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Die Schweiz im Ausland Drei Leben für die Diplomatie

Ort, Umfeld und Arbeit, alle drei Jahre neu. Was es abverlangt, die Schweiz auf internationaler Ebene zu vertreten.

Rund 380 Personen arbeiten für das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA). Drei von ihnen porträtierte die SRF-Dokumentation «Die jungen Diplomaten» vor fünf Jahren. Heute vertreten Cristina Verones, Jean-Baptiste Délèze und Samira Cizero Ntasano noch immer das eigene Land in der ganzen Welt.

Verones: die Schweiz in der UNO

Cristina Verones trat ihre diplomatische Karriere aus zwei Gründen an: Internationale Verbindungen der Schweiz und die Vermittlungsrolle interessierten sie.

Angefangen hat alles mit dem «Concours diplomatique», dem mehrstufigen Auswahlverfahren des EDA. Ist dieses abgeschlossen, vertritt man beruflich die Interessen der Schweiz auf internationaler Ebene.

Auf die Frage, ob die Schweizer Werte im Ausland akzeptiert würden, antwortet sie mit «Ja». Beispielsweise hätten viele andere Länder ebenfalls Interesse am Einstehen fürs Völkerrecht oder einer regelbasierten internationalen Ordnung.

Frau mit blonden Haaren und schwarzer Kleidung zwischen zwei Schweizer Flaggen.
Legende: Cristina Verones: Chefin der Sektion «Generalversammlung, Ecosoc, Menschenrechtsrat und CH@WORLD» in Bern. SRF / Severin Nowacki

Die letzten sechs Jahre arbeitete Cristina Verones in Bern. In den nächsten Monaten wird sich dies jedoch ändern. Die grosse Rochade, die sogenannte Versetzungsdisziplin, steht bevor. Dabei werden die meisten Diplomatinnen und Diplomaten alle drei bis vier Jahre versetzt. Man bewirbt sich auf verschiedene Posten in der ganzen Welt und lässt das bisherige Leben hinter sich. Eine Herausforderung, sozial und logistisch.

Délèze: die Schweiz in Neu-Delhi

Auch Jean-Baptiste Délèze muss sich auf seine Versetzung vorbereiten. Er vertritt die kleine Schweiz in der zweitgrössten Stadt der Welt: Neu-Delhi. Als er dort seine Arbeit begann, war es eine grosse Umstellung. Mit bis zu 50 Grad im Sommer und Luftverschmutzung war es ein gänzlich anderer Alltag als in der Schweiz. Die Anpassung brauche Geduld und einen neuen Rhythmus.

Mann mit dunklen Haaren und schwarzem Anzug zwischen zwei Schweizer Flaggen.
Legende: Jean-Baptiste Délèze: Chef der Sektion «Wirtschaft, Handel und Finanzen» in der Botschaft in Neu-Delhi. SRF / Severin Nowacki

Sein Umfeld kann dies nachvollziehen, weil es die beiden Länder kennt und zwischen den Kulturen vermitteln kann.

Als Diplomat bewegt er sich vermehrt in Kreisen, die nicht der breiten Bevölkerung Indiens entsprechen. Die Unterschiede und Ungleichheiten im Land seien riesig, meint er. Ihm sei deshalb auch sehr wichtig, «dass man sich nicht in einer Expat-Bubble in Delhi isoliert».

Auf die Frage, warum die Schweiz im riesigen Indien überhaupt Gewicht hat, meint Délèze: weniger wegen ihrer Diplomatie, sondern dank Bollywood. Über Generationen hinweg sei die Schweiz durch die indische Filmindustrie bekannt geworden. Berge und Schnee entsprächen perfekt dem romantischen Ideal des Bollywood-Kinos. Von dieser Sympathie profitiert heute die Schweizer Vertretung.

Cizero Ntasano: die Schweiz im Kongo

Sympathie spielt auch in Kongo-Kinshasa eine Rolle. Gemäss Samira Cizero Ntasano ein Grund, warum die Schweizer Botschaft keine «Zielscheibe» sei. Im Kongo ist die Schweiz beispielsweise Partnerin in der Entwicklungs- und Friedenspolitik. Der blutige Konflikt im Osten des Landes sei auch in der Hauptstadt Kinshasa zu spüren. Mal mehr, mal weniger. So sei die Schule ihrer Tochter viermal wegen Wahlen oder Demonstrationen geschlossen worden. Angst habe sie nicht. Die Lage sei jedoch gut zu beobachten und man habe Massnahmen, falls sich die Lage verschlechtert.

Frau mit schwarzen Haaren und Kleidung zwischen zwei Schweizer Flaggen.
Legende: Samira Cizero Ntasano: stellvertretende Missionschefin in Kongo-Kinshasa. SRF / Severin Nowacki

Mit kleineren Kindern sei eine solche Situation weniger ein Problem. Bei Teenagern sei dies wegen der Bewegungsfreiheit etwas anders. Dann werde die Diplomatin die Schweiz oder eine Position an einem ruhigen Ort ins Auge fassen.

Radio SRF 1, 28.4.2025, 10 Uhr; sten

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