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Adrian Bolzern, Seelsorger und Katja Bolzern, Kirchenmusikerin
Aus Gast am Mittag vom 02.01.2023. Bild: zVg
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Gast am Mittag Kann Liebe Berge versetzen?

«Unser Weg war steinig und schwierig, aber in unserem Fall hat die Liebe Berge versetzt», sagen Adrian und Katja Bolzern. Auf das Herz hören sei der einzige ehrliche Ratgeber, der immer weiss, wohin es geht.

Im Jahr 2016 war es, als sich Adrian und Katja Bolzern zum ersten Mal begegneten. Er war zu dieser Zeit Priester in der Pfarrei Peter und Paul in Aarau. Der Zufall wollte es, dass seine heutige Frau Katja zu dieser Zeit als Kirchenmusikerin bei ihm in der Pfarrei angefangen hat.

Liebe auf den ersten Blick war es nicht, aber wir waren uns von Anfang an sympathisch und verstanden uns sehr gut, was unsere Arbeit betraf. Daraus entstand mit der Zeit Liebe.
Autor: Adrian Bolzern Priester

Doch wer jetzt auf die Liebe auf den ersten Blick hofft, irrt sich. Adrian Bolzern und seine Katja waren sich von Anfang an sympathisch. «Diese Sympathie und die gleiche Einstellung zur Arbeit führte irgendwann zu Liebe», erinnert sich Adrian Bolzern gerne zurück. Der Weg dorthin war aber nicht einfach. «Am Anfang war für mich klar, dass es für mich vorbestimmt war, als Single zu leben, denn Adrian war an die Kirche vergeben», sagt Katja. «Da hätte ich auch nie etwas dagegen unternehmen wollen.»

Katja und Adrian Bolzern haben sich bei der Arbeit in der Pfarrei kennen und lieben gelernt.
Legende: Katja und Adrian Bolzern haben sich bei der Arbeit in der Pfarrei kennen und lieben gelernt. Im März erwarten Sie ihres erstes Kind. ZVG

Freundschaft als Basis

«Es war zuerst eine stabile Freundschaft, die uns eine Basis gab. Daraus wuchs langsam mehr», sagt Katja Bolzern. «Natürlich war die Situation von Anfang an nicht einfach», meint Adrian Bolzern. «Als katholischer Priester bin ich an das Zölibat gebunden und uns beiden war klar, dass mehr eigentlich nicht möglich ist. Wir haben uns darum beide genügend Zeit gelassen und keiner hat dem anderen Druck gemacht.»

Es war für mich klar, dass es für mich vorbestimmt war, als Single zu leben. Adrian war an die Kirche vergeben.
Autor: Katja Bolzern über die Beziehungsanfänge

Sie hätten immer wieder lange darüber gesprochen, wie es weitergehen soll. Für katholische Priester ist es im Normalfall bis heute verboten, zu heiraten. Es gilt für sie das Zölibat. Sie verpflichten sich, keusch zu bleiben, also keinen Sex zu haben, nicht zu heiraten.


Liebe macht alles möglich

Auf die Liebe verzichten wollte Adrian Bolzern aber nicht. «Wenn man wirklich auf die echte Liebe setzt, ist alles möglich», meint er. Zurzeit läuft das sogenannte Laisierungsverfahren. Niemand Geringeres als Papst Franziskus muss ihn von seinen Rechten und Pflichten als Priester befreien, also seine Laisierung genehmigen.

Beide hoffen, dass der Bescheid in den nächsten Wochen eintreffen wird, denn schon jetzt darf Adrian Bolzern nicht mehr arbeiten und muss für all seine Gottesdienste Stellvertreter organisieren. Wenn der Papst ihn aus seinen Rechten und Pflichten als Priester entlässt, kann der Bischof Adrian Bolzern wieder eine Beauftragung geben, damit er als Seelsorger der Zirkus-, Schausteller- und Marktleute weiterarbeiten darf. Zur evangelisch-reformierten Kirche zu konvertieren, die kein Zölibat kennt, steht für ihn ausser Frage.

Die grosse Liebe gibt es nur einmal

Für Katja Bolzern war bald klar, dass sie ausser mit Adrian mit niemandem mehr eine Beziehung eingehen würde. Lieber nahm sie es in Kauf, den Rest ihres Lebens als Single zu verbringen. «Ein anderer Mann wäre für mich nur ein Lückenbüsser gewesen», sagt Katja Bolzern. Er war und ist ihr Traummann und Seelenverwandter.

«Seelenverwandt heisst für mich, dass wir zusammen eins und verbunden sind», erinnert sich Katja. «Als Adrian vor ein paar Jahren mit der transsibirischen Eisenbahn in den Ferien war, bin ich immer dann erwacht, wenn Adrian auf der anderen Seite der Welt aufgestanden ist, was bei mir meistens mitten in der Nacht war.» «Ich nenne es nicht Seelenverwandtschaft, sondern einfach Liebe», sagt Adrian Bolzern. Und das sei für ihn das grösste Glück, das es gibt.

Dass aus unserer Geschichte Liebe wurde, ist für mich das grösste Glück, das es gibt
Autor: Adrian Bolzern

Als die beiden ihre Liebe am 9. September des letzten Jahres öffentlich machten, war das auch eine riesige Erleichterung. Schon früher haben sie es Ihren Freunden und Verwandten gesagt. Von allen war immer eine grosse Unterstützung da. «Auch unsere Familien haben uns gegenseitig sehr schön aufgenommen, was ja nicht selbstverständlich ist. Dafür sind wir ihnen auch sehr dankbar.» Im März krönt ihre Liebe dann die Geburt ihres ersten Kindes. Eine Liebe auf Umwegen, aber mit Happyend.

Gast am Mittag, Radio SRF 1, 01.01.2023, um 11:10 Uhr

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