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Medialer Tausendsassa Matthias Ackeret und sein Drang, den Grossen nah zu sein

Dort, wo Geschichte geschrieben wird, zieht es Matthias Ackeret hin. Nur der frühe Freitagmorgen gehört Christoph Blocher.

Das Branchenblatt «Schweizer Journalist» bezeichnete ihn neulich als mediales Schweizer Sackmesser – Matthias Ackeret ist Journalist, Chefredaktor und Verleger des Onlinebranchenmagazins «Persönlich», Roman- und Sachbuchautor, Podcast-Co-Host und Teleblocher-Videoblogger.

Wenn man keine Familie und Kinder hat, hat man einfach ein bisschen mehr gemacht.
Autor: Matthias Ackeret Journalist, Verleger und Autor

Bei so vielen Tätigkeiten bleibt keine Zeit für eine Familie. Der 61-jährige Schaffhauser gibt sich zufrieden mit vier Patenkindern und meint: «Wenn man keine Familie und Kinder hat, hat man einfach ein bisschen mehr gemacht.»

Seit fast 18 Jahren trifft er Alt-Bundesrat Christoph Blocher jeden Freitagmorgen um 7 Uhr in dessen Herrliberger Domizil zum Kaffee und Gespräch. Das Format «Teleblocher» schlug nach der Erstausstrahlung 2007 in der Schweiz hohe Wellen.

Überall waren wir der Aufmacher und ich war plötzlich toxisch.
Autor: Matthias Ackeret Journalist, Verleger und Autor

Die Idee zu diesem Format habe einer seiner Ziehväter, Norbert Neininger, ehemaliger Verleger der Schaffhauser Nachrichten gehabt, sagt Ackeret. Gespräche mit Christoph Blocher filmen und auf Youtube veröffentlichen, war der Plan. Das war 2007 – in einer Zeit, in der die Stimmung aufgepeitscht und Christoph Blocher in den Medien omnipräsent war, resümiert Matthias Ackeret. Die Reaktionen nach der ersten Sendung blieben nicht aus.

«Überall waren wir der Aufmacher und ich war plötzlich toxisch». Niemand habe mehr mit ihm gesprochen. «Wie kannst du nur deine Seele verkaufen?», hiess es. Das habe ihn belastet. Unterstützung kam von Christoph Blocher: Nicht aufhören, durchhalten. Ackeret hielt durch – bis heute. 937 Gespräche hat er in 18 Jahren mit Blocher geführt. Das Format habe sich etabliert – «Teleblocher» sei der älteste Videoblog im Internet, sagt Ackeret.

Seine Medienfaszination geht weit zurück: Mit elf gewann Matthias Ackeret bei Radio-Beromünster einen Limerick-Wettbewerb und erhielt 20 Franken vom Schweizer Radio. Aufgrund der Reaktionen habe er gemerkt – wenn du im Radio bist, dann bist du berühmt. «Das war ein ganz wichtiger Aha-Moment in meinem Leben», so Ackeret.

Vom Limerick-Gewinner zum Radiopirat

Als Roger Schawinski 1979 «Radio 24» aus der Taufe hob und aus Norditalien illegal in die Schweiz sendete, fand auch Matthias Ackeret Gefallen an der Idee vom eigenen Piratenradio. «Den Sender konnten wir für 20 Franken in Norwegen bestellen». Kurz darauf ging er mit seinen Kollegen und «Tutti Frutti» onair. Der Spass dauerte nur drei Wochen, bis die PTT in einer Nachtaktion den Sender am Kohlfirst aushob.

Drei vermummte Männer mit Sonnenbrille vor einer Gedenktafel für den Piratensender Tutti Frutti.
Legende: Matthias Ackeret hat mit seinen Kollegen am Kohlfirst eine Gedenktafel montiert. Sie erinnert heute noch an die Piratenradio-Episode. zVg Matthias Ackeret

Ogi und Gorbatschow – die Türöffner

Der gute Draht zu namhaften Persönlichkeiten erwies sich für Ackeret auch als Türöffner. Der Gorbatschow-Fan erhielt von Alt-Bundesrat Adolf Ogi eine Einladung ins Bundeshaus, um am Empfang des früheren sowjetischen Staatspräsidenten dabeizusein. Ackeret, der immer eine kleine Pentax-Kamera mit sich trug, fragte einen Kollegen, ob er nicht ein Foto machen könne, wenn Gorbatschow herauskommt. Er würde sich dann neben ihn drängen.

Michaeil Gorbatschow und Matthias Ackeret .
Legende: Michail Sergejewitsch Gorbatschow, Staatspräsident der Sowjetunion (1990 – 1991), zusammen mit Matthias Ackeret. zVg Matthias Ackeret

So entstand ein Bild, das für seine weitere journalistische Tätigkeit von Bedeutung war. Matthias Ackeret wurde Bundeshauskorrespondent für den ehemaligen SRG-TV-Sender SPlus.

Matthias Ackeret der Schreiberling

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Der Schaffhauser Mediensassa schreibt auch Sachbücher und Romane. In seinem letzten Werk liess er sich vom Fall René Benko inspirieren. Der Unternehmer hat mit seinen Insolvenzen Geschichte geschrieben.

In Matthias Ackerets Werk «Der Magier von Hiva Oa» heisst der Protagonist Remo Blanko.

«Der Anwalt von René Benko hat mich gebeten, ihm ein Buch zu schicken, das er seinem Mandanten ins Gefängnis bringen kann.», sagt Ackeret. Seither schreibe er ihm wöchentlich, um zu fragen, ob das Buch angekommen sei. Eine Antwort habe er bis heute keine bekommen.

Matthias Ackeret ist gerne dort, wo Geschichte geschrieben wird. Von den heutigen Newsrooms hält er nicht viel. Da sitzen die Journalisten drinnen – während das wahre Leben draussen stattfindet. Hinzugehen und zu schauen, was wirklich passiert, das habe ihn immer fasziniert.

Radio SRF 1, 17.08.2025, 10:00 Uhr ; 

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