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Mehr Strom aus Wasserkraft Mehr grosse Stauseen für die Schweiz?

Warum Wasser ungenutzt den Bach runter lassen, wenn man es stauen kann? Respektive noch besser stauen könnte als bis anhin? 15 Stauseeprojekte wolle man genauer prüfen. Darauf hatte man sich am Runden Tisch «Wasserkraft» unter Alt-Bundesrätin Sommaruga vor gut einem Jahr geeinigt. Und heute?

In einer gemeinsamen Erklärung im Dezember 2021 von Kantonen, Branchen- und Schutzverbänden, hatte man sich auf 15 Stauseeprojekte geeinigt, die man genauer anschauen wollte. Dabei ist bei manchen der Eindruck entstanden, diese 15 Stauseeprojekte seien so gut wie beschlossen.

Zudem waren die 15 Stauseeprojekte Bestandteil der Diskussion zum neuen «Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien» im Ständerat und kürzlich ebenso in der Kommission für Umwelt Raumplanung und Energie UREK des Nationalrates.

Braucht die Schweiz neue und grössere Stauseen? Was gilt für die betroffenen Gebiete: Schützen oder nützen?

Wir brauchen keine Neubauprojekte

Sind diese 15 Stauseeprojekte also so gut wie abgesegnet? Auf keinen Fall, sagen Vertreterinnen und Vertreter der Umweltverbände. «Wir haben nicht ja gesagt zum bedingungslosen Bau dieser 15 Stauseeprojekte, wir haben ja gesagt, diese Projekte zu prüfen», stellt Stella Jegher von Pro Natura richtig. Pro Natura  setzt Fragezeichen hinter Neubauprojekte wie den angedachten Stausee unterhalb des Gornergletschers im Wallis oder dem Stauseeprojekt unterhalb des Triftgletschers im Berner Oberland.  

Man könne höchstens noch bestehende Anlagen optimieren, sagt Stella Jegher von Pro Natura. Für sie steht fest: «Die Energiewende muss und kann natur- und umweltverträglich gelingen. Das ist möglich, auch ohne dass noch jeder Tropfen Wasser energetisch genutzt wird». Namentlich mit Fotovoltaik auf bestehenden Gebäuden und Infrastrukturen gäbe es grosses Potential. Und wichtig: «Rund ein Drittel des heutigen Stromverbrauchs könnten eingespart werden, das ist ein Vielfaches von dem, was wir mit neuen Stauseen gewinnen.»

Wir sind darauf angewiesen

Ganz anders sieht es Jean-Philippe Kohl, Vizedirektor von Swissmem, dem Verband der Schweizer Tech-Industrie. Man unterstütze das Ziel Netto Null bis 2050. Weg von den Fossilen heisse für die Schweiz, dass man künftig grösstenteils mit Elektroautos unterwegs sein und die Gebäude mit Wärmepumpen heizen werde. «Dafür werden wir massiv mehr Strom brauchen als wir heute produzieren». Auch die Industrie sei in Zukunft auf eine sichere, klimaneutrale Stromversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen angewiesen. Für ihn ist klar: «Damit uns in den nächsten Jahren im Winter buchstäblich nicht der Strom ausgeht, braucht es diese zusätzlichen Speicherkraftwerke.»

Gäste im Forum

Braucht die Schweiz neue und grössere Stauseen? Was gilt für die betroffenen Gebiete: Schützen oder nützen? Darüber diskutierten in der Sendung «Forum» auf Radio SRF 1 von 10:00 – 11:00 Uhr folgende Gäste mit Hörerinnen und Hörern:

  •  Stella Jegher, Abteilungsleiterin Politik und Internationales Pro Natura
  •  Jean-Philippe Kohl, Vizedirektor und Leiter Wirtschaftspolitik Swissmem

    Forum, 14.02.2023, 16:40 Uhr, Radio SRF 1

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