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«Leben vor 500 Jahren» Lernen Sie die Pilger kennen

Ralph Wicki und vier Radio SRF 1-Hörerinnen und -Hörer pilgern zwei Wochen wie im Mittelalter. In zwölf Tagen führt der Weg von Basel nach Freiburg. Hier lernen Sie die fünf Pilger kennen.

Der Geduldige – Ralph Wicki (55), «Nachtclub»-Moderator

Ralph Wicki hat einen gesunden Respekt vor dem Pilgerabenteuer. «25 bis 30 Kilometer jeden Tag, das ist wirklich eine Herausforderung für mich», sagt der Moderator. Ausserdem trinkt Ralph Wicki kein Wasser. Aber auf die modernen Süssgetränke muss er während der Reise ins Mittelalter verzichten.

Auf Ralph Wicki warten noch andere Herausforderungen. Der Nachtmensch zieht sich gerne mal zurück.

Zwei Wochen ohne Handy ist für mich ein Challenge, aber auch eine gute Übung.

Ab dem 24. Juli wird er für zwölf Tage rund um die Uhr von seinen Mitpilgern umgeben sein. Am meisten Sorgen bereitet Ralph Wicki aber der Verzicht auf die mobile Kommunikation.

Ralph Wicki

Die Vermittlerin – Andrea Reber (36), Bern

Andrea Reber liebt die Natur und wandert gerne. Am Pilger-Experiment reizt sie, zwölf Tage mit Leuten unterwegs zu sein, die sie nicht kennt. Und sie wolle erfahren, wie sich eine Pilgerreise im Jahr 1517 abgespielt haben könnte. Während der Reise übernachten die Pilger in Klöstern, Pilgerstätten oder in der freien Natur. In ihrem Wanderbeutel haben sie nur das Nötigste dabei.

Zwei Wochen in den gleichen Klamotten – daran werde ich wohl am meisten zu beissen haben.

Auf ihren Morgenkaffee verzichtet Andrea Reber nur ungern, denn ohne diesen würde sie unangenehm. Ein Tipp für ihre Pilgerkollegen: «Wenn ich schlechte Laune habe, muss man mich einfach in Ruhe lassen.»

Andrea Reber

Die Kräuterfrau – Marie-Therese Zgraggen (63), Altdorf (UR)

Sie sei neugierig und gespannt, wie das Experiment ausgehe, sagt die ehemalige Krankenpflegerin Marie-Therese Zgraggen.

Ich bin gespannt, wie ich als Einzelperson und wie wir als Gruppe mit den Strapazen umgehen werden.

«Leben vor 500 Jahren»

Das mittelalterliche Schuhwerk, die Hitze und die Kälte würden ihr wohl die grössten Schwierigkeiten bereiten, blickt die 63-Jährige voraus. Und wenn sie sich je nach Gruppenverhalten zurücknehmen müsse, sei das auch nicht einfach für sie.

Gut, dass sich Marie-Therese Zgraggen mit Kräutern, Wetter und Wolken auskennt. Diese Kenntnisse könnten auf der Pilgerreise noch von Nutzen sein. Die Frührentnerin sammelt leidenschaftlich gerne Kräuter und macht daraus Salben, Tinkturen, Tee und Likör.

Marie-Therese Zgraggen bewegt sich gerne auf unbekannten Wegen. Pilgern sei eine wunderbare Sache, um Gedanken zu ordnen.

Ich wünsche mir auch ruhige Momente, sonst muss ich austreten.

Marie-Therese Zgraggen

Der Handwerker – Noël Emmenegger (24), Hettenschwil (AG)

Noël Emmenegger ist der jüngste in der Pilger-Gruppe. Am meisten freut er sich aufs Zusammensitzen am Lagerfeuer nach den Tagesetappen. Nach der Anprobe seiner mittelalterlichen Kluft sieht der Aargauer in der Kleidung die grösste Herausforderung:

Ich weiss nicht, ob sich meine Füsse mit den Sandalen vertragen werden.

In der Freizeit geht der glernte Schreiner Noël Emmenegger gerne joggen. Er macht Musik und ist in verschiedenen Vereinen aktiv.

Der Helfer – Frowin Bachmann (52), Rom

Frowin Bachmann stand 30 Jahre lang im Dienst der Schweizergarde in Rom. 2016 trat der dreifache Familienvater in den Ruhestand. Mit Velofahren, Laufen, Wandern, Skifahren und Snowborden hält er seinen Körper fit. Mit Religion seinen Geist.

Für mich ist das Pilgern mit dem Glauben verbunden. Unser ganzes Leben ist ein Pilgerweg.

Der ehemalige Papst-Diener freut sich auf eine neue Erfahrung. Der Reiz der Pilgerreise sei auch, einmal auf Vieles zu verzichten. Am meisten vermissen werde er seine Frau und die Kinder.

Obschon er als Schweizergardist uniformerprobt sei, habe er Respekt vor der mittelalterlichen Ausrüstung: «Das Anziehen braucht etwas Phantasie und Fingerspitzengefühl.»

Frowin Bachmann will auf der Pilgerreise sich selber besser kennenlernen – und auch mal auf die Zähne beissen, wenn es sein muss.

In schwierigen Situationen, wenn es wirklich darauf ankommt, hat der Mensch viel Reserve.

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