst, ob Ned die splitternackte Queen Elisabeth durch einen offenen Türspalt erblickt oder nicht. Das verändert die Weltgeschichte nicht.
- Was mich an diesem Buch nervt: Ich bin nach der Lektüre so gescheit, wie wenn ich alles über die Tudor-Zeit auf Wikipedia nachgelesen hätte. Und die Bilder im Kopf habe ich nicht wegen Follett, sondern wegen den berühmten Elisabeth-Filmen mit Cate Blanchett.
- Ken Follett ist für mich zum Gähnen. Und wenn ihr wissen wollt, was ein wirklich guter historischer Roman ist: «Falken» von Hilary Mantel. Darin beschreibt die Autorin das 16. Jahrhundert in England aus der Sicht von Staatsmann Thomas Cromwell. Faktenreich, gut und atmosphärisch.
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Der Autor
Ken Follett, geboren 1949 in Cardiff, Wales, gehört zu den erfolgreichsten Autoren der Welt. Berühmt wurde er mit den Romanen «Die Säulen der Erde» und «Die Tore der Welt». Auf den dritten Kingsbridge-Roman haben seine Fans viele Jahre lang gewartet.
Das Buch: Ken Follett: «Das Fundament der Ewigkeit» (2017, Lübbe)
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