Ob in einer Partnerschaft oder in der Erziehung von Kindern – das Wort «aber» fällt oft. Doch nicht alle sind sich bewusst, wie störend die vier Buchstaben sind. Gespräche seien viel geschmeidiger und sind mit weniger Konfrontation belastet, wenn das Wort «aber» nicht verwendet wird, sagt die Psychologin Sandra Figlioli. Das Wort sei per se ein unschönes Wort und komme in guter Literatur kaum vor. Sie habe den Eindruck, dass «aber» im Schweizerdeutsch öfter verwendet wird als in Hochdeutsch.
Das Wort 'aber' macht den ersten Satzteil kaputt.
«Aber» ist eine Konjunktion und hat die Funktion, zwei Satzteile zu verbinden. Nur mache das «aber» den ersten Satzteil kaputt, so Figlioli. Sie möchte eine Gleichwertigkeit der beiden Sätze. Als Beispiel führt sie an, wenn das Kind hinausgehen möchte, um zu spielen. Man ruft ihm zu: «Du kannst schon noch raus, aber um 18 Uhr essen wir.» Besser wäre: «Du kannst noch raus und um 18 Uhr gibt es Nachtessen.» Das klinge geschmeidiger und das Kind könne die Botschaft ohne «aber» auch besser annehmen.
Die Frage, ob das Wort «aber» aus dem Wortschatz gestrichen werden sollte, um nachhaltiger und besser zu kommunizieren, hat das SRF 1-Publikum aufgerüttelt. Erfahrungen damit, wollen mit dem Moderator geteilt werden.
Jedes 'aber', das ich in einem Gespräch mit meinem Gegenüber anwende, ist wie eine Ohrfeige, die ich ihm oder ihr gebe.
Die zahlreichen Rückmeldungen aus der Hörerschaft zeigen, dass es Lösungen gibt, ohne das Wort «aber» auszukommen. Man könne die Sätze trennen. Heute war ein schöner Tag. Jetzt mache ich mich an die Arbeit.
Entschuldigen ohne «wenn und aber»
Heikel ist eine Entschuldigung, auf die ein «Aber» folgt. Das sei nicht aufrichtig und verfehle die Wirkung beim Gegenüber, weiss die SRF 1-Hörerin Marlies Rusterholz aus Zürich zu berichten. Als Germanistin sei es ihr wichtig, das Wort im richtigen Zusammenhang und der richtigen Wirkung zu verwenden.
Eine «Aber-Hupe» zur Sensibilisierung
Karin Mäder aus Rüti (ZH) ist Schulleiterin und hat festgestellt, dass es wenig konstruktiv sei, wenn jemand an einer Schulkonferenz ein Votum abgibt und der Nächste mit «ja, aber» antworte. Sie hätten dann nach Lösungen gesucht und da sei jemand auf die Idee einer «Aber-Hupe» gekommen. Seit eine solche Hupe an den Sitzungen zum Einsatz komme, passiere es nicht mehr oft, dass eine Konversation durch einen Hup-Ton unterbrochen werden müsse.
Das Votum von SRF 1-Hörer Arman Gertsch aus Frauenkappelen (BE) zeigt, wie unwirksam Komplimente sind, die mit einem «aber» verknüpft sind. Als er vor vielen Jahren seinem kleinen Sohn das Skifahren beigebracht hat, habe er zu ihm gesagt: «Du hast es gut gemacht.» Der Sohn schaut ihn an und fragt: «Aber?»