Wie wir aus unerwarteten Umständen und unvorhersehbaren Ereignissen neue persönliche und berufliche Möglichkeiten für unser Leben erschaffen und nutzen können, weiss Christian Busch. Der Wirtschaftswissenschafter forscht zu Zufällen und wie wir das Glück aktiv in unser Leben einladen können.
Haben Sie den heutigen Tag schon perfekt geplant? Wissen Sie, was, wann passieren wird? Rückblickend stellen wir oft fest, dass unsere Planung gar nicht so verlaufen ist, wie wir uns das vorgestellt hatten. Ob etwas Unerwartetes dazwischenkommt, können wir nicht beeinflussen, aber sehr wohl die Reaktion darauf, sagt der Zufallsforscher Christian Busch.
Serendipität als Lebensphilosophie
Die Reaktionen auf etwas Unerwartetes wird mit dem sperrigen Wort Serendipität umschrieben. «Serendipität ist einfach umschrieben das aktive Glück», sagt der Wirtschaftswissenschafter Christian Busch. «Das Gegenteil ist das passive Glück, wenn wir beispielsweise zufällig in eine wohlhabende Familie geboren werden.» Beim aktiven Glück, der Serendipität, geht es darum, wie Menschen mit dem Zufall umgehen, wie sie ihn nutzen und was sie daraus machen.
Es geht darum, zufällige Beobachtungen bewusst wahrzunehmen und sie in Möglichkeiten zu verwandeln.
Christian Busch beschreibt in seinem Buch «Erfolgsfaktor Zufall» das Beispiel der Kartoffelwaschmaschine. Ein Haushaltsgerätehersteller bekam einen Anruf von einem Bauern. Dieser beschwerte sich, dass seine Waschmaschine immer kaputtgeht. Es stellte sich heraus, dass er in der Maschine nicht Kleider wusch, sondern Kartoffeln. Wenn so etwas Zufälliges passiert, würden viele Unternehmen den Kopf schütteln. Der Hersteller aber hat es als Chance gesehen, weil es viele Bauern auf der Welt gibt. Er hat einen Schmutzfilter eingebaut. So entstand die Kartoffelwaschmaschine.
Unerwartete Momente in intelligentes Glück verwandeln
«Was sind die unerwarteten Momente im Leben, wo man doch aktiv was machen kann?», fragt Christian Busch. Diese Überlegung stehe beim intelligenten Glück im Zentrum. Statt bei einem Gespräch nur kurz zu antworten, was man beruflich so macht, könne man viel weiter gehen. Zum Beispiel erzählen, welchen Hobbys man in der Freizeit frönt. «Auf diese Weise hat das Gegenüber verschiedene Anknüpfungspunkte – respektive drei Haken, bei denen er oder sie anbeissen kann», erklärt Christian Busch. Er empfiehlt diese Strategie beim Small Talk, aber auch generell, wenn wir mit jemandem ins Gespräch kommen. Er nennt sie die Hakenstrategie.
'Liebe Deinen Nächsten' – eine Glück bringende Maxime.
Serendipität bedeutet also, die Punkte zu erkennen und miteinander zu verbinden. «Wenn sie mit jemandem über ein Problem sprechen, versuchen sie gleichzeitig zu überlegen, wie sie helfen können», ergänzt Busch. «Sie erwarten keine Gegenleistung, aber sie wissen, dass sie sich auf lange Sicht glücklich fühlen, wenn sie etwas Sinnvolles tun. Das hat oft auch eine positive Resonanz. Je mehr wir selbst helfen, desto mehr neigen andere dazu, uns zu helfen, selbst wenn wir das nicht erwarten.»