Jürg Jordi hat seinen gebürtigen Namen praktisch abgelegt. Besser bekannt ist er als «JJ». Sein Chef gab ihm den Namen, als er noch bei der Drogenfahndung tätig war. Das Kürzel setzte sich durch. Wenn jemand Jürg Jordi am Telefon verlangte, hiess es, der arbeitet nicht bei uns. Wer «JJ» verlangte, wurde durchgestellt, erzählt der ehemalige Polizeibeamte aus Wetzikon.
Mordermittler – nichts für Zartbesaitete
JJ hat in seinem Leben viele Tote gesehen, Mörder überführt und auf der ganzen Welt Vermisste gefunden. Er gehöre einem speziellen Völkchen an, sagt JJ. Man müsse Blut sehen können: «Wenn es einem zu fest ans Lebendige gehen würde, kann man den Job nicht machen». Und trotzdem gibt es Sachen, die selbst an ihm nicht spurlos vorbeigingen: tote Kinder.
-
Bild 1 von 7. JJ auf seinem Pferd Amon-Re beim Ropen (Lassowerfen). Mit 20 hat JJ auf einer Farm in Amerika reiten gelernt. Bildquelle: zVg Jürg Jordi.
-
Bild 2 von 7. Jürg Jordi hat das Cowboy Handwerk in jungen Jahren in den USA gelernt. Später hat er zusammen mit seiner Frau Cattle Drive Reisen nach Montana organisiert. Bildquelle: zVg Jürg Jordi.
-
Bild 3 von 7. Erinnerung an vergangene Zeiten: Diese Kaiman-Haut liess JJ einst seinen Eltern zukommen, die an der stinkenden Post wenig Freude hatten. Heute hängt sie präpariert bei JJ zu Hause an der Wand. Bildquelle: zVg Jürg Jordi.
-
Bild 4 von 7. JJ mit einem Ermittler-Team in Resende, Brasilien 2017, während der Aufklärung eines Mordes. Bildquelle: zVg Jürg Jordi.
-
Bild 5 von 7. Die Ermittler Jürg Jordi (l.) und Peter Hoff in Indien. Sie mussten den Fall einer Schweizerin aufklären, die ihren Mann in Indien «entsorgt» hat. Bildquelle: zVg Jürg Jordi.
-
Bild 6 von 7. Reisen ist nach wie vor JJs Passion. Auf einem seiner letzten Trips war er in Argentinien. Im Mai 2026 ist wieder ein Aufenthalt auf der Ranch in Montana geplant. Bildquelle: zVg Jürg Jordi.
-
Bild 7 von 7. Heute hat JJ ein Ermittlungsbüro und sucht nach Vermissten im Ausland. Bildquelle: SRF.
Einen Ausgleich fand er beim Reiten. Gelernt hat er es mit 20 in Amerika, als er eine Saison auf einer Ranch als Cowboy arbeitete. «12 Stunden im Sattel – wenn man vorher nicht reiten konnte, ist das hartes Brot.» Dort konnte er sich die Sporen abverdienen.
Vom «Mami-Titti» zum Abenteuerer
Ein «Mami-Titti» sei er gewesen – der Sohn einer Damenschneiderin und eines Buchhalters. «Ich bin erst gereift, als ich die Brücken abgebrochen habe und zweieinhalb Jahre in der Weltgeschichte herumgereist bin.» Seine Reisen führten ihn von Amerika nach Alaska, wo er in einer Blockhütte bei einem Goldgräber unterkam. Über seinem Bett waren Goldnuggets in Einmachgläser aufgereiht. Infolge des Gewichts waren die Bretter durchgebogen, erzählt JJ: «Ich dachte, das wäre ein schrecklicher Tod, wenn ich nachts von diesen Goldnuggets erschlagen würde.»
Kaiman erlegt und gegessen
Nächste Station war Südamerika: Dort hat JJ einen deutschen Geografen kennengelernt. Beide teilten den Wunsch, mit einem Einbaum den Amazonas herunterzufahren. Im Dreieck Kolumbien, Ecuador und Peru, konnten sie günstig einen erstehen. Doch der Umgang damit war schwierig. «Wir sind anfangs x-Mal gekentert», erinnert sich JJ. Das Gepäck in der Mitte des Einbaums festgezurrt, haben sie Fluss um Fluss hinter sich gebracht, bis sie am Aguarico in einem Dorf landeten. Dort hiess es: «Im Nebenfluss gibt es ‹mucho caimánes›.»
Mit der Schrotflinte machten sich die Abenteurer nachts auf, um für die Indigenen ein paar Kaimane zu erlegen. Die Ausbeute: zwei kleinere und einen grossen. Den Grossen hätten sie den Fischen verfüttert und die Kleinen selber gegessen.
Ermitteln in aller Welt
Nach Südamerika verschlug es JJ später beruflich wieder. In Ecuador flog ein Schweizer Drogenkurierpaar auf und sass im Gefängnis. Ein Bursche und ein Mädchen, das noch minderjährig war. Die beiden wurden verurteilt, weil sie mit mehreren Kilogramm Kokain erwischt wurden. Die junge Frau wurde zu 20 Jahren und der Junge zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt. Was die Schweiz nicht geschafft hat, ist JJ gelungen. Dank Beziehungen zu einem Agenten der Drug Enforcement Administration (DEA) konnten sie die Minderjährige in Ecuador abholen.
Chronik einer Ermittlung: Aufseherin verhilft Häftling zur Flucht
-
Bild 1 von 8. Jürg Jordi hat auch die Ermittlungen im Fall der Gefängniswärterin Angela Magdici und dem Ausbrecher Hassan Kiko geführt. Bildquelle: SRF Screen.
-
Bild 2 von 8. In diesem Wohnhaus mit 38 Wohnungen vermutete man das flüchtige Paar. Bildquelle: SRF Screen.
-
Bild 3 von 8. Der Zugriff der Anti-Terroreinheit erfolgte nachts. Bildquelle: SRF Screen.
-
Bild 4 von 8. Verhaftung durch List. In Feuerwehr-Uniformen konnten die Fahnder die Gefängniswärterin Angela Magdici und den Ausbrecher Hassan Kiko im März 2016 in Italien festnehmen. Bildquelle: zVg Jürg Jordi.
-
Bild 5 von 8. Die Wohnungstüre von Hassan Kiko und Angela Magdici im 7. Stock eines Wohnhauses wurden von einer Anti-Terroreinheit aufgebrochen. Bildquelle: zVg Jürg Jordi.
-
Bild 6 von 8. Das flüchtige Paar konnte verhaftet werden. Bildquelle: SRF Screen.
-
Bild 7 von 8. Jürg Jordi freut sich, wenn Ermittlungen erfolgreich waren und zur Verhaftung von Tätern führen. Bildquelle: zVg Jürg Jordi.
-
Bild 8 von 8. Hassan Kiko (l.), und Angela Magdici (r.) 2017 vor dem Bezirksgericht in Dietikon. Kiko hat die Gefängnisaufseherin mehrmals darum gebeten, ihm zur Flucht zu verhelfen. Am 8. Februar 2016 hatte die Aufseherin im Gefängnis Limmattal den Türalarm der Zelle deaktiviert. Minuten später verliess sie das Gebäude zusammen mit Hassan Kiko. Bildquelle: Keystone/Linda Grädel.
Bei dieser Gelegenheit hätten sie den Burschen im Gefängnis befragt. Wirklich unmenschlich sei es da gewesen, sagt JJ. Eine Zelle wie im Mittelalter – viereinhalb Quadratmeter klein. Es sei so heiss gewesen, dass ihm beim Schreiben der Schweiss in die Tastatur gelaufen sei. «Man hat Schreie gehört», sagt JJ und die gingen durch Mark und Bein. «Das waren keine Schreie, wie wenn man jemandem auf die Füsse steht». So etwas lässt auch einen hartgesottenen Ermittler nicht kalt.