Stundenlang nur Sand, eine endlose Weite, flirrende Hitze – so stellt man sich das australische Outback vor. Doch die Expedition des Australien-Korrespondenten Urs Wälterlin zeigt: Das Herz Australiens hat noch viel mehr zu bieten als das. Wir haben für Sie sechs verblüffende Fakten über das Outback zusammengestellt.
1. Leben im Höhlenhaus
In der Steinwüste von Coober Pedy lebt eine Schweizerin, die vor 20 Jahren hierhin ausgewandert ist: Irene Spillmann. Sie lebt in einer ehemaligen Opalmine. Aber nicht etwa in einem gewöhnlichen Haus, sondern in einem «Dugout», einem Höhlenhaus, das sie eigenhändig ausgegraben hat. Insgesamt fünf solcher Dugouts hat die gelernte Landschaftsgärtnerin mittlerweile gebaut. Für den Bau hat sie sich extra eine Tunnelbohrmaschine gekauft.
2. Windenergie für Riesen-Akku
Australien hat nicht nur viel Sonne, sondern auch viel Wind. Die Windenergie wird zunehmend genutzt – dies obwohl die Regierung an fossilen Energieträgern festhält und nach wie vor in Kohle und Gas investiert. Eine grosse Windfarm steht beispielsweise in Jamestown . Sie liefert Strom für einen der grössten Akkus der Welt.
3. Salz ohne Ende
Er ist 15 Mal grösser als der Bodensee und mit 17 Metern unter Meer der tiefste Punkt Australiens: der Lake Eyre . Besonders ist: Es handelt sich dabei um einen Salzsee. Das letzte Mal Wasser führte er im Jahr 2019. Früher war der Lake Eyre für die Aborigines sehr wichtig, weil sie die Tiere jagen konnten, die zum See kamen, um zu trinken. Man findet beim See noch heute Reste von Pfeilspitzen.
4. Das Wissen der Aborigines
Urs Wälterlin war während der vierwöchigen Reise mit Pedro Zwahlen unterwegs: Er ist Schweizer Botschafter in Australien. In seinen Ferien erkundete Zwahlen das Outback erstmals auf dem Landweg. Die Reise führte unter anderem zum Uluru (früher bekannt als Ayers Rock). Das Heiligtum der Aborigines ist seit 2019 für Touristen gesperrt. Zwahlen ist fasziniert von der Kultur der Aborigines: «Unsere Zivilisation stösst an ihre Grenzen, wie wir am Klimawandel sehen. Von den Naturvölker können wir lernen, den Mensch wieder als Teil der Natur zu verstehen.»
Die australische Regierung sieht das leider nicht so: Vor vier Jahren baten die indigenen Völker die Regierung, ihnen im Parlament eine beratende Stimme zu geben. Urs Wälterlin sagt: «Sie erhofften sich eine Politik, die stärker den Bedürfnissen der Aborigines entspricht. Doch das historische Dokument wurde von der damaligen konservativen Regierung postwendend abgelehnt. Kein Teil der australischen Bevölkerung verdiene eine Sonderbehandlung, so das Argument. Dieser Schlag ins Gesicht hat den Prozess der Versöhnung zwischen Schwarz und Weiss um Jahre zurückgeworfen.»
5. Keine Frucht darf über die Grenze
Zwischen den australischen Bundesländern gibt es die so genannte Fruchtgrenze: Weder Obst noch Gemüse darf vom einen Bundesland ins andere. Der Grund: Australien will seine Landwirtschaft schützen und die Ausbreitung der Fruchtfliege verhindern. Was wie ein Scherz klingt, ist ernst gemeint: Für einen Verstoss kann es eine Busse von mehreren Tausend Dollar geben.
6. Biodiversität trotz Trockenheit
Mindestens so beeindruckend wie der Uluru ist der Kings Canyon , eine Oase mitten in der Wüste. Trotz Trockenheit gibt es hier 600 verschiedene Tier- und Pflanzenarten. Zum Beispiel Eukalyptus-Bäume, Bergkängurus und über 400 Jahre alte Palmfarne. Und natürlich nicht zu vergessen: die omnipräsente und dauernervige Buschfliege. Urs Wälterlin sagt: «Sie setzt sich überall hin, wo sie Feuchtigkeit spürt. In die Nasenlöcher, in die Augen, in die Ohren – sogar unter die Brille oder in den Mund.»