Mauritz von Sury aus Reinach (BL) legte 2019 seinen Eid als Schweizer Gardist ab und stand dreieinhalb Jahre im Dienst des Papstes und des Vatikans. Aktuell ist er in Rom und hilft er bei den Vorbereitungen für die Vereidigung der neuen Schweizer Gardisten.
SRF: Heute werden im Vatikan 34 neue Gardisten vereidigt. Ein grosser Moment für die jungen Männer. Was haben Sie für Erinnerungen an diesen Akt?
Mauritz von Sury: Ich hatte einen Tunnelblick, denn man ist sehr nervös, als junger Gardist vor seiner ganzen Familie, seinen Freunden und dem Vatikan stehen und schwören zu dürfen. Gleichzeitig war es ein unglaublich schöner Moment. Wir schwören den Schwur seit 500 Jahren. Es ist eine Tradition, die wir sehr gern aufrechterhalten. Wir sind die älteste Armee. Es macht einen stolz zu wissen, dass wir das als Schweizer machen dürfen.
Schwören, im Ernstfall für den Papst sein Leben zu lassen, klingt für viele Menschen heftig. Schluckt auch ein Gardist bei dieser Passage leer?
Als Polizist oder Soldat der Schweizer Armee setzt man sich auch für andere Menschen ein. Das ist das Gleiche. Es ist ein Job. Wir haben die grosse Ehre, den Heiligen Vater als Schweizer zu beschützen. Man beschützt nicht nur eine Person, man beschützt auch die Institution dahinter. Was wichtig ist zu wissen: Wenn man den Papst kennt, dann ist es anders. Man hat einen persönlichen Bezug zu ihm. Das vertieft die Verbindung. Natürlich ist es ein schwieriger Gedanke, sein Leben zu opfern. Aber man ist sich bewusst, dass man als Personenschützer, als Leibwächter des Heiligen Vaters arbeitet. Es ist kein Schock, weil wir das freiwillig machen.
Sie haben den Papst während Ihres Dienstes im Vatikan selbst getroffen. Was war das für ein Moment?
Als ich ihn das allererste Mal treffen konnte, war ich extrem nervös.
Oh, oh, ich lerne den heiligen Vater kennen.
Dann lernt man ihn kennen und es ist eine unglaubliche Erfahrung. Er ist ein sehr lieber Mann, mir kommt er vor, wie ein Grossvater. Er nimmt sich immer Zeit und kümmert sich um die Leute. Er arbeitet extrem viel und er ist immer auf Reisen – er trifft andere Leute und Delegationen, Präsidenten, Botschafter. Aber er nimmt sich immer Zeit, kurz Hallo zu sagen und zu fragen, wie es einem geht. Er hat eine Ausstrahlung, bei der man sich immer herzlich willkommen fühlt.
Die Schweizer Gardisten bewachen den Papst im Vatikan in seiner Residenz, sie bewachen die Eingänge der Vatikanstadt. Sie machen Zutrittskontrollen. Von aussen klingt dies etwas monoton, um nicht zu sagen langweilig?
Ein Wachdienst kann nicht immer attraktiv sein. Ich glaube, jeder Job hat seine langweiligen Seiten. Was der Vorteil bei uns ist. Man kann in dieser Zeit etwas machen. Wenn man beispielsweise an einem ruhigen Ort im Palast ist, hat man Zeit, sich hinzusetzen und kann ein Buch lesen. Ich war dreieinhalb Jahre im Dienst und habe die Zeit genutzt, um viele Geschichtsbücher und Liturgien zu lesen. Gleichzeitig ist es ein wunderschöner Palast. Man muss die Zeit nutzen und etwas Intelligentes daraus machen – sich weiterbilden.
Das Gespräch führte Michael Brunner.