Ostschweizer Dialekte gehören zu den unbeliebtesten der Schweiz. Man verbindet sie mit Dummheit oder Arroganz, findet sie spitzig und quäkig. Aber warum eigentlich? Eine Studie der Universitäten Cambridge und Zürich hat gezeigt, dass Menschen, die die Schweiz nicht kennen, den Berndeutsch und Thurgauer Dialekt genau gleich schön finden. Es muss also aussersprachliche Faktoren für die Unbeliebtheit der Ostschweizer Dialekte geben.
Der Thurgauer Dialektologe Martin Graf erklärt in der «Schnabelweid» die typischen Merkmale der Ostschweizer Dialekte. Ausserdem weiss er, warum sich Ostschweizer-Dialekte zum Teil in Richtung Zürichdeutsch bewegt hat.
Selbstbewusste Ostschweizer Bühnenkünstler
Obwohl ihr Dialekt in der Schweiz immer noch unbeliebt ist, hat sich in den letzten Jahren in der Ostschweiz eine starke Mundartszene entwickelt. Vor allem Musik und Spoken Word in Ostschweizer Dialekt boomen – auch ausserhalb der Kantonsgrenze.
Die Schaffhauser Bands Min King und Papst & Abstinenzler, die St. Galler Manuel Stahlberger und Gülsha Adilji sowie die Thurgauerin Lara Stoll sind nur einige Beispiele für das gewachsene Ostschweizer Selbstbewusstsein auf den Bühnen.
«Hopp Sanggale!»
Der Kabarettist und Spoken-Word-Künstler Renato Kaiser aus Goldach (SG) hat vor ein paar Jahren in seinem Buch «uufpasse nöd aapasse» sein St. Galler-Sein zum Thema gemacht. Mit viel Witz und Ironie behandelt er darin den Minderwertigkeitskomplex der Ostschweizer. Würde er das Buch heute wieder so schreiben? In der «Schnabelweid» gibt er eine Anwort darauf und erzählt, wie er mit seinem Dialekt beim Publikum ankommt.
Kürzlich hat Susan Osterwalder das erste St. Galler Wörterbuch herausgebracht. Es trägt den Titel «Hopp Sanggale!» und soll dem St. Galler Dialekt mehr Selbstbewusstsein verleihen. Susan Osterwalder erzählt in der «Schnabelweid», was ihr Lieblings-Dialektwort ist und wie sie zum Dialektwandel in der Ostschweiz steht.