Für viele Schweizerinnen und Schweizer gehören Raketen genauso zum 1. August wie der Cervelat und die Landeshymne. Pro Jahr werden in der Schweiz fast 2000 Tonnen Feuerwerkskörper verkauft. Gegen professionelle Feuerwerke haben wohl die wenigsten etwas einzuwenden. Doch privates Feuerwerk, das nur laut knallt, geht vielen auf die Nerven.
Lärm, Abfall und Unfälle
Seit Anfang Mai 2022 sammelt das Initiativkomitee «Für eine starke Einschränkung von Feuerwerk» Unterschriften, um die private Knallerei zu verbieten. Sie wollen Menschen, Tiere und die Umwelt vor lärmigem Feuerwerk schützen. Lautes Feuerwerk mit Knalleffekten sollen in der Schweiz weder verkauft noch abgebrannt werden dürfen. Feuerwerk an Anlässen von überregionaler Bedeutung wäre immer noch erlaubt.
Die Böllerei versetze Haustiere und Wildtiere in Stress und Panik, sagt Initiant Roman Huber. «Millionen von Tieren und Tausende hochsensibler oder psychisch beeinträchtigter Menschen leiden jeweils unter der Knallerei», so Roman Huber. Man wolle niemandem den Spass verderben, aber «man kann doch nicht Freude haben, wenn andere leiden.»
Man kann doch nicht Freude haben, wenn andere leiden.
Gleichzeitig wird die Umwelt durch Feinstaub, Schwermetalle und CO₂ belastet. Landwirte, Anwohner und Gemeinden müssen nach dem Nationalfeiertag jeweils haufenweise Abfall einsammeln. Zudem kommt es immer wieder zu Unfällen und Bränden.
An einigen Orten in der Schweiz ist Feuerwerk heute schon verboten. So zum Beispiel in Davos oder in der Innenstadt von Bern.
«Dann kann man auch Christbaumkerzen verbieten»
Das Feuerwerk am 1. August und an Silvester gehöre «zur Tradition und Kultur» der Schweiz, widerspricht Daniel Bussmann. Er ist Geschäftsführer der Firma Bugano AG, eine Feuerwerksproduzentin im luzernerischen Neudorf.
Die negativen Auswirkungen auf die Umwelt seien relativ gering, meint der Chef der Feuerwerks-Firma. Stilles Feuerwerk wie Vulkane oder bengalische Kerzen wären gemäss Initiative zwar nach wie vor erlaubt, trotzdem käme so ein Verbot für ihn und seine Angestellten einem Berufsverbot gleich. Rund 80 Prozent der Raketen verkauft Bugano an Private.
Es braucht an Weihnachten auch keinen Weihnachtsbaum und keine Kerzen.
Das Abfallproblem ärgere ihn selber auch, sagt Daniel Bussmann, doch das Problem bestehe auch bei anderen Festen im Freien. Er plädiert für mehr gegenseitige Toleranz, anstatt Verbote.
«Verbot ist völlig übertrieben – für zwei Tage im Jahr»
Ramon Hug von der jungen SVP Aargau findet ein Verbot für zwei Tage im Jahr übertrieben. Da müssten die Älteren gegenüber den Jüngeren toleranter sein, findet der 20-jährige. Kinder und Jugendliche sollten es am 1. August und an Silvester einfach auch mal krachen lassen dürfen.
Gäste im «Forum»
Soll lautes Feuerwerk für Private verboten werden? Diese Frage diskutierten wir in der Sendung «Forum» am Donnerstag, 23. Juni um 10 Uhr mit folgenden Gästen:
- Daniel Bussmann , Geschäftsführer der Feuerwerksproduzentin Bugano im Kanton Luzern
- Roman Huber , Mitglied des Initiativkomitees «Für eine Einschränkung von Feuerwerk»