Ob Schwarzdorn, Wildrosen oder Holzapfel – heimische Wildfrüchte sind nicht nur optisch eine Augenweide als hübsche Farbtupfer in der Landschaft. Sie sind auch kulinarisch spannend und vielfältig verwertbar und: Sie sind ökologisch wertvoll. Gartenexpertin Silvia Meister erklärt, wie man sie erkennt, nutzt und im eigenen Garten kultiviert. Eine Entdeckungsreise durch fünf einheimische Wildfruchtarten.
Schwarzdorn – herb und aromatisch
Der Schwarzdorn, auch Schlehe genannt, trägt im Oktober kleine, blauschwarze Früchte. Roh sind sie herb, doch nach dem Einfrieren oder Kochen entfalten sie ein süsses, intensives Aroma.
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Bild 1 von 2. Schlehdorn, auch Schwarzdorn genannt, blüht schneeweiss im März. Bildquelle: Silvia Meister.
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Bild 2 von 2. Die reifen Früchte des Schwarzdorns sind blau-schwarz. Bildquelle: Silvia Meister.
Der Strauch wächst bevorzugt an sonnigen Waldrändern und bildet durch Wurzelausläufer dichte Dickichte. Für kleine Gärten ist er weniger geeignet, da er viel Platz beansprucht. Dafür bietet er Vögeln und Insekten wertvollen Lebensraum. Ein Leckerbissen ist das Schlehen-Chutney. Es passt hervorragend zu Alpkäse.
Rezept Schlehen-Chutney
Wildrosen – Hagebutten für Tee, Punsch und Konfitüre
In der Schweiz wachsen über 30 Wildrosenarten. Besonders die Hunds-, Apfel- und Zimtrose tragen grosse, aromatische Hagebutten. Sie eignen sich für Punsch, Konfitüre oder Tee. Einige Arten wie Apfel- und Zimtrose lassen sich auch im Topf kultivieren.
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Bild 1 von 4. Die Hagebutten der Apfelrose (Rosa villosa) sind gross und werden leuchtend rot. Bildquelle: Silvia Meister.
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Bild 2 von 4. Die Hundsrose (Rosa canina) hat leuchtend rote, grosse Hagebutten. Bildquelle: Silvia Meister.
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Bild 3 von 4. Die Blätter der Weinrose (Rosa rubiginosa) duften fruchtig, wenn es regnet. Bildquelle: Silvia Meister.
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Bild 4 von 4. Die Zimtrose (Rosa majalis) eignet sich auch für den Topf. Bildquelle: Silvia Meister.
Wichtig bei der Ernte: nur feste, rote Früchte ohne Flecken pflücken. Für die Verarbeitung werden die Hagebutten gekocht und passiert – so verschwinden die feinen Härchen und harten Kerne.
Rezept Hagebuttenpunsch mit Johannisbeeren
Holzapfel – selten, robust und wertvoll
Der Holzapfel ist auch bekannt als Wildapfel. Er trägt gelbe, saure Früchte und ist ein seltener, aber ökologisch wertvoller Baum. Er eignet sich für halbschattige Standorte und kann je nach Platz als Baum oder Strauch gezogen werden.
Seine Blüten locken Wildbienen, die Früchte bieten Nahrung für Vögel. Besonders spannend: Holzäpfel lassen sich aus Samen ziehen – ein Erlebnis für Gartenfreunde. In der Küche eignet sich der Saft für Gelee oder getrocknet für Teemischungen.
Rezept Holzapfel-Gelee mit Trauben
Felsenbirne – süss, pflegeleicht und dekorativ
Die heimische Felsenbirne, auch «Fluebirli» genannt, wächst an sonnigen, steinigen Standorten. Ihre Beeren erinnern an Heidelbeeren und schmecken süss-herb. Der Strauch ist zierlich, pflegeleicht und eignet sich auch für grössere Töpfe.
Getrocknet sind die Früchte ideal fürs Müesli oder als Rosinenersatz. Im Herbst begeistert die Felsenbirne mit einer leuchtend orangegelben Blattfärbung – ein echtes Bijou für den Garten.
Schwarzer und Roter Holunder – doppelte Ernte für Küche und Natur
Der Schwarze Holunder liefert im Frühling Blüten für Sirup und im Herbst Beeren für Gelee. Wichtig: Schwarze Holunderbeeren niemals roh essen – sie sind nur gekocht bekömmlich. Der feuerrote Gelee aus roten Holunderbeeren ist eine besondere Spezialität.
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Bild 1 von 2. Schwarzer Holunder blüht sinnigerweise weiss in grossen, duftenden Dolden. Bildquelle: Silvia Meister.
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Bild 2 von 2. Der Rote Holunder ist bekannt für seinen feuerroten Gelee. Bildquelle: Silvia Meister.
Beide Holunderarten sind ökologisch wertvoll und beliebt bei Vögeln. Der Rote Holunder ist kleiner, trägt gelbe Blüten und feuerrote Beeren. Im Herbst ist der ideale Zeitpunkt, um junge Pflanzen in den Garten zu setzen.