Im Circus Monti ernten atemberaubende Kunststücke in der Manege den tosenden Applaus des Publikums. Weniger sichtbar ist jedoch die Arbeit, welche nötig ist, damit die Artisten und Artistinnen diese Leistungen abrufen können. Insbesondere wenn man vier Monate auf Achse ist, in zehn verschiedenen Orten gastiert und bis zu 125 Vorstellungen spielt. 65 Zirkusmenschen sind dafür nötig, in so verschiedenen Bereichen wie am Buffet, im Büro oder in der Kostümpflege. Wobei alle überall mitanpacken, um den Zirkus am Laufen zu halten.
Im Rahmen des SRF 1- Sommerprojekt «Ralph im Zirkus» schaut Ralph Wicki deshalb auch hinter die Kulissen und beobachtet das Leben und Arbeiten der Zirkusmenschen in und neben der Manege. Wie kocht man für ein so diverses Team? Wie schläft es sich in einem kleinen Wohnwagen? Welche Mittel gibt es gegen die Aufregung kurz vor dem Auftritt?
Kochen im Wohnwagen
Im Küchenwagen des Circus Monti bereiten Salome Kern und Michael Lobaton während vier Monaten alle Mahlzeiten für das Team vor. Es ist eine grosse Aufgabe, denn es gilt täglich bis zu 40 Mägen zu füllen. Insbesondere weil die Arbeit im Zirkus viel Energie benötigt und die Portionen deshalb oft doppelt so gross sein müssen.
Wir kochen manchmal für gar nicht so viele Leute, aber sie essen für zwei.
Die Küchen-Crew muss sich auch den Essgewohnheiten der Zirkusmenschen anpassen, welche aus den verschiedensten Kulturkreisen stammen. So wurde beispielsweise ein Abendessen mit süssem kaltem Birchermüesli nicht von allen gleich gut aufgenommen. Grundsätzlich kämen die Menschen aber gerne zum Essen und das sei der grösste Dank, gemäss Koch Michael Lobaton.
Kaum Freizeit im Zirkus
Geschlafen wird im Circus Monti auf Rädern. Wer seine erste Saison im Zirkus verbringt, bewohnt einen der drei Mannschaftswagen, welche jeweils fünf Zimmer fassen. Ab der zweiten Saison dürfen die Zirkusmitarbeitenden grundsätzlich in einem eigenen Wohnwagen leben. Was bleibt, sind jedoch einzelne Ämtli wie das Abwaschen des eigenen Geschirrs – wie man es aus grossen Familien kennt.
Wenn man mal 1.5 Stunden am Stück nicht arbeiten muss, ist das schon sehr viel Freizeit.
Das kommt nicht von ungefähr, denn für die vier Monate auf Tour wachsen die Mitarbeitenden im Zirkus zu einer temporären Familie zusammen. Nicht zuletzt, weil Freizeit ein rares Gut ist und man kaum Zeit dazu hat, die eigenen Freunde oder die Familie zu besuchen.
125 Vorstellungen – die Aufregung bleibt
Um mit der Aufregung vor den Auftritten umzugehen, hat jeder und jede andere Mittel. Diese sind nötig, bei über 100 Vorstellungen in dieser Zirkussaison. So werden Mittel gewählt, wie das manifestieren positiver Gedanken oder ganz profan: Man erzählt sich Witze.
Wenn mich etwas nervös macht, hilft mir positive Visualisierung. Ich stelle mir vor, dass alles gut laufen wird und was ich dafür tun muss.
In der Manege selbst weicht die Aufregung dann schnell dem Fokus und der Konzentration. Es helfe, dass man wegen dem Scheinwerferlicht nicht so viel sehe, verrät Milena Schwenkenberg, welche sich am Trapez in die Höhen hinaufschwingt. Wobei Schenkenberg beschwichtigt: Das Trapez sei ohnehin nicht so hoch – nur fünf Meter.
Unabhängig davon wieviel Arbeit vor oder hinter den Kulissen anfällt, Clown Adrien Borruat bringt auf den Punkt, um was es im Circus Monti geht: «Wir wollen den Menschen das Herz öffnen.»