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Jürg Jordi alias JJ Vom «Mamititti» zum erfolgreichen Mordermittler und Drogenfahnder

Sein Leben könnte ein Buch- oder Krimiplot sein: Jürg Jordi, der Abenteurer mit Ambitionen.

Jürg Jordi hat seinen gebürtigen Namen praktisch abgelegt. Besser bekannt ist er als «JJ». Sein Chef gab ihm den Namen, als er noch bei der Drogenfahndung tätig war. Das Kürzel setzte sich durch. Wenn jemand Jürg Jordi am Telefon verlangte, hiess es, der arbeitet nicht bei uns. Wer «JJ» verlangte, wurde durchgestellt, erzählt der ehemalige Polizeibeamte aus Wetzikon.

Mordermittler – nichts für Zartbesaitete

JJ hat in seinem Leben viele Tote gesehen, Mörder überführt und auf der ganzen Welt Vermisste gefunden. Er gehöre einem speziellen Völkchen an, sagt JJ. Man müsse Blut sehen können: «Wenn es einem zu fest ans Lebendige gehen würde, kann man den Job nicht machen». Und trotzdem gibt es Sachen, die selbst an ihm nicht spurlos vorbeigingen: tote Kinder.

Einen Ausgleich fand er beim Reiten. Gelernt hat er es mit 20 in Amerika, als er eine Saison auf einer Ranch als Cowboy arbeitete. «12 Stunden im Sattel – wenn man vorher nicht reiten konnte, ist das hartes Brot.» Dort konnte er sich die Sporen abverdienen.

Vom «Mami-Titti» zum Abenteuerer

Ein «Mami-Titti» sei er gewesen – der Sohn einer Damenschneiderin und eines Buchhalters. «Ich bin erst gereift, als ich die Brücken abgebrochen habe und zweieinhalb Jahre in der Weltgeschichte herumgereist bin.» Seine Reisen führten ihn von Amerika nach Alaska, wo er in einer Blockhütte bei einem Goldgräber unterkam. Über seinem Bett waren Goldnuggets in Einmachgläser aufgereiht. Infolge des Gewichts waren die Bretter durchgebogen, erzählt JJ: «Ich dachte, das wäre ein schrecklicher Tod, wenn ich nachts von diesen Goldnuggets erschlagen würde.»

Kaiman erlegt und gegessen

Nächste Station war Südamerika: Dort hat JJ einen deutschen Geografen kennengelernt. Beide teilten den Wunsch, mit einem Einbaum den Amazonas herunterzufahren. Im Dreieck Kolumbien, Ecuador und Peru, konnten sie günstig einen erstehen. Doch der Umgang damit war schwierig. «Wir sind anfangs x-Mal gekentert», erinnert sich JJ. Das Gepäck in der Mitte des Einbaums festgezurrt, haben sie Fluss um Fluss hinter sich gebracht, bis sie am Aguarico in einem Dorf landeten. Dort hiess es: «Im Nebenfluss gibt es ‹mucho caimánes›.»

Kaiman.
Legende: Das Fleisch der krokodilähnlichen Kaimane (spanisch: Caimánes) sei nicht schlecht gewesen, sagt Jürg Jordi: «Das Fleisch ist glasig – etwas zwischen Fisch und Poulet. depositphotos

Mit der Schrotflinte machten sich die Abenteurer nachts auf, um für die Indigenen ein paar Kaimane zu erlegen. Die Ausbeute: zwei kleinere und einen grossen. Den Grossen hätten sie den Fischen verfüttert und die Kleinen selber gegessen.

Ermitteln in aller Welt

Nach Südamerika verschlug es JJ später beruflich wieder. In Ecuador flog ein Schweizer Drogenkurierpaar auf und sass im Gefängnis. Ein Bursche und ein Mädchen, das noch minderjährig war. Die beiden wurden verurteilt, weil sie mit mehreren Kilogramm Kokain erwischt wurden. Die junge Frau wurde zu 20 Jahren und der Junge zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt. Was die Schweiz nicht geschafft hat, ist JJ gelungen. Dank Beziehungen zu einem Agenten der Drug Enforcement Administration (DEA) konnten sie die Minderjährige in Ecuador abholen.

Chronik einer Ermittlung: Aufseherin verhilft Häftling zur Flucht

Bei dieser Gelegenheit hätten sie den Burschen im Gefängnis befragt. Wirklich unmenschlich sei es da gewesen, sagt JJ. Eine Zelle wie im Mittelalter – viereinhalb Quadratmeter klein. Es sei so heiss gewesen, dass ihm beim Schreiben der Schweiss in die Tastatur gelaufen sei. «Man hat Schreie gehört», sagt JJ und die gingen durch Mark und Bein. «Das waren keine Schreie, wie wenn man jemandem auf die Füsse steht». So etwas lässt auch einen hartgesottenen Ermittler nicht kalt.

Der Mordermittler im Unruhestand

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Als der ehemalige Mordermittler Jürg Jordi pensioniert wurde, wusste er: Stillsitzen ist nicht sein Ding. Deshalb gründete er das Ermittlungsbüro «JJ Investigation, Beratung/Ermittlung», das auf vermisste Personen im Ausland spezialisiert ist. Vermisstenfälle reichen von bewusst untergetauchten Personen bis zu Gewaltverbrechen.

Radio SRF 1, Persönlich, 22.6.2025, 10:00 Uhr

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