Allen hippen Food-Trends zum Trotz: Ravioli aus der Dose sind ein Renner. Rund 4.5 Millionen Dosen Ravioli hat Hilcona im vergangenen Jahr in die Schweiz geliefert.
Wir haben im vergangenen Jahr so viele Dosen-Ravioli verkauft wie noch nie zuvor. Aktuell pendelt sich die Produktion zwischen 20 und 30 Prozent mehr ein als vor Corona.
Die Convenience-Food-Produzentin im liechtensteinischen Schaan produziert zwei Drittel der in der Schweiz verspeisten Dosen-Ravioli. «Wir haben im vergangenen Jahr so viele Dosen-Ravioli verkauft wie noch nie zuvor. Aktuell pendelt sich die Produktion zwischen 20 und 30 Prozent mehr ein als vor Corona», bestätigt Produktionsleiter Michael Pfister von Hilcona im Gespräch.
Ob direkt aus der Büchse gelöffelt oder in der Pfanne angerührt - für Michael Pfister ist es nicht weiter erstaunlich, dass Dosenravioli nach wie vor gut ankommen. Die einfache Zubereitung und der gleichbleibend gute Geschmack seien ausschlaggebend. Auch Kindheitserinnerungen spielten eine wichtige Rolle. Ob man sie nun mag oder nicht, Ravioli aus der Dose haben eine durchaus bewegte Geschichte.
Dosen-Ravioli als Take-Away
Die Idee, frische Teigwaren in Dosen abzufüllen, stammt ursprünglich aus den USA, von einem Italiener namens Ettore Boiardi, der 1914 nach New York ausgewandert war. Er eröffnete 1926 mit Erfolg ein Restaurant in Cleveland. Die grosse Nachfrage deckte er mit einem Takeout-Angebot ab und bot seine Pasta-Sauce in Milchflaschen über die Gasse an.
1928 begann er, seine Teigwaren industriell zu produzieren und füllte sie in Dosen ab. Landesweit bekannt gemacht habe sie aber die US-Armee, ergänzt Historikerin Sabina Bellofatto: «Die Dosen-Teigwaren wurden zu wichtigen Armeerationen für die US-Soldaten im Zweiten Weltkrieg. Boiardi produzierte rund um die Uhr bis zu 250'000 Dosen pro Tag.» Die Marke «Chef Boyardee» hat bis heute überlebt.
Soldaten-Futter
Auch in der Schweiz spielte das Militär eine Rolle in der Geschichte der Büchsenravioli. Ab den 60er Jahren hatten die weichen Teigtäschchen einen festen Platz auf dem Speisezettel der Schweizer Armee. Bis heute verzehren Schweizer Rekruten und Soldaten rund 50 bis 60 Tonnen Dosenravioli pro Jahr.
Die Geschichte der Schweizer Dosenravioli reicht aber weiter zurück. «Roco» brachte sie bereits 1934 auf den Markt. Der Durchbruch kam dann nach dem Krieg in den 50er Jahren, als Hero in den Markt einstieg.
Die Werbung setzte voll auf Klischees: italienische Ferienträume aus der Büchse. Mit Erfolg. Die Büchsen-Ravioli eroberten in der Schweizer Küche schnell einen festen Platz und fehlten in keinem Notvorrat oder Pfadilager.
Absturz nach dem «Kassensturz»
Der Einbruch kam 1978. In einem Beitrag des SRF-Konsumentenmagazins «Kassensturz», inszeniert als Agentenfilm, zerpflückten die Macher buchstäblich büchsenweise Ravioli, um deren wenig appetitlichen Inhalt zu enthüllen. Der Absatz von Dosen-Ravioli brach ein. Michael Pfister von Hilcona hatte kurze Zeit später seine Lehre begonnen in der Teigwaren-Produktion.
Es habe lange gedauert, bis sich der Ruf des Produkts und damit die Verkaufszahlen erholt hatten. Pfister ergänzt mit Nachdruck: «Ich kenne unsere Dosenravioli seit 1985 und lege meine Hand dafür ins Feuer, dass die Qualität passt.» Die Konsumenten scheinen ihm aktuell Recht zu geben. In dem sie häufiger denn je im Regal nach der Büchse greifen.