2020 könne ein Hitzesommer werden, prophezeiten einzelne Experten bereits im April. Denn der diesjährige Frühling war tatsächlich sehr warm und trocken. Doch dann kamen Mai und Juni, und damit wechselhaftes, unauffälliges Wetter.
Der Juli 2020 sorgte bis jetzt kaum für Rekorde. Doch nun sind die heissen Tage da.
Kein Schnee an Weihnachten
Unsere Wahrnehmung von Hitze hat sich über die letzten 20 Jahre verändert. Während wir im Hitzesommer 2003 noch über die frühe Verfärbung der Bäume gestaunt haben, bewässerten wir im Hitzesommer 2018 schon wärmeliebende Jungbäume.
Zwischen den Generationen findet ein Wahrnehmungswandel statt. Meine Tochter rechnet nicht mehr mit weissen Weihnachten.
Den Bericht über den Hitzesommer 2018 ergänzte das Bundesamt für Umwelt BAFU erstmals mit dem Kapitel «Kommunikation, Medien und Wahrnehmung». Denn 2018 erreichte die Berichterstattung über Hitze und Trockenheit einen neuen Höhepunkt.
Die Hitze heizt die Berichterstattung an
Im Unterschied zu früheren Jahren flachte das Medieninteresse nach den Sommermonaten nicht wieder ab und blieb auch im Frühling 2019 hoch. Einerseits lag dies an der Klimathematik, die das Wahljahr 2019 prägte, andererseits an einer veränderten Wahrnehmung.
2018 kommen verstärkt erklärende Narrative vor, insbesondere der Klimawandel wird explizit genannt. 2003 und 2015 wurden eher beschreibend einzelne Phänomene auf einer symptomatischen Ebene diskutiert (u.a. Gletscherschmelze, Pegel in Stauseen).
Wenn das Land schwitzt, wenn sich Tropennächte aneinanderreihen, wenn die Badis überlaufen und auch der Wald kaum mehr Abkühlung bringt, dann fällt das auf. Die einen lieben es, die anderen hassen es. Im Gegensatz zur Hitze kommt die Trockenheit aber schleichend.
Wie hat sich der Umgang mit der Hitze verändert?
Versiegte Quellen im 2018
Dass das Wasserschloss Schweiz auszutrocknen droht, wird in der Öffentlichkeit nicht als realistisches Szenario gesehen. Noch nicht. Erst Waldbrände, Wassernot- und Wassertiefstand zeigen den betroffenen Regionen die hässliche Seite der Trockenheit. Sie sind weniger angenehm als die Hitze und weniger gut sichtbar als Hochwasser.
Im Oktober 2018 musste die Rheinschifffahrt wegen Wassermangels eingestellt werden. Für die Schweiz wirtschaftlich ein Problem. Doch die Leute fanden das warme, sonnige Wetter toll.
Über die Hitze im 2003 waren Öffentlichkeit und Experten noch erstaunt. Die schnell aufeinanderfolgenden Hitzesommer 2015 und 2018 zeigten uns dann, womit wir in Zukunft rechnen müssen.