«Wer Liebeskummer hat, zeigt, dass er oder sie in der Lage ist, innig zu lieben», sagt Annette Cina. «Denn wer nicht lieben kann, kann auch nicht trauern.»
Eine Einsicht, die im Trennungsschmerz wenig bringt. Menschen, die unglücklich verliebt oder verlassen worden sind, hadern oft wochen- oder gar monatelang mit diesem Schicksal. In ihrem Buch «Liebeskummer – lass mich los» zeigt Annette Cina Wege auf, die helfen, die Sorgen hinter sich zu lassen. In der Sendung «Treffpunkt» hat die Psychologin zudem die wichtigsten Fragen zum Thema beantwortet.
Warum ist es so schlimm, verlassen zu werden?
Weil es bedeutet, dass man der anderen Person nicht mehr genügt. Eine Beziehung gibt Sicherheit. Fehlt diese, kommt es zum Gefühlskarussell, zu einer grossen Verunsicherung. Auch Verzweiflung, Wut, Ängste und Sorgen machen sich breit. Meist leiden beide Personen. Zu realisieren, dass gemeinsame Ziele und Pläne nicht funktionieren, hinterlässt immer einen gewissen Schmerz.
Was macht Liebeskummer mit Körper und Psyche?
Der Trennungsschmerz ist das Gegenteil vom Verliebtsein. Ist man verliebt, schlägt das Herz höher, man ist positiv aufgeregt. Beim Liebeskummer sind diese Glücksgefühle weg. Der Körper ist alarmiert und in einem Ausnahmezustand. Das Hirn schüttet Stresshormone aus, die als körperliche Schmerzen empfunden werden können.
Häufig kommt es zu Herzrasen, Schlaflosigkeit und Appetitlosigkeit. Daraus ergibt sich ein Zustand der Erschöpfung, der gefährlich sein kann.
Was kann man gegen den Trennungsschmerz tun?
Gerade am Anfang, wenn der Leidensdruck besonders gross ist, ist es wichtig, körperlich stabil zu bleiben. Sich gehen zu lassen, erschwert den Umgang mit den Emotionen. Wichtig ist auch, sich Gedankenpausen zu verschaffen, sich abzulenken. Genug schlafen, essen, Körperpflege – in der Alltagsroutine zu bleiben, hilft ebenfalls.
Welche Rolle spielt das Umfeld?
Es tut gut, wenn man begleitet wird, wenn jemand zuhört und seine Gedanken einbringt. Das zeigt auch, dass man für andere Menschen immer noch liebenswert ist. Sich zurückzuziehen ist gefährlich, da man so soziale Kontakte verliert.
Was, wenn man der ehemaligen Partnerin, dem Partner begegnet?
Es gibt einige Situationen, die den Schmerz wieder aufflammen lassen können. Zum Beispiel der Kontakt mit dem alten Freundeskreis oder Orte wie Restaurants, die an gemeinsame Zeiten erinnern. Der ehemaligen Liebe zu begegnen, kann ebenfalls schmerzhaft sein. Denn vielleicht hat sich die Person neu verliebt oder gar Kinder bekommen. Wichtig ist, sich bewusst zu machen, dass es zu solchen Situationen kommen kann.
Verspürt man Liebeskummer in jungen Jahren stärker als im Alter?
Trennungsschmerz ist nicht unbedingt altersabhängig, aber es gibt wohl schon Unterschiede. Als jugendliche Person die erste Liebe zu verlieren, ist sicher speziell. Da fehlt die Erfahrung, mit solchen Einschnitten umzugehen. Im Alter sind die Umstände oft anders.
Da gehen mit einer Trennung ganze Lebenskonzepte und Träume in die Brüche. Man muss sich neu ausrichten, eine neue Zukunft planen. Das ist nicht einfach – vor allem nach einer langen Beziehung.
Wann ist professionelle Hilfe nötig?
Wenn man merkt, dass sich eine Depression anbahnt und man den Alltag nicht mehr wie gewohnt bewältigen kann. Dann ist es Zeit für psychologische oder psychiatrische Hilfe. Wer nicht mehr schlafen kann, sollte ebenfalls einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.