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Künstliche Intelligenz So verändert Googles KI-Modus die Internetsuche

Wer heute etwas googelt, sieht noch vor den Links eine fertige Antwort der künstlichen Intelligenz. Seit rund einem halben Jahr liefert Google bei vielen Suchanfragen automatisch eine kurze KI-Zusammenfassung. Nun geht der Konzern noch weiter: Mit dem neuen KI-Modus lassen sich nur noch generierte Antworten anzeigen – ganz ohne externe Webseiten. SRF-Digitalredaktorin Tanja Eder erklärt, was das für uns alle bedeutet.

Tanja Eder

Digitalredaktorin bei SRF

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Tanja Eder hat Politik- und Wirtschaftswissenschaften in Zürich und Genf studiert und ist seit 2022 Teil der SRF-Digitalredaktion. Ihre Spezialgebiete sind die ökonomischen, geopolitischen und sozialen Dimensionen der Digitalisierung, die Cybersecurity und Games.  

 

Warum setzt Google auf KI?

Google will verhindern, dass Nutzende zu Konkurrenz-Chatbots wie ChatGPT abwandern. In den USA fragen bereits fast zehn Prozent der Menschen lieber ChatGPT als Google. Mit eigenen KI-Antworten versucht Google, die Menschen im eigenen Ökosystem zu halten.

Wie funktioniert der neue KI-Modus?

Nach einer Eingabe ins Google-Suchfeld erscheint die klassische Linkliste. Neu kann man auf einen Knopf klicken und in den KI-Modus wechseln. Dort zeigt Google nur noch die Antworten der künstlichen Intelligenz an, ohne Links. Die Funktion wird derzeit schrittweise eingeführt und dürfte in den nächsten Tagen bei den ersten Schweizer Nutzerinnen und Nutzern erscheinen.

Wie sehen die KI-Antworten aus?

Die KI-Antworten sind strukturierter und interaktiver. Sie können Tabellen oder Übersichten erstellen, etwa zu Kochideen. Die Suche wird flexibler: Man kann per Sprache suchen oder ein Foto hochladen und fragen, was man mit einem bestimmten Gemüse kochen kann.

Gemini in Chrome

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Google bereitet bereits den nächsten Schritt seiner KI-Offensive vor: Sein Chatbot «Gemini» soll in den Chrome-Browser eingebaut werden. Von da hätte er Zugriff auf das Internet und könnte zum Beispiel den Inhalt einer geöffneten Webseite zusammenfassen oder Fragen dazu beantworten. Der Chatbot kann auch mit der Webseite interagieren (scrollen und klicken) und so zum Beispiel nach Winterschuhen suchen und auch gleich in den Einkaufswagen legen.

Die Funktion wird derzeit in den USA ausgerollt.

Wie überzeugend ist das Google-KI-Modell?

Die Antworten wirken überzeugend, sind aber nicht immer korrekt. Die KI erzählt vieles mit grosser Zuversicht, aber manchmal ist es schlicht falsch. In der klassischen Suche kann man Quellen vergleichen, der KI-Modus liefert nur noch eine vermeintlich richtige Antwort. Dadurch sinkt die Transparenz: Fehler bleiben oft unbemerkt, weil man die Quellen nicht mehr prüft.

Müssen Medienhäuser um ihre Existenz bangen?

Viele Nachrichtenportale finanzieren sich über Werbung, die nur bezahlt wird, wenn Menschen die Seite besuchen. Wenn Google die Antwort selbst liefert, entfällt dieser Klick. Erste US-Webseiten berichten von Verlusten zwischen 20 und 70 Prozent. Langfristig droht, dass unabhängige Inhalte weniger werden, weil sich ihre Produktion nicht mehr lohnt.

Ist das ein Wendepunkt für das Internet?

Ob das nur eine technische Erweiterung bleibt oder ein Wendepunkt in der Geschichte der Internetsuche, zeigt sich erst, wenn wir sehen, wie viele Menschen umsteigen. Wird der KI-Modus breit genutzt, könnte das unser Suchverhalten langfristig verändern: weg von der Suchmaschine zur «Antwortmaschine».

Kontrolle statt Offenheit?

Ganz ausschliessen lässt sich nicht, dass Google irgendwann auf die Linkliste verzichtet. Plattformen wie Google oder ChatGPT wollen Nutzende möglichst lange auf ihrer Seite halten. Je weniger man auf externe Quellen klickt, desto stärker kontrollieren sie, was sichtbar ist und wie sie damit Geld verdienen.

Radio SRF 1, 13.10.2025, 07:10 Uhr

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