Kaum ein festlicher Moment ist so berührend, wie das gemeinsame Anschneiden der Hochzeitstorte. Für viele Paare ist dieser Moment ein Symbol für Glück und Liebe. Während Hochzeitstorten heute regelrechte Kunstwerke sind und als mehrstöckige Tortenträume das Hochzeitsbuffet zieren, wurde im alten Rom ein Mandelkuchen über dem Brautpaar zerbröselt – als Glücksbringer.
Die Cakedesignerin Eliane Rohr weiss, wie die kreativere Form von Hochzeitstorten entstanden ist. In England zum Beispiel stapelte man kleine Gebäcke zu einem Turm. Das Paar sollte sich darüber küssen – ohne ihn umzustossen. Gelang dies, versprach man sich eine glückliche und wohlhabende Ehe.
Diese Tradition gilt als direkter Vorläufer der mehrstöckigen Hochzeitstorten, die später die Feste prägten. Schon früh wollte man Backwerk als Symbol inszenieren.
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Bild 1 von 9. Von der Torte zum essbaren Hochzeitskleid. Natasha Lee Fokas aus Thun gelang an der Hochzeitsmesse in Bern 2023 mit einem tragbaren «Tortenkleid» ein Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde. Bildquelle: André Maurer.
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Bild 2 von 9. Essbare Blüten auf dem Hochzeitskleid, statt auf der Torte. Bildquelle: Imago / Cover-Images.
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Bild 3 von 9. Geode sind von Kristallen umgebene Hohlräume, die im Vulkangestein entstehen und schon seit Jahrtausenden auf der Erde existieren. Neuerdings wachsen sie aber auch in Torten. Bildquelle: Getty Images / Vince Talotta.
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Bild 4 von 9. Diese Hochzeitstorte, die von Forschern und Köchen in Zusammenarbeit mit dem RoboFood-Projekt kreiert wurde, verfügt über tanzende essbare Roboterbären und Schokoladenbatterien, die die Kerzen antreiben. Bildquelle: Dukas / Actionpress.
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Bild 5 von 9. Die Hochzeitstorte der 21-jährigen Elizabeth und des 26-jährigen Philip am 20. November 1947 in der Londoner Westminster Abbey. 1953 wurde sie zur Königin gekrönt. Bildquelle: Getty Images / J.A. Hampton.
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Bild 6 von 9. Priscilla und Elvis Presley – ihre Hochzeit fand am 1. Mai 1967 in Las Vegas im Hotel Aladdin statt. Bildquelle: Getty Images / Bettmann.
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Bild 7 von 9. Die beiden wollen hoch hinaus: 16-stufige Hochzeitstorte 1982 bei einer irischen Hochzeit in Birmingham GB. Bildquelle: Getty Images / Mirrorpix.
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Bild 8 von 9. Die Märchenhochzeit von Fürst Albert und Fürstin Charlène am 1. Juli 2011. Bildquelle: Getty Images / Stephane Cardinale.
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Bild 9 von 9. Die achtstöckige Torte wurde für die Trauung von Prinz William und Kate am 29. April 2011 von der «Queen of Cakes», Fiona Cairns, kreiert. Sie und ihr Team haben damals während fünf Wochen daran gearbeitet. Bildquelle: Reuters / Lewis Whyld.
Die Ansprüche an eine Hochzeitstorte hätten sich in den letzten Jahren sehr stark verändert, sagt Eliane Rohr. Der Grund seien Pinterest, Instagram und Co. Die Leute posten ihre Torten und wollen dafür Bewunderung.
Wieder weniger Bling-Bling
Was das Äussere betrifft, gebe es einen Trend zurück zu klassischen Formen, sagt Rohr. «Retro-Dressiertechniken, die man in den 1950er- und 1960er-Jahren angewendet hat, leben wieder auf.» Das findet sie toll: «Das ist Handwerk pur.» Weniger Bling-Bling, weniger Kitsch, sagt die Cakedesignerin. Eine Hochzeitstorte müsse aber immer noch dreistöckig sein. Das sei der Wunsch der meisten Hochzeitspaare.
Unter den Cakedesignern ist das Kreieren von Hochzeitstorten klar die Königsdisziplin, sagt Eliane Rohr. «Bei Hochzeitstorten gibt es keine zweite Chance». Schiefgehen könne immer etwas, aber sie habe zum Glück ein tolles Team im Rücken. Zusammen seien sie in der Lage auch ein Missgeschick zu «wuppen». So, dass das Brautpaar nichts davon mitbekommt.
Ob ausgefallen, klassisch, romantisch oder minimalistisch – die Dekoration einer Hochzeitstorte spiegelt immer auch die Persönlichkeit des Brautpaares wider. Geschichten oder Erinnerungen sind auf einer Torte vereint.
Die verrückteste Hochzeitstorte, die Eliane Rohr je gemacht hat, sei eine gewesen, die kopfüber präsentiert wurde. Nicht nur die Produktion, auch die Auslieferung der Torte sei abenteuerlich gewesen. Auf dem Weg sei ein heftiges Gewitter mit Hagel aufgekommen. Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit haben die silbernen Zuckerperlen auf der Fahrt ihren Glanz verloren. Alle mussten mit der Pinzette ersetzt werden. Davon erfahren habe das Brautpaar erst ein Jahr später bei einer zufälligen Begegnung, sagt die Tortenfachfrau.
Ein Kunstwerk hat seinen Preis
2012 hat sich Eliane Rohr in Suhr als «Törtchenfee» selbständig gemacht. Mit unzähligen Torten haben sie und ihr Team Hochzeitspaare schon glücklich gemacht. Oft realisieren die Leute nicht, was für ein Aufwand in einer Torte steckt. Insbesondere bei den Hochzeitstorten gebe es eine grosse Diskrepanz zwischen dem, was man gerne hätte und dem, was man bereit ist, dafür auszugeben. Für eine Hochzeitstorte müsse man von 18 Franken aufwärts pro Person rechnen.
An einer einzigen Rose allein arbeitet Eliane Rohr dreiviertel Stunden. Eine Hochzeitstorte sei zwar ein vergängliches Produkt – dennoch habe der Aufwand den gleichen Wert wie die Stunde eines Handwerksbetriebs. In den Köpfen der Menschen sei das noch nicht richtig verankert.