In der Schweiz leeren sich die Kirchen. Nirgendwo zeigt sich das so exemplarisch wie in der Stadt Basel. Hier ist bereits jeder Zweite konfessionslos.
Früher war es einfacher
Früher waren alle katholisch oder reformiert. Alle bezahlten Kirchensteuern. Fast alle besuchten Gottesdienste und in der Schule den Religionsunterricht. Bis in die 1970er-Jahre hinein.
Heute sind nur noch sechs von zehn Einwohnerinnen und Einwohnern katholisch oder reformiert. Die Konfessionslosen, die den einst mächtigen Landeskirchen den Rücken gekehrt haben, machen schon einen Viertel aus. 7,5 Prozent sind in Freikirchen, jüdischen Glaubens, buddhistisch oder hinduistisch. 5 Prozent sind Muslime.
Reformierte Kirchen leiden mehr unter Austritten
Vorab in den grossen, traditionell reformierten Städten sieht es für die Kirchgemeinden bitter aus. In der Stadt Bern zum Beispiel ist die Zahl der Reformierten allein in den letzten 30 Jahren um über einen Drittel geschrumpft, von gut 84'000 auf knapp 52'000.
Aber auch die römisch-katholische Kirche kämpft mit Austritten. Auf einen Eintritt kommen in der römisch-katholischen Kirche zwanzig Austritte. Die Katholiken sind in der Schweiz mit 36 Prozent die grösste Religionsgruppe. Ein wichtiger Grund dafür ist die Zuwanderung aus katholischen Ländern wie Italien, Portugal, Lateinamerika oder Kroatien.
Austritte wegen Papst
Zu vermehrten Austritten kommt es häufig nach Skandalen in der Kirche. Ein Beispiel sind die umstrittenen Äusserungen von Papst Franziskus vor einem Jahr. Während der Generalaudienz stellte der Papst Abtreibung mit Auftragsmord gleich. Darauf traten sechs prominente Schweizer Frauen aus Protest aus der Katholischen Kirche aus.
Konfessionslos heisst nicht gottlos
Oftmals wenden sich die Menschen, die aus der Kirche austreten, nicht anderen Religionen zu, sondern werden konfessionslos. Bei Konfessionslosen handelt es sich oft um Agnostiker, Atheisten oder Humanisten. Konfessionslose sind nicht notwendigerweise ungläubig, ebenso wenig wie Angehörige des Christentums zwingend gläubig sind.
Diskutieren Sie im «Forum» mit
Ist das Christentum in der Schweiz auf dem Rückzug? Und ist das zu beklagen oder einfach der Lauf der Dinge? In der Sendung «Forum» diskutierten die folgenden Gäste:
- Nada Peratovic , Freidenker-Vereinigung Schweiz. Die Feministin ist Autorin des Kinderbuchs «Humanismus für Kinder»
- Michel Müller , Pfarrer und Kirchenratspräsident der Evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Zürich
- Sibylle Lehmann , Kirchenrätin katholische Kirchgemeinde Stadt Luzern