Der beste Mundart-Songtext: Mani Matter – «Dene wos guet geit»
«Wer es schafft, in knapp 25 Sekunden die Welt, unsere Gesellschaft und die damit verbundenen Strukturen stringent zu erklären, ist ein Meistertexter. 'Dene wos guet geit' hat eine unerreichte Qualität. Der Text dieses Songs begegnet einem fast täglich in x Situation an unterschiedlichsten Orten.
Ein Songtext zum Ausschneiden, Einrahmen und Aufhängen. Er kann einen zur Verzweiflung bringen – hat aber auch ein tröstendes Potenzial und hilft immer wieder zu akzeptieren, dass die Welt nun mal so funktioniert, wie sie funktioniert. Bzw. eben irgendwie nicht funktioniert.»
Gregi Sigrist, SRF-Musikredaktor
Der schlechteste Mundart-Songtext: Mash – «Ewigi Liäbi»
«Nüchtern betrachtet, haben wir es hier ganz einfach mit einem äusserst holprigen Schulaufsatz zu tun. Die Metaphern sind beliebig und schwach, die Redewendungen nicht immer stimmig.
Nichtsdestotrotz: 'Ewigi Liäbi' ist ein Hit. Wieso? Vielleicht, weil dieser Song unglaublich authentisch ist. Es könnte der erste, einzige und letzte Song sein, den 'Stefan' für 'Silvia' geschrieben hat und ihr als Heiratsantrag mit schweissigen Händen und zittriger Stimme auf dem heimischen E-Piano vorträgt.»
Gregi Sigrist, SRF-Musikredaktor
Die beste Mundart-Übersetzung: Züri West «Mir wei nid grüble (s isch scho rächt)»
«Kuno Lauener von Züri West ist ein Meister im Übersetzen von Songtexten in den Dialekt. Und er übersetzt die Texte nicht 1:1, sondern macht sie zu seinen eigenen. So wie auch Bob Dylans 'Don’t think twice – it’s alright'.
Den bitterbösen, besserwisserischen Text über eine Trennung macht Kuno Lauener zu einem undramatischen und selbtkritischen Fazit über eine gescheiterte Beziehung. Die feinen Unterschiede in der Sprache machen es aus. Grandios.»
Markus Gasser und André Perler, SRF-Mundartexperten
Der missverstandendste Mundart-Songtext: Maja Brunner «Das chunnt eus spanisch vor»
«'Voller Fremdenhas', 'SVP-Hymne', 'unterste Schublade': So negativ wird der Schlager-Hit von 1987 im Internet kommentiert. Im Lied geht es darum, dass man in der Schweiz kaum mehr Dialekt höre, dass alle nur noch ausländische Speisen ässen und so weiter – kräftig gewürzt mit Fluchwörtern.
Kaum jemand hat gemerkt, dass der Text eigentlich ironisch gemeint ist. Charles Lewinsky, selber SP-Mitglied, hat ihn geschrieben – als witzig-satirischen Kommentar zu fremdenfeindlichen Aussagen. Nur ist das beim Publikum nie wirklich angekommen. Dafür ist die Ironie im Text einfach zu wenig deutlich.»
Christian Schmutz und André Perler, SRF-Mundartexperten