Radiohörer lachen seit Generationen, wenn der Konstanzer Karl Steuer meint: «Ich gehe durch die Worbstrasse, dann treff ich auf Worb. Köpfchen!» – und der Berner Ernst Mischler entgegnet: «Nei! Da treffen Sie auf Gümligen. Köpfchen!»
Vorlage war eine deutsche Nummer
«Dr schnäuscht Wäg nach Worb» wurde am 26. März 1954 im Radiostudio Bern aufgenommen. Ernst Mischler und Karl Steuer waren Teil eines «Bunten Abends» im Radiostudio Bern. Sie erhielten jedoch Manuskripte, welche ihnen zu flau schienen. Also schrieben sie eine bereits bestehende Nummer aus Deutschland um.
Ziel war es, das Berner Publikum mit möglichst vielen Pointen aus der Region zum Lachen zu bringen. Mit viel Herzblut und Improvisation gelang den beiden so ein Stück Schweizer Kabarettgeschichte.
Ein Lehrer und ein Orthopäde spannen zusammen
Ernst Mischler wurde 1906 in Schönentannen bei Schwarzenburg (BE) geboren. Der vollamtliche Lehrer spielte leidenschaftlich gern Theater und gehörte dem Hörspiel-Team des Radiostudios Bern an. Er starb 1991 im Alter von 85 Jahren.
Karl Steuer kam 1909 im deutschen Konstanz auf die Welt. Neben seiner Arbeit im elterlichen Orthopädiegeschäft spielte er mit Begeisterung Theater. Seine Freunde bezeichnen ihn noch heute als Galionsfigur der Fasnachts- und Variétészene rund um den Bodensee.
Nach dem Krieg zog es Steuer vermehrt für Produktionen in die Schweiz, wo er Ernst Mischler kennen lernte. Die beiden standen regelmässig zusammen auf der Bühne. Karl Steuer starb im Jahr 1969.
Sketch beinahe gelöscht
Niemand ahnte, welchen Status diese Kabarettnummer einst erreichen würde. Im Gegenteil: Der Sketch geriet vorerst einmal in Vergessenheit und wäre beinahe gelöscht worden. Um Material zu sparen, wurden in den 1970er-Jahren die Tonbänder alter Aufnahmen von Radio DRS regelmässig überspielt.
Dem Radiomann Georges Pilloud ist es zu verdanken, dass er 1974 die Kabarettnummer für seine Sendung «Gestern Hit, heute Evergreen» rettete. So erlangte «Dr schnäuscht Wäg nach Worb» erneut Popularität und fand wieder den Weg ins Radioprogramm. Der Sketch machte nicht nur Steuer und Mischler populär. Dank ihm wurde auch das «Blaue Bähnli» schweizweit bekannt.